Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

122 Geschichte der Eisenwurzen Eine Region wird mobil von Bernd Kreuzer Im letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts hielten drei neuartige Verkehrsmittel Einzug in der oberösterreichischen Eisenwurzen,die die Mobilität der Bevölkerung entscheidend veränderten: die Eisenbahn,das Automobil und das Fahrrad. Mit Ausnahme des Fahrrads löste das jeweils neue Verkehrsmittel das vor herrschende alte ab und übernahm dessen dominierende Stellung im Verkehrs geschehen. Der Bau der Eisenbahn führte zum Ende der Ennsschiffahrt und zur Vernachlässigung der Straßen, denen nunmehr eine reine Zubringerfunktion zur Eisenbahn blieb. Durch das Automobil wurde eine erneute Wende vollzogen, die eine Renaissance der Straße mit sich brachte. Eine gesonderte Stellung nimmt der Traktor ein. Er brachte weniger eine erhöhte Mobilität der Bevölkerung,sondern stellte vielmehr einen bedeutenden Schrittzur Mechanisierung der Landwirtschaft dar. Die Eisenbahn Das Dampfroß kam in mehreren Schüben in die Alpentäler. Zunächst brachte der Bau der Kronprinz-Rudolf-Bahn den Anschluß des Ennstales an das Eisenbahnnetz der Monarchie. Diese Bahn war als dritte alpenquerende Verbindung zwischen den beiden bereits bestehenden, aber von der privaten Südbahngesellschaft betrie benen Linien der Semmering- und der Brennerbahn konzipiert. Die Konzession von 1866 sah das Recht zum Bau und Betrieb einer an die Kaiserin-ElisabethWestbahn anschließenden Eisenbahn vor, die von St. Valentin über Steyr, Flieflau, Rottenmann, St. Michael und St. Veit nach Villach führte, mit mehreren Flügel bahnen,darunter einer von Kleinreifling nach Amstetten. Bereits 1868 konnte der Personen- und Frachtenverkehr auf der Strecke St. Valentin -Steyr aufgenommen werden,1869folgte der Abschnitt Steyr-Küpfern (bei Weyer)und schließlich 1872 die Strecke Küpfern -Rottenmann sowie die Flügelbahn Kleinreifling-Amstetten. Damit konnte nun das gesamte oberösterreichische Ennstal durchgehend befahren werden. Ergänzend dazu wurde das Steyrtal 1889/90 durch eine Schmalspurbahn erschlossen, die zunächst lediglich bis Agonitz führte, nach dem Bau der Pyhrnbahn 1909 jedoch steyraufwärts bis Klaus verlängert wurde. Die Pyhrnbahn schließlich war Bestandteil des letzten großen staatlichen Bauprogramms der Monarchie,des sogenannten Koerber-Plans. Die von Linz nach Kirchdorf an der Krems führende Lokalbahn wurde nun zur Flauptbahn erklärt, ausgebaut und darüber hinaus durch die neuerrichtete Pyhrnbahn bis nach Selzthal verlängert (1906). Somit waren am Vorabend des Ersten Weltkriegs die

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