Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

114 Geschichte der Eisenwurzen Einhaltung hätte bedeutet,daß alles Roheisen zunächst nach Steyr gebracht und dann wieder nach Waidhofen zurücktransportiert hätte werden sollen. Unsinnig war die Anordnung auch deshalb, weil die Handelsleute nicht nur Eisen aus dem Innerberg herausbrachten,sondern aufder Gegenfuhr auch die dringend benötigten Lebensmittel in das Gebirge transportiert haben. Das niederöster reichische Alpenvorland mit seinen fruchtbaren Böden war ideales Lebens mittelreservoir für die Bergleute der Steiermark. Aus all diesen Gründen wehrte sich Waihofen an der Ybbs noch jahrhundertelang gegen den Steyrer Stapel, bis der Streit mit der Entscheidung Kaiser Maximilians I. von 1501 einen vorläufigen Abschluß fand. Über den Verlauf dieses permanenten Wirtschaftskrieges sind wir jedoch nur mehr bruchstückhaft informiert. Aus den wenigen Urkunden geht hervor, daß die einzelnen Landesfürsten den Waidhofner Bürgern immer wieder den Eisenhandel verboten und sie angehalten haben, zumindest ihre Eisenprodukte an die Mautstätten zu Steyr oder Enns zu bringen. Einen solchen Befehl erteilte z. B. Herzog Albrecht II. im Jahre 1345, den Herzog Rudolph IV. im Jahre 1360 bekräftigte. Ab 1372 wurde für sie der Handel mit Venedig drastisch eingeschränkt, und 1384 wurden die Besitzer der Hammerwerke um Weyer von Herzog Albrecht IV. gezwungen, all ihr Eisen nach Steyr zu bringen und den dortigen Bürgern zum Kauf anzubieten. Nur jene Mengen, welche diese nicht annehmen wollten, durften sie anderwärts, also auch nach Waidhofen absetzen. Diese Maßregel erübrigte sich, als die Hammerwerke durch Steyrer Bürger „verlegt" wurden;d. h.,daß diese für den Bezug des Roheisens und dessen Aufarbeitung in den Hämmern Geld vorstreckten. Dadurch wurden die „Hammer herren" gezwungen,ihre Waren ausschließlich beim „Verleger" abzuliefern. Dennoch fanden die Waidhofner immer wieder Zugangzum Rohprodukt,sei es auf legale, sei es auf scheinbar illegale Weise. Sie fanden im 15. Jahrhundert sowohl bei den Innerberger Radwerkern,die aufden Proviant angewiesen waren,als auch bei den Händlern von Wien Unterstützung bei ihren Aktionen und deren Fürsprache beim Landesfürsten. Die Klage der Wiener bei Erzherzog Albrecht VI. über die Steyrer Bürger aus dem Jahre 1460 zeigt uns,daß die Waidhofner noch immer die Straße entlang der Ybbs über die „Heide" benützten, obwohl ihnen dies theoretisch seit dem Jahre 1287 untersagt war. Die Möglichkeit zu dieser Umgehung eines Befehles bestand deshalb, weil die Landesfürsten zwar bestimmte Rechte an Städte verliehen haben,aber nicht bereit waren, irgendwelche Aufwendungen für ihre Durchsetzung zu bestreiten. Dies mußten die Privilegierten selbst in die Hand nehmen. Aus diesem Grund hat die Stadt Steyr sogenannte „Überreiter" in Dienst genommen,die vor allem die Straße vom Kasten bzw. von Weyer über den Oberlander Sattel beaufsichtigten und kontrollierten. Das weite Land, das sich bei Kematen zur Donau hin öffnet, war jedoch wesentlich schwerer oder gar nicht zu überwachen. Kaufleute, die hier mit Eisenwaren aufgegriffen wurden, konnten noch immer behaupten, ohnedies auf dem Weg nach Steyr oder Enns zu sein. Der wirtschaftliche Abstieg Waidhofens im 16.Jahrhundert wurde durch stadtinterne Konflikte zwischen dem oligarchischen Rat und der „übrigen Gemeinde" in der Zeit nach 1575 noch beschleunigt. Nicht nur,daß sich die Ratsfamilien in ungebührlichem Ausmaß bereicherten, trachteten sie auch danach, die Herrschaft des Bischofs von

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2