142 Glauben in der Eisenwurzen zentrales Thema behandelt worden war, gelang es Albrecht, Melk und das Schottenstift in Wien mit Vertretern dieses Ordensideals zu besetzen. Die nach dem Vorbild Subiacos von Nikolaus Seyringer,dem ehemaligen Prior von Subiaco und ab 1418 Abt in Melk, aufgestellten „Consuetudines Mellicenses" sollten in allen Konventen der Salzburger Erzdiözese durchgesetzt werden. In Wien verlangte die eingesetzte Visitationskommission die Neubesetzung des gesamten Konvents der Schottenabtei.1419 gelangte die Kommission nach Ober österreich. Nachdem sie bereits in Seitenstetten und in Kremsmünster den Abt abgesetzt hatte, kam sie am 8. März nach Garsten, wo nach einer durch eine Protestkundgebung der Mönche unterbrochenen Reformierung Abt Florian von sich aus um eine Amtsenthebung ersuchte. Anschließend zogen die Visitatoren nach Lambach und waren bereits am 21. März in St. Florian anzutreffen,wo sie eine völlige Neuordnung der Vorschriften erließen. Obwohl sich die Visitatoren nur auf äußere Einhaltung der Ordensregeln beschränken konnten, gelang doch eine gewisse Verbesserung der Disziplin. Die oberösterreichischen Klöster zeigten damals einen erstaunlich guten Zustand. Garsten wies mit 39 Konventualen nach Niederaltaich in Bayern den höchsten Personalstand aller Klöster auf. Für Garsten wurden nur allgemeine Abweichungen von der strengen Ordensregel beanstandet und vor allem, daß die Seelsorge in neun Pfarren sowie gestiftete Messen und Jahrestage das klösterliche Leben belasteten. All diese Reformversuche blieben aber letztlich an Äußerlichkeiten hängen und führten nicht zu einer echten inneren Einkehr und Erneuerung des Glaubens verständnisses. Die wirtschaftlichen Verhältnisse hingegen zeigten einen ganz passablen Zustand. Der Reformator Martin Luther Martin Luther und die Folgen Die von Martin Luther durch die Auswüchse des Ablaßhandels eingeläutete weitere Reform stellte wie vormals schon Jan Flus die Rückbesinnung der Kirche auf das Evangelium und eine echte Diskussion der Glaubensinhalte in den Mittelpunkt. Mit Luthers Exkommunikation von 1521 begann die Spaltung der Kirche. In Steyr war zur Fastenzeit 1520 durch den Minoritenprediger Patricius, der mit Zustimmung des Abtes von Garsten eigens von der Bürgerschaft als Prediger angefordert worden war, erstmals die neue Lehre in der Stadtpfarrkirche vorgetragen worden, was natürlich im Rat und in der Bürgerschaft höchste Aufregung verursachte. So wie in Steyr breitete sich die Lehre Luthers auch in Gmunden, Enns, Freistadt, Vöcklabruck und in Linz rasch aus. In Steyr fanden 1525/26 die Predigten des Franziskanermönches Calixtus begeisterte Zuhörer,als er die Mißstände der Kirche und auch die katholische Lehre selbst angriff. Als ihn der Abt von Garsten deshalb entfernen lassen wollte, widersetzten sich Rat und Bürgerschaft der Stadt, und erst der direkte Befehl Ferdinands 1. konnte ihn aus der Stadt vertreiben. Wie stark aber damals bereits die Lehre Luthers auch ins Kloster selbst schon eingedrungen war,zeigt, daß der Vikar der Stadtpfarrkirche, Michael Forster, ehemaliger Prior des Klosters, Calixtus unterstützte und ähnliche
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