Geschichte der Eisenwurzen 117 Pilgerverkehr so rege, daß das Hospital unter der Last der „Gastlichkeit" zusammenzubrechen drohte. Einen Teil des Paßverkehrs wird man dem auf blühenden Handel mit Böhmen zuschreiben können. Neue Bedürfnisse und neue Wege waren allerdings im Werden. Seit dem Inter regnum förderte die erste Dezentralisierung der „Eisenwurzel" die Auslastung der Routen nach Norden. Eine in Weißenbach an der Enns errichtete Brücke signalisiert den Wandel. Spätestens mit der Privilegierung Steyrs als Verteilungszentrum für Holz und Eisen 1287 entfaltete sich jener Verkehrsstrang nach Süden, der in Jahrhunderten-auch im Verbund mit der frachtreichen Flößerei aufder Enns-zur bekannten „Eisenstraße" reifen sollte. Die Straßenerhaltung oblag im Mittelalter dem „Innerberg". Die weitere Dezentralisierung der Eisenverarbeitung sowie der wachsende Straßenzwang im 14.Jahrhundert gaben die Impulse für ein letztlich bis in abgelegene Täler reichendes Netz an Verkehr und Kommunikation. Die Wirtschaftsbeziehungen müssen 1379 bereits massiv gewesen sein, da die Habsburger bei der Länderteilung vereinbarten, den wirtschaftlichen „Verbund" voll aufrechtzuerhalten. Damals gelang es Steyr, die Konkurrenz von Weyer und Waidhofen einzuengen und sich auch am Wasserweg durchzusetzen. Auch an der Pyhrnroute kam es seit etwa 1300zu Verlagerungen. Der Pilgerverkehr nahm rasant ab,dafür vervielfachte sich der Handel mit Venedig und Böhmen und damit der Saum- und der neu aufkommende Wagenverkehr. Die bambergischen Zentren Kirchdorf an der Krems und Windischgarsten blühten als Märkte auf. Ähnlich wie an der Eisenstraße entstanden nun auch hier große Tavernen und Hufschmieden (z. B. Hofschmiede in Spital am Pyhrn). Die zunehmende Einengung des Handels über den Pyhrn auf landesfürstliche Städte seit 1351 hatte vor allem beim aufblühenden Barchentzentrum Kirchdorf kaum Erfolg. Das Handelsmonopol 1372 richtete sich vorerst gegen den Transithandel nach Böhmen. Wie landesfürstliche Verhandlungen und Anordnungen von 1398, 1410 und 1415 verdeutlichen, strömten ungebrochen Venedigerwaren in die Region, und Kirchdorfer Großhändler bezogen Elsen über den Buchauer Sattel und den Pyhrn. Wenig später hören wir erstmals von Sensenschmieden Im oberen Kremstal und einem „Hammer in Pyhrn". Somit war auch die Pyhrnlinie trotz Verbot der Eisenzufuhr eine „Eisenstraße" geworden.Während sich also Steyr in der großen Konkurrenz behaupten konnte, wuchsen im Schatten des Verlagszentrums neue Brennpunkte des Eisenwesens heran. Der verstärkte Straßenzwang der kaiserlichen Eisenordnungen um 1450-1500 sollte dies korrigieren. Am Beginn der Neuzeit verlagerte sich der Handel mit Venedig auf salzburgische Routen. Versuche der österreichischen Städte, die Pyhrnstraße durch Aufrichtung neuer Mauten im Bereich der Tauern wieder zu fördern, schlugen fehl. Der Ertrag der Maut zu Klaus schrumpfte rasch auf ein Drittel des einstigen Umfanges. Straßen der Eisenwurzen wurden um 1500 wesentlich durch die „Regionalisierung" im Eisenwesen bestimmt, die zugleich eine Spezialisierung war. Privilegierte Bürger aus Scheibbs und Windischgarsten fuhren damals den „Proviant" (Lebensmittel) bis nach Eisenerz und erhandelten jenes Roheisen, das in verschiedensten neuen Eisenbetrieben der Umgebung verarbeitet wurde. Auf diese Weise belebten schwere Fuhrzüge den Pyhrnpaß und die neu hergerichtete Straße über die „Mendling". Aber schon um 1540 deckten Hammermeister von Alte Brücke von Ternberg, igs3
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2