Land
Land ^DER-f HÄMMER A X.Heimat Eisenwurzen Die Landeskulturdirektion dankt den Generalsponsoren der Oberösterreichischen Landesausstellung 1998: Oberösterreichische Wechselseitige Versicherung und Raiffeisenlandesbank OÖ.
© Residenz-Verlag,Salzburg 1. Auflage (1998) Gedruckt in Österreich Redaktion: Mag.Julius Stieber Umschlaggestaltung: Wolfram Maria Schröckenfux,Studio für kreative Kommunikation, Micheldorf Gesamtherstellung: Die Druckdenker GmbH,4600 Wels ISBN 3-7017-1114-3
Herzlich willkommen! Die Darstellung einer geschlossenen Kulturlandschaft als Thema einer Landes ausstellung hat In Oberösterreich mittlerwelle Tradition. Waren es 1981 das Mondseeland, 1988 das Mühlvlertel und 1994 die Donau, so steht 1998 ein weiterer faszinierender Landesteil unter dem Titel „Land der Hämmer - Heimat Elsenwurzen" Im Mittelpunkt: die Region Pyhrn-Elsenwurzen. Um der Themenvielfalt gerecht zu werden und möglichst die ganze Region an der Ausstellung teilhaben zu lassen, wurde die OÖ.Landesausstellung 1998 als erste dezentrale Landesausstellung organisiert. Insgesamt beteiligen sich 26 Orte der Pyhrn-Elsenwurzen mit 28 Ausstellungen, 10 Schaubetrleben und 14 Themen wanderwegen.Somit Ist die Elsenwurzen nicht nur Thema,sondern zugleich auch als Ganzes der Ausstellungsort. Eine solche Vernetzung einer gesamten Region Ist In Mitteleuropa sicherlich einmalig. Die Wirkung der heurigen Landesausstellung geht jedoch weit über das Jahr 1998 hinaus. Vor allem setzt sie mit Ihren denkmalpflegerlschen Maßnahmen starke Akzente für den regionalen Tourismus. So bleiben die meisten der Ausstellungs projekte nach dem Ende der Landesausstellung geöffnet, und die Investitionen der Vorbereitungszelt wirken sich schon jetzt äußerst positiv auf die gesamte Wirt schaft der Pyhrn-Elsenwurzen aus. Durch die aktive Mitgestaltung der lokalen Bevölkerung an vielen der einzelnen Projekte wurde auch die Identifikation mit der engeren Heimat welter gefördert. Als Begleitbuch und vertiefende Lektüre zu einer Reise durch die Region Ist dieser Katalog gedacht, der nicht nur einen Überblick über die Geschichte der PyhrnElsenwurzen von der Frühzelt zur Gegenwart bietet, sondern auch die vielen Aus stellungsprojekte vorstellt. Ich heiße alle Besucher sehr herzlich willkommen In Oberösterreich und wünsche eine schöne Fahrt durch das „Land der Hämmer". Dr. JosefPühringer Landeshauptmann und Kulturreferent der OÖ. Landesregierung
Inhaltsverzeichnis Von der Natur und Wirtschaft der Eisenwurzen 23 Germana Fösleitner, Die Eisenstraße-Zur Geschichte einer einzigartigen Idee 16 Martin Heintel/Norbert Weixlbaumer, Region Eisenwurzen: Ein geographisch-kulturräumlicher Begriff 24 Bernhard Gruber, Die Rohstoffe der oberösterreichischen Eisenwurzen 36 Paul W. Roth, Die Eisenwurzen: Eine Region in drei Ländern 40 Erich Mayrhofer, Vom Nutzwald zum Nationalpark 44 Friedrich Schneider, Zur Dezentralisierung von Landesausstellungen Von der Geschichte der Eisenwurzen 67 Manfred Pertlwieser, Hämmer aus Stein - Die Lirzeit der oberösterreichischen Eisenwurzen 75 Christine Schwanzar, Römische Verkehrswege 82 Vlasta Tovornik, Die Frühzeit. Slawen und Baiern in der Eisenwurzen 88 Gunter Dimt, Ländliche Baukultur zwischen Ybbs und Steyr 94 Roman Sandgruber, Netzwerk Eisenwurzen 108 Willibald Katzinger, Fremdes Eisen an der Ybbs 116 Hans Krawarik, Straßen der Eisenwurzen 122 Bernd Kreuzer, Eine Region wird mobil 230 Armin Dutzler, Alpinismus und Fremdenverkehr Vom Glauben in der Eisenwurzen 23p Waldemar Huber, Klöster der Heimat 253 Erwin Garstenauer, Die Heiligenverehrung in der Eisenwurzen 166 Markus Himmelbauer,„Sie lügen,schwören und betrügen nicht." Die Waldenser in der Eisenwurzen 272 AdolfBrunnthaler, Die Wiedertäufer 276 Reinhold Krater, Der Sierninger Aufstand von 1588 1/8 Franz Gstöttenmair, Der Aufstand der Losensteiner Nagelschmiede 182 Reinhold Krater, Wie mein Großvater evangelisch wurdeDie Konvertierung eines Nageischmiedes aus der Eisenwurzen
