Glauben in der Eisenwurzen 183 von demselben Pfarrer [wie zuvor sein Bruder, der ebenfalls ausgewandert war, Anm.]eingesegnet.Am 5. August war er wieder daheim." Doch wiederzu Hause in Sierning,sah sich der Nagelschmied erneut mitzahlreichen Schikanen konfrontiert. Nachdem das Einsegnungszeugnis aus Gründen der Nostrifizierungzum Kreisamte Steyr geschickt worden war,erhielten der Nagelschmied und seine Schwester einen abschlägigen Bescheid, weil man ihnen vorwarf, mit der Konvertierung zum Protestantismus in Schlesien die hierzulande gültigen Toleranz gesetze umgangen zu haben. Ehe also das Nostrifizierungsverfahren endgültig abgeschlossen werden konnte, mußten sich der Nagelschmied und seine Schwester noch einem sechswöchigen „Religionssunterricht" anschließen. „So, jetzt mußten sie die Sache wieder von vorne anfangen", schreibt dazu Schiefermair.„Am Heiligen Abend des Jahres 1838 meldeten sie sich [der Nagel schmied und seine drei Geschwister, Anm.j beim Pfleger zum sechswöchigen Unterricht.Am 24.Jänner 1839 erhielten sie den Bescheid,daß sie zum Unterricht zugelassen werden. Aber der Pfarrer gab ihnen keinen Unterricht." Daraufhin wandte sich der Nagelschmied an einen Linzer Anwalt, bis er und seine Geschwister letztlich doch den ersehnten Religionsunterricht erhielten. Vom 7. Eebruar bis Ende März 1839 hatten sie nun zweimal in der Woche beim Sierninger Pfarrer Michael Gary zu erscheinen,der ihnen am Ende des Unterrichts folgendes Zeugnis ausstellte; „Von Seiten der gefertigten Pfarrvorstehung wird hiermit bezeugt, daß sich die vier Pegsteigerischen Geschwister Michael, Josef, Elisabeth und Katharina während des sechswöchigen Unterrichtes gegen alle Belehrung im katholischen Glauben hartnäckig bewiesen,auf die an sie gestellten Fragen widerspenstig keine Antwort gegeben und wo sie doch antworteten, sich zu Antworten bekannt haben, welche keiner von den in den österreichischen Staaten tolerierten Konfessionen eigen sind,weswegen besagte Geschwister wohl als Separatisten erscheinen, keineswegs aber auf Duldung nach dem Toleranz patent Anspruch haben oder in die Genossenschaft einer tolerierten Konfession zugelassen zu werden geeignet sind, umso weniger als sie der Belehrung keine Gründe, sondern nur Hartnäckigkeit ihrer eigenen, von allen tolerierten Konfessionen dissentierenden Ansichten entgegengesetzt haben. Pfarramt Sierning am 27. März 1839; Michael Gary, Pfarrer." Mit diesem Zeugnis wurden der Nagelschmied und seine Geschwister nun neuerlich zum Kreiskommissär nach Steyr geschickt, zwecks Anerkennung ihrer Konvertierung zum Protestantismus. Bei Gericht jedoch erklärte man ihnen, daß dieses Zeugnis ausformalen Gründen für nichtig erklärt werden müsse.Der Nagel schmied mußte also in der Folge nochmals seinen Anwalt Dr. Preuer bemühen,ehe die Geschwister Pegsteiger am 17. April 1839 offiziell aus der katholischen Kirche entlassen wurden. Wie aus den Notizen Schiefermairszu entnehmen ist, meldeten sie noch am selben Tag ihren Eintritt in die evangelische Kirche in Neukematen, die für Sierning zuständig war. Bereits am 21. April 1839 wurden sie dort mit feierlichem Segen aufgenommen. Die Konvertierung war ihnen also nach vielen Hindernissen doch noch möglich gemacht worden. LITERATUR Haider, Siegfried; Geschichte Oberösterreichs. Wien 1987 Litschauer, Gottfried; Kleine Österreichische Geschichte. Wien 1961 Schiefermair, Karl: Wie mein Großvater evangelisch wurde. Unveröffentlichtes Manus kript[Masch.]. Rottenmann 0. J. Uibrich, Katharina: Vergessenes Schicksal. Die Evangelischen im Raum Bad Hall von 1520 bis 1994. Katalog zur Sonderausstellung. Bad Hall 1994
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