io8 Geschichte der Eisenwurzen Fremdes Eisen an der Ybbs von Willibald Katzinger Als am Ende des 16.Jahrhunderts das Eisenwesen generell in eine Krise zu geraten schien und die Behörden des Landesfürsten in reglementierenden,obrigkeitlichen Eingriffen einen Ausweg suchten, stellte die niederösterreichische Kammer in einem Gutachten fest,daß das Gewerbe in und um Waidhofen an der Ybbs gänzlich darniederliege und die Stadt unmittelbar vor ihrem Untergang stehe. Anderen Quellen zufolge waren dort um 1600 die Hälfte aller Häuser (160 von 312) unbe wohnt, wenige Jahre später sogar zwei Drittel (200). An diesem wirtschaftlichen Abstieg trugen weder die Wirren der Reformation noch die immer wieder umherstreifenden Türkenscharen Schuld,auch nicht eine allgemeine Absatzkrise, sondern allein die Landesfürsten aus dem Hause Habsburg selbst. Doch hielt sich ihre Sorge in Grenzen,denn bei den Bürgern von Waidhofen handelte es sich nicht um habsburgische Untertanen,sondern um Angehörige des Bischofs von Freising. Als solche waren sie lediglich unliebsame Konkurrenten. Grundherrschaften fremder Bischöfe gab es bis zum Reichsdeputationshauptschluß von 1803 aufdem Gebiet der Monarchie sehr viele,doch hatten die meisten von ihnen am Beginn des 19. Jahrhunderts ihre ehemalige Bedeutung bereits eingebüßt. In Waidhofen war der Einfluß des Bistums Freising als Grund- und Stadtherrschaft bereits so gering,daß ihr Ende in der neuen Stadtgeschichte nicht einmal erwähnt wird -ein Umstand, der zwar erklärlich ist, aber der Geschichte doch nicht ganz gerecht wird. Am Beispiel dieser Stadt läßt sich nämlich zeigen, daß auch wirtschaftlich starke Regionen trotz günstiger Standortvorteile durch wirtschaftspolitische Maßnahmen in Krisengebiete verkehrt werden können. Waidhofens triste Situation am Beginn des 17. Jahrhunderts ist auf einen jahr hundertealten Streit um das Eisen, seine Verarbeitung und den Handel zurück zuführen,der im Jahre 1501 einen vorläufigen Abschluß gefunden hatte, als Kaiser Maximilian I. mit Dekret vom 20. Februar 1501 zu Linz entschied, daß 1. die Bürger von Waidhofen und die Bewohner des Landes im Umkreis von drei Meilen (= ca. 25 Kilometer) in Hinkunft Eisen nur für den eigenen Bedarf beziehen dürfen und daß sie 2. alles Eisen, welches sie in den Handel bringen, über den Kasten nach Steyr transportieren müssen. Der Weg über die Heide in Richtung Donau war ihnen streng verboten. 3. Durften sie venetianische Waren nur für den Eigenbedarf beziehen,jedoch nicht damit Handel betreiben. Zu dieser Zeit standen in Waidhofen und Umgebung 100 Messer- und 60 Klingen schmieden in Betrieb, arbeiteten in zehn Werkstätten Nagel- und 26 Zirkel-
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