Von Politik und Alltag der Eisenwurzen 18/ Roman Sandgruber, Heimat Eisenwurzen 198 Herbert Nikitsch, Steyrer Vereinsheimat. Ein Blick auf die österreichische Heimatschutzbewegung 204 Harry Slapnicka, Heimwehr-Heimat-Heimatschutz 213 Oskar Dohle, Jahre der Kriege-Jahre der Krisen. Die Eisenwurzen zwischen 1900 und 1945 221 Siegfried Kristöfl, Heimatvertriebene 230 Roland Girtler, Wildschützen-Zur Geschichte alten sozialen Rebellentums 239 Eva Kreissl, Die versunkene Welt der Schwoagerinnen. Vom Almleben am Fuße der Bodenwies 245 Reinhold Krater, Alltag zwischen Hitze und Staub- Die Kalkbrenner von Steinbach am Ziehberg 247 Maria Walcher, „Mir san ja die lustigen ..."-oder was von den Hammerschmiedg'selln musikalisch verblieb 251 Reinhold Krater, Vom Innungspokalzum Rudenkirtag-Volkskultur in der oberösterreichischen Eisenwurzen 25S GüntherJontes, Symbolik und Bildersprache des frühen Montanwesens Von der Kunst und Kultur der Eisenwurzen 283 Lothar Schuttes, Zur Kunst der oberösterreichischen Eisenwurzen. Vom 8. bis zum 18. Jahrhundert 29p Bernhard Prokisch, Zur Kunst der oberösterreichischen Eisenwurzen. Vom Ende des 18. Jahrhunderts bis 1945 327 Erhard Koppensteiner, Der Garstener Stifts-Hofmaler Johann Carl Reslfeld (1658-1735) 329 Norbert Loidol, Die Stahlschnittkunst in der Eisenwurzen 341 Hannes Etzlstorfer, Metallkunst in Oberösterreich nach 1945
Konzept, Gestaltung, Didaktik, Restaurierung 357 Roman Sandgruber, Land der Hämmer- Heimat Eisenwurzen. Das Konzept der Ausstellung 362 Martina Kornfehl/Sam Auinger, Zur Gestaltung der Ausstellung 364 perspektiva kulturservice. Zur Kulturvermittlung. Besucherorientierte Methoden- Konzepte-Programme 366 Wolfgang Huber, Denkmalpflege an der Eisenstraße im Hinblick auf die Oberösterreichische Landesausstellung „Land der Hämmer" Die Ausstellungsorte 375 Bad Hall:„Oberösterreichisches Handwerkermuseum" 379 Enns:„Römisches Eisen in Lauriacum" 381 Garsten:„Die Bedeutung des Stiftes Garsten für die Eisenwurzen" 384 Garsten:„Krippenland an der Eisenstraße" 387 Garsten:„Die Nagelschmiede im Dambachtal" 3S9 Großraming:„Brunnbachschule am Rande des Hintergebirges" 391 Grünburg-Leonstein:„Auf den Spuren der Schwarzen Grafen" 394 Hinterstoder:„Flötzer, Firn und steiler Fels" 402 Klaus: „Kraftvoller Lebensquell- Die Wasser der Steyr" 404 Laussa:„Sensenschmiede Sonnleithner im Sonnental Laussa" 406 Losenstein:„Nagelschmiedweg" 409 Micheldorf:„Sensen-Schmiede-Kultur" 414 Mölln:„Leben und Arbeit an der Krummen Steyrling" 420 Roßleithen:„Tal der Quellen, Hämmer und Mühlen" 422 St. Pankraz:„Wilderer im Alpenraum - Rebellen der Berge" 441 Schornstein:„Mächtig dröhnt der Hämmer Klang" 445 Sierning:„Heiß umfehdet, wild umstritten -Leben und Überleben an der Eisenstraße" 449 Spital am Pyhrn:„Huf- und Hackenschmiede Lindermayr" 453 Spital am Pyhrn:„Pilger, Paß und Püschen" 454 Steinbach a. d. Steyr:„Umbruch und Aufbruch an der Eisenstraße" 456 Steinbach am Ziehberg:„Die Kalkbrenner von Steinbach am Ziehberg" 458 Steyr-Grünburg:„Wo es raucht und pfaucht"
