110 Geschichte der Eisenwurzen ÄIUDAKHER. Ardagger, G. M. Vischer, Kupferstich, 1672 Spätestens mit dem Auftauchen Waidhofens wird klar, was die jeweiligen Bischöfe von Freising mit ihrer Grunderwerbspolitik im Ybbstal bezweckt haben; die Einrichtung von Stützpunkten an einem der wichtigsten Verkehrswege aus den Alpen zur Donau. Dieser Weg gilt auf weiten Strecken als römische Altstraße, die ganz gewiß auch während des Mittelalters benützt worden ist. Ihre südliche Fortsetzung fand die Straße im Ennstal,das von Waidhofen kommend über den Oberlander Sattel bei Weyer erreicht wird. Von dort führt der Weg durch das Ennstal weiter nach Altenmarkt und über Flieflau nach Eisenerz. Die Straße im Tal der Ybbs war nicht nur um einiges kürzer,sondern auch weniger beschwerlich als jene durch das Ennstal nach Steyr und Enns. Von Waidhofen nach Norden führte die Straße rechts von der Ybbs. Ob der Ort Neuhofen selbst berührt wurde, ist eher zweifelhaft, sicher aber Ulmerfeld und Mauer an der Url. Von hier gab eszwei Möglichkeiten, nacb Ardaggerzu gelangen: östlich über Amstetten oder auf geradem Weg über Zeillern und Stephanshart. Amstetten befand sich im Besitz des Bistums Passau,sodaß angenommen werden kann,daß die Freisinger Kaufleute die direkte Straße bevorzugt haben, in Mauer an der Url kreuzten sich der Süd-Nord-Weg und die Straße vom Westen nach Osten. Flier stand in der Antike ein befestigtes Legionslager, was bedeutet, daß wir mit sehr alten Verkehrswegen zu rechnen haben. Bis Mauer reichte übrigens auch der Einflußbereich des Dekanates Lauriacum/Enns und ein in der Raffelstettener Zollordnung(903/05)erwähnter Mautbezirk. Wir haben aus der Tatsache, daß Waidhofen im Spätmittelalter eine Region blühender Eisenfinalproduktion gewesen ist, stillschweigend geschlossen, daß das Interesse der Freisinger Bischöfe auf die Abbaustätten am steirischen Erzberg gerichtet gewesen sein müßte und daß sie aus diesem Grund durch gezielte Besitzerwerbungen den Handelsweg nach dem Norden stützpunktartig abgesichert hätten. Dies mag nun für das 12.Jahrhundert durchaus zutreffen, weil ab dieser Zeit am Erzberg nachweislich wieder abgebaut worden ist, erklärt aber nicht die Erwerbungen zu Neuhofen, Ulmerfeld und Mauer in den Jahrhunderten zuvor. Es könnte zwar durchaus sein, daß in der sogenannten „Eisenwurzen", sei es in der Gegend von Ybbsitz, Hollenstein oder Göstling, in kleinerem Maße Eisen gewonnen wurde. Es könnte ferner sein, daß es Slawen waren, welche die Kunst der Eisengewinnung in diese Region gebracht haben, aber dafür fehlen die eindeutigen Beweise.Wir wissen lediglich,daß die bayrischen Bistümer spätestens ab dem 9. Jahrhundert danach getrachtet haben, Abbaugebiete generell in ihren Besitz zu bringen (sei es zur Gewinnung von Salz, Eisen oder Edelmetallen) und den Handel zu überwachen. Den Erzbischöfen von Salzburg ist es sogar gelungen, wie in Köln, Mainz oder Trier ein weltliches Fürstentum zu begründen. Von solchen und ähnlichen Bestrebungen waren auch die Bischöfe anderer Bistümer erfüllt. Besser als in Niederösterreich ist dies dem Bistum Freising in der Mark Krain (Slowenien)gelungen,wo sie seit dem Jahr973 um Bischofslack(Skofja Loka)eine geschlossene Grundherrschaft aufbauten, die um 1300 an die 1100 Bauerngüter umfaßte. Bleibt nur zu erwähnen, daß in dieser Gegend spätestens seit dem 13. Jahrhundert Erz abgebaut,verhüttet und zu Eisen verarbeitet worden ist.
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