Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

148 Glauben in der Eisenwurzen Mit großem pädagogischen Geschick und südländischem Verständnis für Schau spiel versuchten die Jesuiten, möglichst alle Sinne anzusprechen und für ihre Missionsarbeit einzusetzen. Die Fronieichnamsprozession wurde als katholisches öffentliches Bekenntnis wieder ins Leben gerufen, Passionsspieie in Schulen wurden aufgeführt und religiöse Weihespiele demonstrativ auf Plätze verlegt; Religion wurde als Schauspiel inszeniert. Nachdem die Jesuiten 1622 auch das verlassene KlosterTraunkirchen übernommen hatten,wurden sie durch Ferdinand 11. nach Steyr berufen,wo sie zur gleichen Zeit ein Gymnasium eröffneten. Die Kapuziner,die sich vorwiegend um die Rekatholisierung der Landbevölkerung bemühten, errichteten in Linz bereits um 1606 ein eigenes Kloster; weitere 8 Klöster sollten bis 1640 folgen (Rehberger). Die Niederlassung der Kapuziner in Steyr um 1615 geht auf einen direkten Auftrag von Kaiser Matthias zurück; das entsprechende Grundstück für das Kloster widmete Abt Anton Spindler von Garsten. Die Bauernunruhen von 1626 und Abt Anton Spindler Abt Anton Spindler(1615-1642)setzte in Steyr auch vom Stift aus deutlich Flagge. Er ließ in der Spitalskirche von Steyr wieder den katholischen Gottesdienst einführen - gegen starken Protest der protestantischen Bürger. Da zu diesem Zeitpunkt mit Siegmund Freiherr von Lemberg bereits ein streng katholischer Burggraf über die Stadt herrschte, konnte die Gegenreformation mit dem entsprechenden Nachdruck durchgesetzt werden. Auf Landesebene hatte sich durch Erasmus von Tschernembl, den Führer der protestantischen Stände, die Lage inzwischen dramatisch zugespitzt. Die protestantischen Stände verbündeten sich zur Wahrung ihrer Freiheiten mit den Ständen in Böhmen und weigerten sich nach dem Tode von Kaiser Matthias(1619), dem neuen Landesfürsten, Erzherzog Ferdinand 11., zu huldigen. Dieses Sonderabkommen der obderennslschen Stände mit Böhmen wurde nur von den weltlichen Ständen unterzeichnet. Als die böhmischen Stände König Ferdinand absetzten und Friedrich V. von der Pfalz, den „Winterkönig", zum neuen König erhoben,war auch Tschernembl in die Beratungen involviert. Die militärische Eska lation war vorprogrammiert;Ferdinand II.schloß mit Flerzog Maximilian 1. von Bayern, dem Führer der katholischen Liga, einen militärischen Beistandspakt. Schon am 30.Juni 1620 wurde der bayerische Herzog mit der Niederschlagung des ständischen Aufstandes in Oberösterreich beauftragt und ihm dafür das Land ob der Enns zur Entschädigung entstehender Kriegskosten verpfändet. Die Rekatholisierung unter Adam von Herberstorff, dem bayerischen Statthalter, wurde durch die kaiserlichen Reformationspatente von 1624/25, die die Ausweisung aller protestantischen Prediger befahlen sowie die verbindliche Teilnahme an katholischen Gottesdiensten, Prozessionen und Predigten vorsahen,immer energischer. Bis Ostern 1626 mußten alle Bewohner des Landes wieder zum katholischen Glauben übertreten; Unwillige mußten auswandern und 10% Ihres Vermögens als Nachsteuer bezahlen. Nur der Adel durfte sich noch zur Augsburger Konfession bekennen.

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