402 Steyr- Museum Industrielle Arbeitswelt:„glühendrot/krisenbleich. Zeitmontagen zu Arbeit und Kultur der Industrieregion Steyr" 467 Industrieforum Steyr-Reithoffer-Werke:„Tradition - Innovation. Die industrielle Entwicklung der Region Steyr" 473 Steyr- BMW-Motorenwerk:„Drehmomente". Ausstellung und Werksrundgang 478 Trattenbach:„Im Tal der Feitelmacher" 486 Weyer-Land:„Knappenhaus Unterlaussa" 488 Weyer-Markt:„Balgsetzerhaus- Haus der Bäuerlichkeit" 490 Windischgarsten:„Arkadenhof"-„Proviantstraße"-„Gabromagus" Weyer: „Land der Hämmer - Heimat Elsenwurzen" 495 Ein Gang durch die Ausstellung im Innerberger Stadel Die dezentrale 00.Landesausstellung 1998 608 Organisation und Mitarbeit 612 Leihgeber der Leitausstellung im Innerberger Stadel in Weyer 616 Bildnachweis
Von der Natur und Wirtschaft der Eisenwurzen
Natur und Wirtschaft der Eisenwurzen 13 Die Eisenstraße - Zur Geschichte einer einzigartigen Idee von Germana Fösleitner „Bevor du daran gehst, die Welt zu verbessern, gehe noch dreimal durch dein eigenes Haus." Dieses alte Sprichwort macht deutlich,wie wichtig die Auseinander setzung mit seinem unmittelbaren Lebensraum, mit seiner eigenen Heimat ist. Bei der Umsetzung der dezentralen Landesausstellung „Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen" stand genau das von Anfang an im Mittelpunkt: Bewohner der Eisenwurzen setzen sich mit der Geschichte, der Kultur und den Perspektiven ihrer Heimat auseinander und nehmen über diesen identitätsstiftenden Prozeß ihre Zukunft selbst in die Hand. Begonnen hat diese Entwicklung, als Mitte der achtziger Jahre historisch interes sierte Personen im Rahmen von Veranstaltungen des Montanhistorischen Vereines für Österreich die Kultur-und Wirtschaftsgeschichte der Eisenverarbeitung in unserer Heimat eingehender studierten. Das Ergebnis dieser Arbeit war die Herausgabe des Buches „Die Eisenstraße. Landschaft und Geschichte, Alltag und Ereizeit", heraus gegeben von Mag. Wolfgang Heitzmann. Bei der Erstellung des Buches wurde deutlich,daß die Eisenwurzen über ein nahezu unerschöpfliches Potential an montanhistorischen Denkmälern verfügt,deren Erhal tung einen wesentlichen Beitrag zur Förderung der kulturellen Identität in unserer Region leisten würde. Eine Erkenntnis, die konform ging mit dem Bemühen der Bürgermeister aus Weyer,Großraming, Losenstein und Laussa, mit einer Landesaus stellung zum Thema „Eisen und Erz" die Region kulturell und damit auch wirtschaft lich zu beleben.Am 12.Juli 1989fand zu diesem Vorhaben eine Pressekonferenz statt. Für zahlreiche Meinungsbildner und Bewohner der Eisenwurzen war dies Motivation genug, gemeinsam den überparteilichen Verein Eisenstraße Oberösterreich zu gründen. Obmann wurde in der ersten Geschäftsperiode Bürgermeister Konsulent Ing. Karl Sieghartsleitner, danach übernahm Bürgermeister Gottfried Schuh aus Losenstein die Obmannschaft. Der Verein hatte anfangs seinen Sitz in Steyr und seit der Errichtung einer hauptberuflichen Geschäftsstelle im Alten Pfarrhof in Steinbach/Steyr. Unmittelbar nach der Gründung des Vereines am 23.Jänner 1990,in der Friedens gemeinde St. Ulrich, konnte, gemeinsam mit unserem damaligen Landeshaupt mann Dr. Josef Ratzenböck, das Jahr 1998 als möglicher Termin für die Landes ausstellung festgelegt werden. Anläßlich der ersten Hauptversammlung des Vereines im April 1991 wurde die Idee einer dezentralen Landesausstellung konkretisiert und zum zentralen Anliegen erklärt. Es wurde weiters beschlossen, fortan auch die Kontakte zu den Partnervereinen aus der Steiermark und aus Niederösterreich zu intensivieren und als Fernziel die Gründung einer öster reichischen Eisenstraße ins Auge gefaßt.
