Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

Geschichte der Eisenwurzen 103 Voraussetzungen auf den Kopf. Als erste Eisenbahn der Region ist die erst mehr als zwanzig Jahre nach Beginn des Nord- und Südbahnbaus zwischen 1856 und 1858 errichtete Kaiserin-Elisabeth-Bahn zu nennen. Nach ihrer Fertigstellung verstärkten sich für die Orte und Betriebe abseits des Schienenwegs die Kostennachteile, während die Orte an der Bahnlinie und die neuen Bahnknotenpunkte aufblühten. Das besserte sich zwar etwas, als von St. Valentin abzweigend 1868 die Ennstallinie über Steyr nach Hieflau und Selzthal in Betrieb genommen wurde und mit der 1872 eröffneten Kronprinz-Rudolf-Bahn von Amstetten über Waidhofen nach Weyer und Kastenreith auch die im mittleren Ybbstal gelegenen Orte eine Anbindung an das Schienennetz erhielten. Krems-, Steyr- und Teichltal hingegen blieben vom öffentlichen Verkehr lange vernachlässigt: Äußerst nachteilig wirkte sich aus,daß die wichtigste Nord-Süd-Verbindung im oberösterreichischen Raum, die Pyhrnbahn,erst 1905 eröffnet wurde. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts begann die Lage für die vielen kleinen Betriebe der Eisenwurzen dramatisch zu werden. Ab den vierziger Jahren mußten die Welschhammerwerke, die zu Frischfeuern umgewandelt worden waren, den Puddelwerken weichen. Diese wurden ihrerseits bald durch an neuen Standorten angesiedelte Bessemerhütten verdrängt. Die Blechhämmer, Zainhämmer und Drahtzüge wurden durch Walzwerke ersetzt. Die Nagelschmiede, Feilhauer und Messerschmiede sahen sich der Konkurrenz von Fabriksbetrieben ausgesetzt, die mit Maschinen produzierten. Auch die härteste Selbstausbeutung konnte die Handarbeit auf die Dauer nicht retten. Eine große Welle von Betriebsstillegungen setzte ein. In der Zeit der Hochkonjunktur von 1867 bis 1873 konnten sich zwar viele der kleinen Betriebe des Enns- und Steyrtales, aber auch in den inneralpinen Lagen, noch einmal etwas erholen. Zur Kata strophe aber kam es in der schweren Wirtschaftskrise,die dem Börsenkrach von 1873 folgte und die für die Eisenindustrie bis etwa 1883 dauerte. An ihr gingen nicht nur viele Kleinbetriebe zugrunde,sondern auch eine Reihe von Großbetrieben. Als sich nach 1880 das endgültige Ende der Kleineisenindustrie immer deutlicher abzeichnete, versuchten die Handels- und Gewerbekammern, Hilfseinrichtungen auf die Beine zu stellen. Lehrwerkstätten und Fachschulen wurden eingerichtet. Die Ausbildung,die dem Nachwuchs bessere Chancen bieten sollte,zeigte in Steyr gute Früchte. Doch die Kleineisenindustrie der Eisenwurzen war nicht mehr zu retten. Von den vielen hundert Hammerwerken und Schmieden, die 1850 in der Eisenwurzen noch anzutreffen waren,hatten bis 1914 die meisten den Betrieb gänzlich eingestellt. Von den übrigen hatte ein gut Teil sich auf andere Produkte umgestellt. Als eisenver arbeitende Betriebe mit mehr oder weniger fabriksmäßigem Charakter verblieben nur wenige,wobei lediglich einzelne zu Großbetrieben aufsteigen konnten. Große Industrie Die Betriebe der Innerberger Hauptgewerkschaft wurden in den fünfziger und sechziger Jahren des 19.Jahrhunderts zwar immer wieder erweitert und moderni siert, aber erst nach der Privatisierung wurde ein scharfes Konzentrations- und

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