Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

100 Geschichte der Eisenwurzen Mit der im frühen 18. Jahrhundert in der kaiserlichen Armee beginnenden Um rüstung von Lunten- und Radschloßgewehren auf einheitliche Steinschloßflinten verlor die Rüstungsindustrie der Stadt Steyr den Anschluß. Der Steyrer Büchsenmacher Anton Penzeneder,der 1726 mit der Regierung einen langfristigen Vertrag zur Lieferung von Gewehren und Kürassen abschließen konnte, baute in Steyr, Hainfeld und Wien neue Waffenfabriken auf,die vor allem in den Kriegen der theresianischen Zeit Bedeutung erlangten. Von der Waffenproduktion in Steyr selbst war im späten 18. und frühen 19.Jahrhundert nicht viel Herausragendes zu melden. Die Produktion wanderte zu dieser Zeit immer mehr in die nähere Wiener Umgebung oder direkt nach Wien ab. N S Kupferstich, 1680, anläßlich des Empfangs Kaiser Leopolds I. in Steyr, Kat. Nr. 2.2.1.4. Das landesfürstliche Eisenkammergut 1625 kam es zu einer tiefgreifenden Neuorganisation und Konzentration der Eisenwirtschaft. Unter weitgehender landesfürstlicher Kontrolle wurden auf der Innerberger Seite die bis dahin als selbständige Unternehmen agierenden Radwerke in Eisenerz, die Welschhammerwerke und der Steyrer Eisenhandel zu einem großen frühkapitalistischen Montankonzern zusammengeschlossen.Dieses Unternehmen, die „Innerberger Hauptgewerkschaft", beschäftigte in den folgenden beiden Jahrhunderten ungefähr 2000 bis 3000 Menschen und bestritt etwa 30 bis 40 Prozent der gesamtösterreichischen Eisenproduktion.Sie umfaßte den Bergbau auf der nördlichen Seite des Erzbergs, 10 bis 14 Schmelzhütten In Eisenerz, etwa 60 Welsch- und Kleinhammerwerke,eine ausgedehnte Wald- und Flößereiwirtschaft, Köhlereien, Lebensmittelmagazine und die Steyrer Eisen händler als Verleger. Die steirisch-österreichischen Eisenwaren kamen,wie der Sekretär der Innerberger Hauptgewerkschaft, Grafhaider, im August 1680 Kaiser Leopold 1. anläßlich eines Aufenthalts in Steyr darlegte,nach Ungarn,Böhmen,Mähren,Schlesien,ins Reich, nach England und Holland, ja selbst nach Indien. Er führte weiter aus, wie viele tausend Untertanen der in die „20 Meilen Wegs herum liegenden Klöster und Herrschaften", also etwa 140 km im Umkreis, durch das Steyrer Eisenwesen Beschäftigung und Absatz für ihre Erzeugnisse, Getreide, Schmalz und andere Viktualien fänden und damit in die Lage versetzt würden,dem Kaiser die Steuern zu zahlen. Er bezifferte die Zahl der Leute, die durch die Innerberger Hauptge werkschaft ihr Brot fänden,dem festlichen Anlaß entsprechend etwas übertrieben auf etwa 40.000. Die seit dem 14.Jahrhundert in einem dynamischen Expansionsprozeß befindliche österreichische Eisenerzeugung hatte im 16. Jahrhundert europäische Bedeutung erreicht. Am Ausgang des Mittelalters hatte die Steiermark mit 4000 bis 5000 Tonnen Eisen einen Anteil von 10 bis 15 Prozent an der europäischen Gesamt erzeugung. Nach der bemerkenswerten Steigerung der steirischen Eisen produktion in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde um die Mitte des 16. Jahrhunderts ein Niveau erreicht, das hinsichtlich der relativen Bedeutung nie mehr überboten wurde und an die man in den absoluten Werten erst im 18. Jahr hundert wieder herankam.

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