14 Natur und Wirtschaft der Eisenwurzen Dr.josefPühringer übernimmt die Grobkonzepte der Landesausstellung iggS Diese Landesausstellung ist von Beginn an mit der Bevölkerung entstanden. Im Rahmen sogenannter „Ideenwerkstätten" in Reichraming,Windischgarsten, Kirch dorf, Grünburg,Weyer und Staning wurden gemeinsam mit Interessierten aus der Region Ideen gesammelt, erste Projektvorschläge diskutiert. Im Herbst 1991 begann die ARGE Landesausstellung 1998 mit der Erstellung eines inhaltlichen Rahmenkonzeptes,das kleinräumig gegliederte Schwerpunktthemen-wie „Natur raum und Wirtschaftsentwicklung",„Mensch und Technik",„Handel und Verkehr" sowie „Struktur der Kleineisenverarbeitung" - vorsah. Mit großer Freude und berechtigtem Stolz konnten wir im Februar 1993 im ehemaligen Sensenwerk Zeitlinger in Micheldorf Herrn Landeshauptmann Dr. josef Ratzenböck und dem damaligen Kulturlandesrat Dr. josef Pühringer unser gemeinsames Werk, das fertige Konzept, vorstellen. Beide Herren sagten daraufhin ihre Unterstützung bei der Umsetzung dieser europaweit vollkommen neuartigen Ausstellung zu. Mit der Errichtung der Geschäftsstelle mit GF Franz Sieghartsleitner, im Frühjahr 1993, begann schließlich die reguläre Geschäftstätigkeit des Vereines Eisenstraße Oberösterreich. Von nun an bis Mitte Jänner 1994 reichten nicht weniger als 29 ehrenamtlich tätige Projektgruppen ihre Ausstellungsprojekte mit einer präzisen Beschreibung des Ausstellungsinhalts und unter exakter Angabe des Ausstellungsstandortes ein. Nach einer ersten Besichtigung der Projekte durch Univ.-Prof. Dr. Roman Sandgruber von der Universität Linz sowie durch die Herren Hofräte Dr. Reinhard Mattes und Mag. Erwin Garstenauer von der Kulturabteilung des Landes Oberösterreich wurden die einzelnen Projekte unserem geschätzten Herrn Landeshauptmann vorgestellt und der Landesregierung zur Finanzierung und Realisierung vorgelegt. Um eine möglichst breite Identifikation der Bevölkerung mit unserer Eisenstraßen idee zu erreichen, haben wir in den folgenden Monaten die Projekte zahlreichen Repräsentanten und Meinungsbildnern wichtiger heimischer Institutionen mittels Tondiaschau präsentiert. Eine Auszeichnung für alle Aktiven war, daß wir bereits im September 1994 die Gelegenheit hatten, unser Vorhaben einer hochrangigen und sichtlich beein druckten OECD-Delegation nahezubringen. Ein besonderes Erfolgserlebnis stellte sich schließlich im Oktober 1995 ein: der Abschluß der Finanzierungsverhandlungen. Noch nie zuvor ist es gelungen,für eine Landesausstellung, die sich freilich organisatorisch und inhaltlich von allen bisherigen unterscheidet,einen derart umfassenden Finanzierungsmixzusammenzustellen: Neben der Kultur-, der Gewerbe- und der Gemeindeabteilung des Landes Oberösterreich erklärten auch das Bundesministerium für Wirtschaft,das Bundesministerium für Unterricht und Kultur, das Bundesdenkmalamt, die Diözesanfinanzkammer und die Planungsstelle des Nationalpark Kalkalpen diese Landes ausstellung zu ihrem Anliegen und stellten Fördermittel bereit. Ein Teil der Bundes und Landesgelder wurde auch aus EU-Mitteln kofinanziert: Zum einen, weil die Landesausstellung-als touristisch bedeutsames Großereignis im Hinblick auf die Etablierung einer österreichiscben Eisenstraße - eben nicht nur nationale Inter essen, sondern auch europäische Anliegen (im Sinne des Kulturaustausches) berührt, und zum anderen, weil für alle Landesausstellungsprojekte ein lang fristiges Nachnutzungskonzept existiert, das eine nachhaltige Verbesserung der
