Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

Glauben in der Eisenwurzen 157 Manche der Marterln und Kapellen weisen auf nahegelegene Wallfahrten hin, wie das sogenannte „Steinböck-Kreuz" beim Steinböcken-Gut in Steinbach an der Steyr, welches das Gnadenbild „Maria von Adlwang" zeigt. Reliquienverehrung Ein bedeutendes Segment der Heiligenverehrung bildet der Reliquienkult. Hatte man bis ins 12. Jahrhundert vornehmlich die Reliquien von Heiligen verehrt, die in den ersten Jahrhunderten des Christentums gelebt hatten,so wuchs allmählich die Zahl zeitgenössischer Heiliger. Dies mag damitzu tun haben,daß sich diese als wirkungs vollere Fürsprecher erwiesen,da sie noch frisch im Gedächtnis waren. Man identifi zierte sich mit den eigenen Landsleuten und Zeitgenossen mehr. Dazu kommt,daß ihre Lebensbeschreibung auch meist von Augenzeugen verfaßt wurde. In der Eisenwurzen ist die Reliquienverehrung durch schriftliche Zeugnisse seit dem Hochmittelalter belegt. In der Vita des hl. Berthold wird berichtet, daß dieser von Garsten nach Melk zum Grab des hl. Koloman,des damaligen Landespatrons von Österreich, gepilgert sei. Bald nach Bertholds Tod fanden sich große Pilger scharen an seinem Grab ein.Dieses wurde Anfangdes17.Jahrhunderts so gestaltet, daß man durch ein kleines Fenster seine Kopfreliquie sehen konnte. In der Zeit des ausgehenden Mittelalters treffen wir im Bereich des Reliquienkultes auch auf Abwegigkeiten, wie zum Beispiel ein Blick auf den Reliquienschatz des 1496 geweihten Dreifaltigkeitsaltares der Schneiderzeche in der Stadtpfarrkirche Steyr zeigt. Der Protestant Valentin Preuenhuber berichtet, daß dieser Altar folgende Reliquien enthält: „Ein Stück vom Grab Christi, einen Zahn des hl. Maurus,einen Stein,aufdem Maria kniete,als ihr der Engel den Gruß brachte, etwas von Johannes dem Täufer, dem Hirn des hl. Bartholomäus, von den Heiligen Sebastian, Agapitus, Georg, Koloman, Oswald, Ursula, vom Grab der hl. Katharina, von der Zelle des Evangelisten Markus und von den fünf Gersten broten. Für heutige Begriffe absonderlich mutet auch ein Eintrag im Gaflenzer Missale an, gemäß dem im 1413 geweihten Altar der Sebaldus-Kirche am Heiligenstein Reliquien vom Schweißtuch Christi,vom Apostel Andreas,vom Ort der Erscheinung des Heiligen Geistes über den Aposteln,vom Märtyrer Konstantin,von den 10.000 Märtyrern, den Soldatenmärtyrern, von den Bischöfen Udalrich und Alexander, vom Bekenner Paulinus, von den Märtyrern Christopherus und Pankraz, von den Jungfrauen Katharina, Barbara, Zäzilia, Margaretha, Ehrentrudis und von den 11.000 Jungfrauen eingeschlossen seien.i'' Ein schönes Beispiel barocken Reliquienkultes finden wir auch auf einem Ölbild, das im Heimatmuseum Steyr verwahrt wird. Über Anregung des damaligen Landeshauptmannes von Österreich ob der Enns, Franz Josef Graf Lamberg, wurden aus Anlaß des Sieges über die Türken am 26. September 1688 die Reliquien der hl. Columba in einer feierlichen Prozession in die Pfarrkirche Steyr übertragen. Wie dem Bild zu entnehmen ist, wurde diese Reliquien-Translatio von der Geistlichkeit,den ördensangehörigen,Bruderschaften,Handwerkszünften und dem Magistrat begleitet. 1689 erhielt die Stadt Steyr die Erlaubnis zur jährlichen

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