Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

ii8 Geschichte der Eisenwurzen St. Gallen ihren Proviantbedarf in Windischgarsten und dem Erlauftal selbst und hielten bald den Zwischenhandel. Dabei ist von Interesse, daß vor allem Salz seit langer Zeit aus Aussee und Gmunden nach Windischgarsten über die Pyhrnstraße zugeführt wurde. Die stärkere Nachfrage im Ennstal wirkte sich aus: seit 1570 wurde deshalb der Saumpfad über den Hengstpaß allmählich zur „Proviantstraße" ausgebaut. Es war angesichts einer wachsenden Absatzkrise im Eisenwesen überhaupt eine Zeit von raumordnenden Maßnahmen. Um die Kapazität zu steigern und den Holzmangel einzuschränken, versuchte man von der bisher vorherrschenden Elößerei auf die Ennsschiffahrt umzusteigen. Ennsregulierung(1567) und der Bau des Roßweges (1559-1563), eines Treppelweges für die Rückfracht, waren die Mittel dazu. Der ehemalige Getreidekasten an der Enns bei Weyer erinnert daran. Ein ganzes Versorgungsnetz„Proviant gegen Eisen" wurde von Steyr und seit 1625 von der Innerberger Hauptgewerkschaft dirigiert. Nirgends war dabei der Transport zu Wasser und Land so miteinander verflochten wie an der unteren Enns. Da nach wie vor Holz und Eisen bis nach Enns und darüber hinaus geflößt wurden, profitierte diese Stadt ebenfalls von den Geschäften in der Eisenwurzen. Wenn auch der Pyhrn den Handelsumfang mit Venediger-Waren nicht mehr zurückeroberte,so gab es doch bald Ersatz dafür. Einzelne Großhändler vor allem aus Wels und Steyr verfrachteten seit dem späten 16. Jahrhundert unzählige Leinwandballen aufschlagsfrei nach Italien. Vieh- und Getreidehandel aus der Steiermark, Messer aus Steyr, südliche Spezereien, Rindertrieb in das Alpen vorland,„Proviant"und Spitaler Marmorausdem WindischgarstnerBecken belebten die Straßen.Anzenwagen und schwere Deichselwagen,aber auch Kraxenträger und Säumer sowie neu aufkommende Kutschen nützten die Straßen ab. Inzwischen waren in dieser Region zahlreiche Sensenschmieden entstanden, die von der Zuteilung des Innerberger Eisens aus Steyr nichts wissen wollten,für den Bezug des untersagten Roheisens aus Vordernberg aber alles riskierten. Genau genommen blieben die Gewerke „inner der Klaus" nach einer„uralten Konzession" beim Import des Vordernberger Mocks lange unbehelligt; allerdings mußten sie die aus Vordernberger Eisen erzeugte Ware wieder über den Pyhrn führen, da sie die Maut zu Klaus nicht passieren sollte. Vor 1670 überquerten so jährlich 7000 Zentner Roheisen den Paß. Nicht allein die Sensenschmiede,auch die Messererzu Steinbach profitierten von der Krise Steyrs im 17.Jahrhundert.Vom Landesfürsten 1645 privilegiert, benutzten sie die Steyrtalstraße nach Süden zum Bezug der Venediger-Waren. Mit dem folgenden Aufschwung der spezialisierten Kleineisen betriebe der Eisenwurzen und ihren Wirtschaftsbeziehungen zum bäuerlichen Umland wurde auch die Steyr selbst zu einer wichtigen Route der Flößerei. Der Versuch einer zentralen Kontrolle des Eisenwesens über die Stadt Steyr scheiterte letztlich. Das hing ein wenig auch mit den Verkehrsbedingungen zusammen:rechnete man doch von der Kirchdorfer Zunft aus über den Pyhrn 4-5 Stunden, über den Hengstpaß 6-7 Stunden, nach Steyr aber 11 Stunden. Um den Gewinn abzuschöpfen, ließ der Landesfürst deshalb an der Pyhrnstraße das System der Maut verdichten. 1636-1654 verlegte man die Eilialmaut von Vöcklabruck nach Windischgarsten. Da seit 1671 über den Pyhrn legal Eisen aus Vordernberg zugeführt werden durfte, entstand in Spital als Filialmaut von

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