104 Geschichte der Eisenwurzen Rationalisierungsprogramm in Angriff genommen. Die Gußstahlerzeugung wurde in Kapfenberg konzentriert und die Puddel- und Flußstahlkapazität in Donawitz ausgebaut, die Standorte in Weyer, Reichraming und Kleinreifling aber wurden zurückgefahren. Der Versuch, mit dem Bau zweier Kokshochöfen in Schwechat die Eisenerzeugung an die standortgünstigere Donau zu verlegen, verlief wegen der 1873 ausbrechenden Wirtschaftskrise wenig erfolgreich. In der Eisenwurzen ver blieb man im wesentlichen noch weitere zwei Jahrzehnte bei den Holzkohle hochöfen, von denen es um 1870 noch über 20 gab. Die Gründung der Österreichischen Alpine-Montan-Gesellschaft im Jahr 1881 löste eine Konzentrationswelle aus. Der Gärb- und Streckhammer der Innerberger Hauptgewerkschaft in Weyer wurde 1882stillgelegt. Der Frisch-, Puddel-, Hammer und Walzwerksbetrieb der Gesellschaft in Reichraming war in den achtziger Jahren nur mehr unzureichend ausgelastet und wurde 1889 geschlossen. Es wurde entschieden,die Hütte Donawitz, nicht weit entfernt von Vordernberg,zum Haupt werk auszubauen und hier die Roheisendarstellung mit Koks aufzunehmen.1891 wurde der erste Donawitzer Kokshochofen angeblasen, fast 200 Jahre später als in England, mit einer Tagesleistung von 200Tonnen. Bis 1907folgten weitere drei. Dazu kamen die Kokshochöfen in Eisenerz und Hieflau. Stück für Stück wurden in den folgenden Jahrzehnten die Eisenerzer und Vordernberger Holzkohlehochöfen stillgelegt und abgetragen,soweit dies nicht schon in den achtziger Jahren des 19.Jahrhunderts geschehen war.Was verblieb,wurde zur Ruine oder zum Museum. 1897 erwarb Karl Wittgenstein, der Vater des bekannten Philosophen, die Aktien mehrheit der Österreichischen Alpine-Montan-Gesellschaft. Er beschleunigte den konsequenten, längst überfälligen Sanierungs-, Modernisierungs- und Konzen trationsprozeß im Hüttenbereich und in der Sensenindustrie. Die steirische Eisenindustrie war damit vorderhand gerettet, auch wenn ihr Anteil an der gesamteuropäischen Produktion auf1,5 Prozent abgerutscht war. Donawitz wurde zu dieser Zeit zum größten und modernsten Siemens-Martin-Stahlwerk Europas ausgebaut. Der Micheldorfer Sensengewerke Kaspar Zeitlinger vereinigte 1845 bereits vier Hämmer mit über 400 Arbeitern und einer jährlichen Produktion von 150.000 bis 200.000 Sensen in seiner Hand. Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts stieg die Kirchdorfer und Scharnsteiner Firma„Simon Redtenbacher seel. Wwe.&Söhne"zum größten Sensenerzeuger der Habsburgermonarchie auf. 1914 wurden dort etwa 1,2 Millionen Sensen und 2 Millionen Sicheln und Strohmesser erzeugt. Das Unter nehmen beschäftigte etwa 700 Personen. Weitere Großproduzenten befanden sich mit Franz de Paul Schröckenfux in Roßleithen, Michael Zeitlingers Sohn in Blumau bei Kirchdorf, Christof Piesslinger in Mölln und Ludwig Zeitlinger in Leonstein. Die großen Gewehr-,Kanonen- und Säbelfabriken der Habsburgermonarchie waren im späten 18. Jahrhundert in Wien, Wiener Neustadt, Pottenstein, Sollenau, Hainfeld, Mariazell und anderen Industrieorten des Wiener Umlandes konzentriert worden. Im Vormärz erwarb Leopold Werndl mehrere Werkstätten im Steyrer Wehrgraben,im Wieserfeld sowie an der Sierninger Straße und beschäftigte 400 bis 500 Arbeiter in der Erzeugung von Gewehrbestandteilen. Sein Sohn Josef Werndl baute den Betrieb seines Vaters zu einer modernen Waffenfabrik aus.
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