Natur und Wirtschaft der Eisenwurzen 15 touristischen und damit auch der wirtschaftlichen Infrastruktur in den Ziel-sb- und Ziel-2-Fördergebieten unserer Region erwarten läßt. Aufgrund der verbindlichen Zusage der Fördermittel entstand nun an der Eisen straße eine positive Entwicklung; Die Eisenstraßen-Region präsentiert sich seither in einem eigenen Eisenstraßen-Verkehrsleitsystem,die restaurierten Gebäude und Fassaden der Ausstellungsobjekte erstrahlen wieder in historischem Glanz. Herr Landeshauptmann Dr.Josef Pühringer überzeugte sich in gemeinsamen Berei sungen mit Herrn Hofrat Dr. Reinhard Mattes und Herrn Univ.-Prof. Dr. Roman Sand gruber immer wieder vom Fortschritt der Projektumsetzung. Unter der Koordi nation von Mag.Reinhold Kräter erstellten Mitglieder der einzelnen Trägergruppen die inhaltlichen Detailkonzepte für Ihre Ausstellungen,die vom wissenschaftlichen Beirat des Vereines Eisenstraße, in dem namhafte Persönlichkeiten österreichi scher Universitäten und Forschungseinrichtungen unter Vorsitz von Univ.-Prof. Dr. Roman Sandgruber vertreten sind, approbiert wurden. Es war dies auch der Zeitpunkt, wo von findigen Heimatforschern allerorts bedeu tende, aber bislang oft schon in Vergessenheit geratene Kulturgüter wiederent deckt und - vom „Staub der Jahrzehnte und Jahrhunderte" befreit - für die Präsentation in einer Ausstellung fachkundig restauriert wurden. Geschäftsführer Franz Sieghartsleitner vom Verein Eisenstraße betreute die Projektträger mit besonderem Engagement. Mag. Peter Horny sorgte in Zusam menarbeit mit der Kulturabteilung des Landes Oberösterreich und den regionalen Medien dafür, daß dieses regional so bedeutende Vorhaben das Interesse der Öffentlichkeit erhielt. Durch diese Landesausstellung Ist es gelungen, über Gemeinde- und Bezirks grenzen hinaus zusammenzuarbeiten, eine Kultur des kreativen Miteinanders zu schaffen. Etwa 2000 ehrenamtliche Mitgestalterinnen und Mitgestalter In den örtlichen Trägervereinen haben diese Landesausstellung erst möglich gemacht. Ihnen allen darf ich Dank, Anerkennung und meine besondere Wertschätzung aussprechen. Viel Positives ist in Bewegung gekommen.Wirte schlössen sich zu Eisenstraßenwirten zusammen, bieten besondere Qualität und Gastlichkeit. Im bäuerlichen Bereich entstanden Arbeitsgemeinschaften,die eine bessere Wertschöpfung der Produkte vom Bauernhof ermöglichen: so zum Beispiel die Initiativen „Traunviertler Bauernholz" (Splelgeräte,Sitzbänke,Tische aus Rundholz etc.),„Qbstland Eisenwurzen",„Bäuer liche Kleinkunst"- um den Gästen auch Mitbringsel aus der Region anzubieten -, „Direktvermarktung"(in der Region entstehen Bauernmärkte und Bauernläden)oder die „ARGE Naturland" In Zusammenarbeit mit dem Nationalpark Kalkalpen. Durch den Ausbau der Rad- und Mountainbikewege sind wir eine attraktive Rad region geworden. Sänger- und Musikantenstammtische beleben hingegen die authentische Volksmusik und geben Gelegenheit zum gemütlichen Beisam mensein. Mit der Gründung der Ökumenischen Initiative 98 plus ist es außerdem gelungen,im Rahmen des Ausstellungsgeschehens christliche Werte zu vermitteln, ein gutes Miteinander durch Gesprächsrunden zu ermöglichen. Eine Landesausstellung, die zum Motor der Regionsentwicklung geworden ist. Die Eröffnung dieser Landesausstellung Ist aber nicht das Ende einer mehr als 10 Jahre dauernden Entwicklung,sondern der Startschuß für einen neuen Anfang.
