176 Glauben in der Eisenwurzen Der Sierninger Aufstand von 1588 von Reinhold Krater Als Im Juni 1588 der sogenannte Sierninger Aufstand begann,ahnte noch niemand, daß diese zunächst iokai begrenzte Bauernerhebung bald auf die gesamte Eisen wurzen übergreifen sollte. Vorausgegangen waren diesem Konflikt Mißerfolge mit der Rekatholisierung, die in der Ablösung des Passauer Domherrn und Pfarrers von Sierning, Dr. Georg Gott hard, gipfelten. Das Bistum setzte daraufhin den Domherrn Johann Tätenpeck als Pfarrer in Sierning ein. Dieser sollte den Ort rekatholisieren (vgl. Eder 1936,S.237). Kaum hatte Tätenpeck die Amtsgeschäfte übernommen,ersuchte er die Herrschaft Steyr um Gewährung von Maßnahmen,die einschneidende Veränderungen für das Pfarrleben von Sierning mit sich brachten und vor allem für viele protestantisch gesinnte Mitbürger einen Affront bedeuten sollten. Denn Tätenpeck forderte zum Beispiel,daß nur der in Sierning begraben werden solle, der auch in der örtlichen Kirche die Sakramente empfange. Da aber zahlreiche, vor allem protestantisch gesinnte Sierninger dem Gottesdienst in anderen Pfarren beiwohnten, kam dies einer Verweigerung eines Begräbnisses gleich. Zweitens wollte Tätenpeck die Kommunion unter beiden Gestalten nur mehr dann gewähren, wenn die Gaben auch tatsächlich in der Messe konsekriert wurden. Damit konnte die Kommunion aus Brot und Wein fortan nur mehr in katholischen Gottesdiensten gewährt werden, weil der katholische Klerus - in Ermangelung einer apostolischen Sukzession bei den Protestanten (d. i. eine Weihe und nicht bloß eine Ernennung der Priester)-die sogenannte „Realpräsenz"(die leibhaftige Anwesenheit von Christus in der Hostie als Folge der Wandlung durch einen geweihten Priester) in protestantischen Gottesdiensten in Abrede stellte (vgl. Eder 1936,S. 238). Als schließlich am 24. Mai der Burggraf von Steyr die Forderungen Tätenpecks legitimierte (vgl. Annalen XViil, Bl. 429f), ließ dieser Anfang Juni das Pfarrvolk zusammenrufen. Die Gläubigen hatten sich nun in Anwesenheit des Sierninger Schulmeisters Franz Rottenhofer und des Amtmannes Sigmund von Pollheim per Revers zu entscheiden, ob sie bei der Augsburger Convention (Protestantismus) bleiben oder aber wieder zur Passauer Zeremonie (Katholizismus) übertreten wollten. Da aber niemand zur Passauer Zeremonie zurückkehrte, eskalierte der Streit zwischen dem Pfarrer und den Bauern; letztere sahen nämlich in der Vor gangsweise Tätenpecks, die Bauern im Beisein des Amtmannes und des Schul meisters per Revers zur Rückkehr zur Passauer Zeremonie zu bewegen, einen Verstoß gegen den Religionsfrieden und die von Kaiser Maximilian gewährte freie Religionsausübung (vgl. Eder 1936,S. 238). Aufgrund weiterer Tumulte vor dem Sierninger Pfarrhof erstattete der Pfarrer
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