152 Glauben in der Eisenwurzen Ein Kaiser „denkt" Kirche, für oder gegen das Volk? Die Aufklärung - Kirche nach landesfürstlicher Vernunft Gleichzeitig begann sich aber allenthalben eine neue Denkweise zu regen. Die Bischöfe waren immer stärker daran interessiert, den Stiften die Seelsorge abzu nehmen und die Pfarrstellen mit eigenen Klerikern zu besetzen, da den Ordensgeistlichen mangelnder Seelsorgeeifer zum Vorwurf gemacht wurde (Rehberger). Die glaubens- und klosterkritische Idee der Aufklärung begann schon unter Maria Theresia erste Folgen zu zeigen. Mit der Auflösung des Jesuitenordens durch Papst Klemens XIV. am 21. Juli 1773 war ein deutliches Zeichen gesetzt worden. Die jesuitenklöster in Steyr, Linz und Traunkirchen hörten aufzu bestehen. Die mit Einverständnis des Papstes bis 1781 erfolgte Auflösung von ca.80 Klöstern in der Lombardei ermutigte manche Diözesanbischöfe, auf diesem Weg ihren Einfluß zu stärken. Der josephinismus als einzigartige Form des österreichischen Staatskirchentums sah in der Kirche einen Teil des landesfürstlichen Macht anspruches. Die Gründung der Diözese Linz durch kaiserliche Entschließung mit 1783 und das staatliche Eingreifen in Liturgie und kirchliche Verfassung ohne entsprechende Rücksprachen entsprachen voll der Auffassung des Kaisers von einem „aufgeklärten Staat". Als am 12.Jänner 1782 von Josef II. das Klosteraufhebungsdekretfür alle beschau lichen Orden publiziert wurde, begann sich das Ende einer Institution abzu zeichnen, die wie kaum eine andere Gemeinschaft die geistige, religiöse und kulturelle Entwicklung einer Landschaft geprägt hatte. Mit 20.Juli 1783 wurde die Aufhebung der Klöster von den „unnützen" auf die „entbehrlichen" ausgedehnt: damit waren alle Ordensniederlassungen von der Aufhebung bedroht. Diesem Josefinischen Klostersturm fielen allein in Oberösterreich 24 Klöster und Stifte zum Opfer. Eines von ihnen war 1787 Garsten, das als Hauskloster der steirischen Otakare seit 1082 die Geschicke unseres Landes mitgelebt und an vorderster Stelle auch mitgestaltet hatte. LITERATUR Eder, K.; Studien zur Reformationsgeschichte Oberösterreichs. 2 Bände. Linz 1932 und 1936 Frieß, G. E.: Geschichte des Benediktiner-Stiftes Garsten, in; Studien und Mitteilungen aus dem Benediktiner- u. Zisterzienserorden. Mehrere Jahrgänge Qg.1880 und 1881) Haider, S.: Geschichte Oberösterreichs. Vig. GS u. Politik Kann, Robert A.: Geschichte des Habsburgerreiches 1526-1918. Verlag Böhlau, Wien/Köin/Graz 1982 Pritz, E. X.: Geschichte der ehemaligen Benediktiner-Klöster Garsten und Gleink im Lande ob der Enns und der dazugehörigen Pfarreien. Linz 1841 Oers.: Geschichte des Landes ob der Enns.2 Bände. Linz 1846 und 1847 Reingrabner, G.: Protestanten in Österreich. Wien/Köin/Graz 1981 Rehberger, K.: Die Stifte und Klöster Oberösterreichs. Von der Gründung bis Josef Ii. in: Kirche in Oberösterreich. 200 Jahre Bistum Linz. Kat.zur Landesaussteilung 1985 Wodka,J.; Kirche in Österreich. Wien 1959 Zauner, Alois: Kirche und Klöster, in: Jb. d. OÖ. Museaivereins, 128. Bd. Das neue Bild von OÖ. Linz 1983,64-70 Zinnhobler, Rudolf: Kirche in Oberösterreich; Teile 2,3 u.4. Straßburg 1993
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