174 Glauben in der Eisenwurzen i Das„Lutherische"bzw. Protestantenstöckl gegenüber der Taverne am Moos in Kleinreifling auch viele Frauen. Die Bilder am Seitenaitar könnten sich also auf die Über lieferung der Hinrichtungen beziehen und wurden im gegenreformatorischen Geist umgedeutet. Unangenehme Erinnerungen an rein religiös bedingte und an unschuldigen Menschen vollzogene Hinrichtungen wurden so zu einer Geschichte von Schuld und Sühne umgestaltet, die Opfer zu Tätern gestempelt. Aber auch für solche Wiedertäufer,die widerriefen,gab es strenge Bestimmungen. Sie sollten lange Zeit öffentlich büßen,in Abgeschiedenheit leben und keine Waffen mehr tragen dürfen. Diese Vorschriften kamen aber wahrscheinlich nie in der harten Form zur Anwendung. Die Wiedertäufer blieben bei ihren Aktivitäten aber nicht nur aufSteyr beschränkt, sie kamen auch ins Ennstal und gründeten dort kleine Gemeinden. Eine aus dem Jahr 1527 überlieferte Gemeinschaft von Wiedertäufern traf sich in der Taverne am Moos zwischen Weyer und Kleinreifling. Gegenüber diesem Einkehrgasthof an der Eisenstraße lag das sogenannte „Stöckl", ein Gebäude, in dem sie ihre Messen abhielten und Zusammenkünfte feierten. Im ersten Stock soll sich der Gebetsraum befunden haben, der auch mit Fresken verziert war. Ob diese Fresken in Zusam menhang mit den Messen der Wiedertäufer standen,ist nicht mehr nachzuweisen - sie wurden später übertüncht. Bemerkenswert waren auch das spätgotische Steinportal, Steingewände der Fenster mit gedrehter Stabverzierung, Sgraffitoreste, Gewölberäume und eine spätgotische Tür. Das Gebäude wurde leider im Zuge des Ausbaus der Eisenstraße (B 115) in den siebziger Jahren demoliert. Bis zuletzt hieß das Haus im Volksmund „das Lutherische" ('s Luadarische) oder das „Protestantenstöckl"; es soll das größte Gebetshaus der Wiedertäufer gewesen sein. Im Ortsteil Arzberg der Gemeinde Reichraming befindet sich in der Nähe der Bundesstraße eine Höhle,die in ihrer Form an den Innenraum einer kleinen Kirche erinnert. Im Volksmund wird sie „Teufelskirche" genannt. Es ist anzunehmen,daß aus der ursprünglichen Bezeichnung „Täuferkirche"im Zug der Gegenreformation die „Teufelskirche" wurde. Interessant ist in diesem Zusammenhang,daß auch aus der Reichraminger Täufer gemeinde Personen bekannt sind, die keineswegs nur einfache Handwerker oder Metallarbeiter waren. Der Steyrer Handelsherr Wolfgang Köberer und seine Frau Barbara werden 1575 als Wiedertäufer genannt. Köberer, Enkel des obenge nannten Leonhard Köberer, handelte mit Steyrer Messern und lieferte sie bis nach Nürnberg. Vermutlich besaß er am Reichramingbach in der Nähe der Mündung in die Enns einen Eisenhammer. Mit Hilfe Bernhard Mannsteins errichtete er in den Jahren vor 1578 anstelle des Hammers eine Messingfabrik. Wolfgang Köberer schwor zwar der Wiedertäuferlehre ab, seine Frau Barbara blieb aber standhaft. Köberer starb vor 1588, seine Frau wurde als Wiedertäuferin von ihrem Bruder Daniel Strasser in der Kirche von Opponitz im Jahr 1591 bestattet. Die Steyrer hatten Bedenken, sie als Wiedertäuferin in ihrem Friedhof bestatten zu lassen. Barbara entstammte also jener bekannten Steyrer Familie,die in den Quellen auch als „die reichen Strasser" bezeichnet wird und 1578 die gesamte Herrschaft Gleiß kaufte. In der neuen Pfarrkirche von Opponitz (erbaut 1852-1854) steht links hinten der beeindruckende Epitaph aus rotem Marmor mit der lebensgroßen Relieffigur
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