i6 Natur und Wirtschaft der Eisenwurzen Region Eisenwurzen: Ein geographisch-kulturräumlicher Begriff von Martin Heintel und Norbert Weixlbaumer Das Nahverhältnis des Instituts für Geographie der Universität Wien zur Ober österreichischen Eisenwurzen besteht nun schon seit dem Jahre 1991. Inhaltlich wurden dabei die beiden Großprojekte - der Nationalpark Kalkalpen Oberöster reich und die Oberösterreichische Eisenwurzen -thematisiert, vor allem aber die Bereitschaft der lokalen Bevölkerung zur Teilhabe an diesen Ideen regionaler Entwicklung analysiert.^ Das Kennenlernen von und Mitwirken an regionalen Entwicklungsaufgaben in ländlichen Räumen ist in den letzten Jahrzehnten verstärktes Aufgabenfeld geographischer Forschung. Den „Elfenbeinturm" in Richtung „Kirchturm" zu verlassen, Praxisfelder in universitäre Ausbildungskonzepte zu integrieren und umgekehrt einen „neutralen Zugang von außen" an regionale Problem- und Aufgabenfelder heranzutragen, ist Anliegen der intensivierten Zusammenarbeit zwischen Theorie und Praxis,zwischen der Geographie als Wissenschaft und der Oberösterreichischen Eisenwurzen als „Musterbeispiel" von Großprojekten regionaler Entwicklung in ländlichen Räumen. Die Oberösterreichische Eisenwurzen: Von einem einst historisch bedeutsamen Wirtschaftsraum zu einem neuerlichen Entwicklungsmotor? Wie präsentiert sich die Eisenwurzen nun im Spiegel geographischer Forschungs inhalte, wie wird sie in der Öffentlichkeit und bei der lokal ansässigen Bevölkerung überhaupt wahrgenommen, und wo gilt es, weitere regionale Entwicklungs potentiale aufzugreifen? Betrachten wir unterschiedliche topographische Karten, so wird der Begriff der Eisenwurzen nicht einheitlich verortet. Einige Darstellungsformen werden in Folge aufgezeigt: Im Österreichischen Oberstufen-Atlas (Hrsg.: Ed. Hölzel, 1980, Blatt 16/17,1:1,500.000) wird die Eisenwurzen in West-Ost-Erstreckung in etwa dem ober- und niederösterreichischen Grenzraum zwischen der Steyr und der Pielach zugeordnet. Im Unterstufen-Atlas (Hrsg.: Freytag 8i Berndt, 1991, Blatt 20/21, 1: 800.000) wird die Eisenwurzen zwischen Enns- und Ybbstal gesehen. In der Karte der Republik Österreich (Hrsg.: Bundesamtfür Eich- und Vermessungswesen, i960, 1 : 500.000) wird die Eisenwurzen ebenso wie in dem Großen ÖsterreichAtlas (Hrsg.: ÖAMTC,1982/83, Blatt 31/32;1:200.000)einzig in Niederösterreich zwischen Ybbs und Erlauf verortet. Auch die historische Fachliteratur (vgl. Eppel 1968^ und Mejzlik 1935)2 erteilt hier verschiedene Auskünfte bezüglich der genauen Lage. Um etwaigen Mißverständ-
Natur und Wirtschaft der Eisenwurzen 17 nissen gleich vorneweg zu entgegnen, sei festgehalten, daß es nicht darum geht, Regionen im Sinne eines abstrakten Raumes abzugrenzen. Im Gegenteil, die unter schiedlichen kartographischen Darstellungen der Verortung einer Region zeigen, daß eine Eingrenzung einer Region generell und der Region Eisenwurzen im speziellen so einfach gar nicht möglich ist. Vor allem in der Karte bei Mejzlik(1935,Anhang)ist die Region primär über die in ihr stattfindenden Aktivitäten (Eisengewinnung und -Verarbeitung)definiert. Auch der Verein Oberösterreichische Eisenstraße hat nun für Oberösterreich ein Arbeitsgebiet für das Projekt Oberösterreichische Eisenwurzen/ Eisenstraße ausgewiesen. Die kartographischen Darstellungen der