Glauben in der Eisenwurzen 145 Garsten beherbergte mit 18 Konventuaien zwar noch viele Ordensmitgiieder, der innere Zustand war aber alles andere als erfreulich. Anton I. Prundorfer (1559-1568) war bereits als Pfarrer von Gaflenz öffentlich zur neuen Lehre übergetreten und hatte sich verehelicht. Obgleich er schon vor der Wahl erklärte, er werde seine Ehefrau der Mitra willen nicht verlassen, wurde er trotzdem zum neuen Vorstand des Klosters gewählt. Alsbald heirateten immer mehr Stiftsangehörige,so daß die wenigen katholisch gebliebenen Konventuaien sich ins Innere des Stiftes zurückzogen und den Großteil des Klosters den protestantischen Mitbrüdern überließen. Die Situation war kurios, ein innerer katholischer und ein äußerer protestantischer Konvent mit verheirateten Mitgliedern lebten nun in demselben Kloster. Ferdinand I. erklärte zwar die Wahl für ungültig, die Landstände anerkannten aber Abt Anton und wählten ihn zum Abgeordneten des Prälatenstandes. Die innere Auflösung des Ordensideals begann sich auch allmählich wirtschaftlich auszuwirken, versuchte doch nun der protestantische Adel den unter ständiger Geldnot leidenden Stiften immer mehr ihrer Dotationen wieder abzunehmen. Die ursprünglich religiöse Intention der Stiftungen war ja inzwischen weggefallen. So versuchte der protestantische Burggrafvon Steyr,Adam Hofmann,Garsten den Damberg wegzunehmen. Abt Anton bekam nach langen Auseinandersetzungen letztlich nur mehr das Recht,aus diesem riesigen Waldgebiet jährlich 116 Bäume, zwei Hirsche und vier Hirschkühe zu erhalten (Annales Garstenses). In weiterer Folge erwarb so der Burggraf auch das jagdrecht des Stiftes zwischen Steyr und Enns sowie den Stiftsbesitz zu Mölln; dem Kloster verblieb nur mehr die soge nannte „kleine Jagd"(Annales Garstenses). Diese Vorkommnisse veranlaßten den Kaiser, bei der Klostervisitation von 1568 auch den Abtzu entlassen,obwohl außer ihm und dem Prior nur mehr vier Brüder das Stift bewohnten. Der von Maximilian I I. 1568 eingerichtete Klosterrat sah sich alsbald gezwungen, auch den nächsten Abt, Georg I I. Lochmayr, 1574 wegen seiner untragbaren Tätigkeit nicht nur seines Amtes zu entheben, sondern ihn auch im Schottenstift in Wien zu internieren. Georg war ursprünglich wegen seiner Frömmigkeit von den Schotten als Abt nach Gleink gekommen und hatte sich hier auch durchaus bewährt. Als Abt von Garsten wandte er sich aber dem neuen Glauben zu, vermählte sich und begann ebenfalls das Stiftsgut in unangemessener Weise zu veräußern, wenngleich Überschwemmungen und enorme Geldforderungen durch die Regierung ein gut Teil davon erzwangen. Erstaunlich das weitere Schicksal dieses Abtes, dem es nach der Internierung im Schottenstift gelang, nach Deutschland zu entfliehen. Er soll in Konstanz am Bodensee als Braumeister und Wirt sein Leben beendet haben (Kirchmayr). Die Macht des Absolutismus und die katholische Restauration Daß es nach diesem Niedergang tatsächlich zu einem Neubeginn und Wieder erstarken der katholischen Religion kam,war in erster Linie Verdienst der katho lischen Landesfürsten, die jetzt verstärkt auf katholische Reformation durch
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