Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

i6o Glauben in der Eisenwurzen 4, w PSiur «l»^a'(<5<r*5rlM9 i". Sapr inbir J>Xii|i< jiO«<|i^tn JlV «in» WiU4«tt ©fern, yetw») >)t ><0is tjli»4»»^^fui3cÄ9r^ IfC ^(}'m ta ¥^'9^ 3^^au^JMb. Ruhender Sebald in der Grotte derSebaldi-Kapelte am Heitigenstein, Aquarell von j. G. Frey Heiliger Sebald (t um 1070) Der Legende nach soll Sebald,ein dänischer Königssohn,im 8.Jahrhundert in Paris studiert und eine französische Prinzessin geheiratet haben. In der Hochzeitsnacht oder am Tag nach der Hochzeit habe er seine Gemahlin verlassen. Danach habe er eine Pilgerreise nach Rom unternommen,um von Papst Gregor Ii. die Erlaubnis zu erhalten, den Glauben zu predigen. Auf seiner Missionsreise sei Sebaldus bei Vicenza mit den beiden Angelsachsen Willibald und Wunibald zusammengetroffen. Nachdem Sebald seine Missionstätigkeit in Oberitalien beendet hatte,sei er nach Franken gekommen, habe 15 Jahre als Einsiedler in der Umgebung von Nürnberg gelebt, dort gelehrt und Wunder gewirkt. Im Jahre 801 sei er in dieser Stadt gestorben. Diese fabulierende Überlieferung mit nicht gesicherten Daten - Teile der Legende sind dem Leben des hl.Theobald von Vicenza entnommen-wurde bis in das 20.Jahrhundert beibehalten. Da jegliche Erwähnung in zeitgenössischen Quellen fehlt, wird die historische Gestalt des hl. Sebald infolge der Verehrung seines Grabes in Nürnberg erst nach seinem Tod faßbar. Sebald starb um 1070. Über dem Grab des Stadtpatrons von Nürnberg wurde im 14. Jahrhundert die Sebalduskirche errichtet, in der seine Reliquien bis heute in einem kostbaren Schrein verwahrt werden. Die wirtschaft lichen Beziehungen zwischen dem Hammerschmiede-Ort Weyer und der Handels stadt Nürnberg''^ dürften die Übertragung des Sebaldkultes auf den Helligensteln bei Gaflenz mitbewirkt haben, deckten doch die Nürnberger Stahlhändler ihren Bedarf an Eisen über Jahrhunderte aus Innerberg in der Steiermark, das unter anderem auch in den Hammerwerken des Gaflenztales zu Stahl ausgeschmiedet wurde.^9 Bereits vor seiner Heiligsprechung, die am 26. März 1425 durch Papst Martin V. in Rom erfolgte, wurde auf dem Heiligenstein bei Gaflenz ein Kirch lein („Capella ad sanctum lapidem") errichtet, das am 29. August 1413 durch Weihbischof Andreas I. Tallaci zu Ehren aller Heiligen und besonders des hl. Sebald geweiht wurde. Damit beginnt die Geschichte der bedeutendsten Sebald-Verehrungsstätte außerhalb von Nürnberg. Im Pfarrarchiv von Gaflenz findet sich in einer Handschrift ein Mirakelbericht aus der Zeit um 1643, in dem von 6 Fällen wunderbarer Heilung und Gebetserhörung die Rede ist. Ein Beweis für die Beliebtheit dieses Heiligen bei den Bewohnern des Gaflenztales ist die frühere, relativ häufige Verwendung des Taufnamens Sebald. 15% der in einem Steuerverzeichnis der Pfarre Weyer von 1554 genannten männlichen Personen waren auf den Namen Sebald getauft.20 Aber auch das bis heute in der Ortschaft Lindau in Gaflenz gebräuchliche SebaldiBeten (18., 19., 20. August) bei den Sebaldi-Kapellen des Roaner- und des Kirsngutes ist zu nennen. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, als die Bewohner dieser Gegend protestantisch waren, hielt der Wallfahrerzuzug zum Heiligenstein an. Dies bezeugen die Kritzelinschriften bei der Emporenstiege der Kirche am Heiligenstein. Sebalds große Anziehungskraft mag auf die sehr volkstümliche Lebens beschreibung zurückzuführen sein, die sein unmittelbares Eingreifen in die alltäglichsten menschlichen Dinge vor Augen führt.

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