Eisenstraßen vereine berücksichtigen Teile der nördlichen Steiermark; aber auch Krems-, Teichlund Almtal im Westen gelten als Teile der „Eisenwurzen". Der Begriff der Eisenwurzen ist - wenngleich historisch verankert - in unserem Jahrhundert als Regionsbezeichnung sukzessive in den Hintergrund getreten. Die Bedeutung der Eisengewinnung und metallverarbeitenden Industrie hat sich gewandelt. Das einst komplexe Geflecht der voneinander abhängigen Berufssparten hat nahezu ganz an Bedeutung verloren. Erzgewinnung,-transport, -Verarbeitung, Forstwirtschaft(Köhlerei), Landwirtschaft(Versorgungsfunktion des „Hinterlandes") stehen nicht mehr in einer aufeinander abgestimmten Folge in Beziehung,wenngleich auch noch in der Gegenwart metallverarbeitende Betriebe (zum Beispiel: BMW,Sensenwerke etc.) in der Region ansässig sind. Wie ist es nun möglich, eine Region, ein raumwirksames Projekt etc. vermittelbar zu machen, eine Identifikation aufzubauen und auch noch zu einer Mitarbeit anzuregen? Raumwahrnehmung verbindet sich mit regionalen Gestaltungsmöglichkeiten -das sei hier als These vorangestellt. Es bedarf des Wissens einer „Zugehörigkeit", spezifischer Informationen, Intentionen und Perspektiven im Kontext regionaler Entwicklung-wie am Projekt Oberösterreichische Eisenstraße exemplarisch ange führt -, um einem Vorhaben den nötigen Rückhalt gewähren zu können. Raum wahrnehmung dient als Basis vieler neuer Ideen.Sie dient letztlich einer „Standort bestimmung" vor allem dann, wenn Fremdwahrnehmung in Beziehung zu Selbst wahrnehmung gesetzt werden kann (zum Beispiel: Studentinnen versus lokale Bevölkerung etc.). Wahrnehmung von Raum bedeutet an dieser Stelle primär das Wahrnehmen von Lebens- und Gesellschaftsbezügen sowie von Interaktionen. Nachdem die Region der Eisenwurzen als Struktur- und entwicklungsschwach gilt, wird nun von selten des Fremdenverkehrsmarketing versucht, den Begriff der „Eisenwurzen" wieder von neuem als Qualitätsmerkmal einer Region ins Bewußtsein der Öffentlichkeit zu rücken. Ein Image mit einem inhaltlichen Profil zu besetzen bedarf - das sei als weitere These vorangestellt - einer breiten Information der Wohnhaften. Es ist schwer vorstellbar,ein „Image über eine Region zu legen", ohne daß diejenigen, die diese Region bewohnen, wissen, wie ihnen geschieht. Imagepflege wird zunehmend als ein wichtiger Aspekt für die regionale Entwicklung von Regionen erkannt,wie auch an anderen Beispielen feststellbar ist. So wird-wie bereits angedeutet-von „Roseggers Waldheimat",einer „National parkregion Hohe Tauern",„Sportwelt Amade",„Thermenregion" etc. gesprochen. Zum Teil handelt es sich hier sogar um neu geschaffene Regionsbegriffe.Aber auch
i8 Natur und Wirtschaft der Eisenwurzen im kleinräumigen Bereich (ortsbezogen) finden sich Bezeichnungen, die Assoziationen sicherstellen, Prestige fördern sollen oder bereits als Qualitätsfaktor verankert sind. So gibt es ein „Mohndorf", ein „Glaskunstdorf", eine „Festspielstadt" oder die „Welser Messe" etc. Manche Regionen und Orte existieren nur durch Metaphern,die sie umreißen:es handelt sich um Imaginäres und Klischeehaftes. Der „imaginäre Ort" schafft jedoch aufgrund seiner medialen Präsenz und subjektiven Vorstellung dessen Funktionieren. Gerade die touristische Vermarktung einer Region beruhtzum Teil im Suggerieren von Vorstellungen