Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

Geschichte der Eisenwurzen loi Die Eisenwurzen war im 16.Jahrhundert eine der wichtigsten europäischen eisen produzierenden Regionen. Es war ein respekteinflößender wirtschaftlicher und technischer Aufwand. Verglichen mit heutigen Mengen allerdings erscheint das Produktionsergebnis des 16. Jahrhunderts kaum der Rede wert. Während um die Mitte des 16. Jahrhunderts die steirische Eisenerzeugung mit 13.000 bis 14.000 Tonnen im Jahr etwa 10 bis 20 Prozent des europäischen Eisenverbrauchs abdeckte, haben moderne Hochöfen je nach Baugröße Tagesleistungen von 2000 bis 10.000 Tonnen Roheisen. 1995 wurden in Österreich rund 5 Millionen Tonnen Rohstahl erzeugt. Für die Herstellung jener Jahresmenge, mit der die Eisenwurzen im 16. Jahrhundert ein Drittel des europäischen Jahresbedarfs decken konnte, braucht die VOEST in ihren Hochöfen kaum länger als einen Tag, deckt damit jedoch nicht einmal mehr ein halbes Prozent der Weltproduktion. Die Industrialisierung der Eisenindustrie Die Produktionsfortschritte im Eisenwesen um 1800, am Anfang der Industriali sierung, waren im österreichischen Maßstab erheblich, im internationalen Vergleich aber kaum spektakulär. Die österreichische Eisenindustrie war in Wirklichkeit während der Kontinentalsperre gegenüber der englischen technisch so sehr ins Hintertreffen geraten und vom Weltmarkt verdrängt worden,daß das Ende des steirischen Eisens in greifbare Nähe gerückt schien. Dazu kamen die direkten und indirekten Folgen der Franzosenkriege,die in mehreren Wellen auch direkt über die Eisenwurzen hinwegfegten: Einquartierungen und Requirierungen, Inflation und Stagnation, Hunger und Seuchen. An der gesamteuropäischen Eisenerzeugung dürfte der steirische Anteil um 1750 etwa 8 Prozent betragen haben, also bereits nicht einmal mehr ein Drittel der Prozentpunkte des 16. Jahrhunderts. Doch war die steirische Eisenproduktion zu dieser Zeit absolut immer noch höher als jene Englands. Um 1815 aber erschmolzen die britischen Hochöfen bereits 400.000 Tonnen Roheisen jährlich, die steirischen hingegen mit etwa 20.000 Tonnen nur mehr etwa 5 Prozent des britischen Wertes und vielleicht 2 bis 3 Prozent des gesamteuropäischen. 1837 wurde in Großbritannien die magische Zahl von 1 Million Tonnen erreicht, um die Mitte des Jahrhunderts schon die von 2 Millionen Tonnen. Die steirische Eisen produktion kam in dieser Zeit auf 80.000 Tonnen und konnte 1869 erstmals die loo.ooo-Tonnen-Marke überschreiten. Die Ursachen für diesen dramatischen Bedeutungsverlust waren vielfältig: Die Innerberger und Vordernberger Eisenwerke waren erst zwischen 1752 und 1769 vom direkten Verfahren der Stahlerzeugung in Stucköfen zum indirekten Verfahren durch Roheisenerzeugung in Floß- oder Hochöfen und Umwandlung zu Stahl in nachgelagerten Stahlwerken übergegangen. Der Vorteil der neuen Technik lag in der höheren Produktivität in den Schmelzöfen,der Nachteil in der aufwendigeren Handhabung der nachfolgenden Frischprozesse. Die bisherigen Welschhammer werke mußten zu Zerrennhämmern umgestaltet werden, um das Roheisen durch Entzug von Kohlenstoff in schmiedbaren Stahl umzuwandeln. Danach war fast 100 Jahre lang keine weitere grundlegende technische Neuerung

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