Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

132 Geschichte der Eisenwurzen Bergsteigerim Toten Gebirge, um igoo „Es spricht für die Arroganz der Repräsentanten der städtisch-intellektuellen Weit, daß sie sich einbilden,sie hätten die Alpen und den Alpinismus neu entdeckt,so als ob sie die ersten Menschen dort gewesen seienl"(Kramer, 21) Manchmal ist diese Arroganz auch heute noch der Grund für Spannungen zwischen den städtischen Touristen,den Wald- und Jagdbesitzern und der einheimischen Bevölkerung. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts drang von England ein neues Element in die frühe Bergsteigerei ein: der Leistungsgedanke und das beginnende Konkurrenzdenken. In diesem Zusammenhang muß auch die Gründung des ersten alpinen Vereins gesehen werden,der sich 1861 in London formierte (Alpine Club). Der „Österreichische Alpenverein" folgte schon 1862. Die Freude an der Natur, das subjektive Wahrnehmen und Empfinden der Bergwelt traten hinter die sportliche Komponente zurück. Die Gipfel wurden nun nicht mehr von Jagdgesellschaften oder von romantischen Naturliebhabern bzw. Forschern bestiegen,sondern als sportliche Herausforderung gesehen. Im Toten Gebirge kam dieser „run"aufdie Berge in der Erstbesteigungswelle zwischen 1893 und 1906zum Ausdruck (1893:Temelberg,2327 m;1897: Kreuz- und Zwillingskogel, 2180 m bzw. 2187 m,1898 die Teufelsmauer und 1906 der Ostrawitz). Auf bereits bezwungene Gipfel wurden immer schwierigere Touren gewählt und neue Routen gelegt. Die bekanntesten Namen unter diesen Bergsteigerpionieren des Toten Gebirges waren A. V. Ruthner, G. Hauenschild,A. und 0.Simony und J. Hinterberger. Auch der aus Linz stammende Goldschmied Robert Damberger(1881-1924) legte im Toten Gebirge viele neue Routen und schaffte viele Erstbegehungen (Spitzmauer SO-Grat, Brotfall Südgrat, Großer Hochkasten NO-Wand ...). Weiters erstieg er im Gesäuse, am Dachstein, in Gösau und im Mont-Blanc-Gebiet viele Gipfel. Eine Persönlichkeit, die das sportliche Bergsteigen seiner Zeit entscheidend mitprägte, war Paul Preuß (1886-1913). Er wird heute als Vater des „free climbing" gesehen und war neben Hans Dülfer(1892-1915)der beste Bergsteiger seiner Zeit. Paul Preuß war vor allem von der Ausseer Seite aus im Toten Gebirge aktiv, bestieg aber auch das Warscheneck(1910),den Scheiblingstein(1911) und den Großen Priel mehrmals(1909,1913). Technische Voraussetzungen für die Erschließung der Alpengebiete Die ersten Bergtouristen im 19. Jahrhundert hatten natürlich noch mit erheblich mehr Schwierigkeiten zu kämpfen als die Gäste heute. Anfahrtswege, Karten material und alpine Ausrüstung waren noch kaum vorhanden. Die großen technischen Neuerungen des vorigen Jahrhunderts wirkten sich auch auf den frühen Alpentourismus aus. Genaue Höhenmessungen, Photographie, Litho graphie und Stahlstich erleichterten Vervielfältigung und genaue karthographische Aufzeichnungen der Bergwelt und machten sie einem breiteren Publikum zugänglich. Eine weitere unbedingte Voraussetzung für die Entstehung des modernen Tourismus war die Entwicklung des Verkehrswesens. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden die großen Fernverkehrsstraßen in Europa wesentlich verbessert, doch

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