über Orte mit bestimmten Eigenschaften in der Absicht einer möglichen Attraktivitäts steigerung. Graphische Symbole, Metaphern,aber auch reine „Stimmungsbilder" dienen dazu,eine Region,einen Ort aufzuwerten. An dieser Stelle scheint es sinnvoll, das „Stimmungsbild" einer Region zu erfassen, indem diejenigen zu Wort kommen, die es schließlich von innen her prägen:je heterogener die Zusammensetzung der „Erforschten"sowie „Forscher", desto differenzierter ist die Interpretation des Wahrgenommenen. Ein Bild einer Region kann an Authentizität gewinnen, indem es von der lokalen Bevölkerung vermittelbar ist. Der Versuch, ein Image jenseits eines Selbstverständnisses bewußt zu „produzieren", ist fragwürdig. Wenngleich zu sagen bleibt, daß ein „einheitliches Selbstverständnis" gar nicht vorhanden sein kann und Wider sprüche auftreten -aber auch die müssen aufgezeigt werden. Im Rahmen der durchgeführten Erhebungen zur „räumlichen Abgrenzung, Akzeptanz und regionalen Identität der Region Oberösterreichische Eisenwurzen" in den jähren 1995 und 1997 waren u.a. die Fragen nach den Wahrnehmungen der eigenen Lebensbezüge Ziele der Erfassung. Bei regionalen Entwicklungsvorhaben werden den Faktoren der „Identität" und des „Image" vermehrt Beachtung zuge sprochen. Die Wahrnehmung der eigenen Lebensbezüge als Grundlage dafür spielt eine nicht unwichtige Rolle für regionale Entwicklungsschritte. Als Adressaten dieser Erhebungswellen gelten die Bewohnerinnen und Bewohner der Region Oberösterreichische Eisenwurzen. Was wird also mit dem Begriff der Eisenwurzen assoziiert? Wo liegen die Unverwechselbarkeiten dieser Region, wer fühlt sich zur Region Eisenwurzen zugehörig? Wie verbreitet ist die Information über das Eisenstraßenprojekt? Wo ist überhaupt die Oberösterreichische Eisen wurzen? Diese Fragen dienen der räumlichen Image-,Attraktivitäts- und Identitäts forschung. Wie präsentiert sich die Oberösterreichische Eisenwurzen bzw. die Eisenstraße im Spiegel der lolcalen Bevölkerung? Dazu vorweg noch eine Bemerkung zu der 1997 durchgeführten Befragung in den sechs Auswahlgemeinden:Sierning,Steinbach an der Steyr,Ternberg,Weyer,Spital am Pyhrn, Micheldorf (vgl. dazu und zur offiziellen Lage der Eisenstraße Karte 1). Insgesamt wurden - ähnlich wie schon 1995 - in den sechs Gemeinden 1226 Interviews durchgeführt, was pro Gemeinde durchschnittlich 204 Interviews ausmacht. Per Zufallsstichprobe wurden rund 8% der Wohnbevölkerung jeder Gemeinde befragt. Die Befragung wird 1999 ein drittes und letztes Mal wiederholt.
Natur und Wirtschaft der Eisenwurzen 19 Legende: Eisenstraße Flüsse O Untersuchungsgemeinde Dietachdorf Sierning Bad Hall O Kleinraming Garsteno//Jost, Ulrich Aschach Waldneukifchen Adiwang Grünburg Steinbach Laussa a.d. Steyrj^Ternberg Losenstein Nußbach Maria Neustift Schlierbach Pechgraben Großraming Scharnstein Steinbach^a. Ziehberg Trattenbach Kirchdorf Leonstein m M Mölln Reichraming icheldon Weyer Kleinreifling Ramsau Klaus Frauenstein Steyriing Nationalpark Kalkalpen Str-Rankraz Windischgarsten .Rosenau Edlbach' vorderstoder Hinterstoder R Aitenmarkt Unterlaussa Hengstpaß Oberlaussa oßleithen Obeiweng Spitalam Pyhrn Karte 1: Die sechs Untersuchungsgemeinden an der OÖ. Eisenstraße
Natur und Wirtschaft der Eisenwurzen um die Veränderungen im räumlichen Vorstellungsbiid sowie bei den allgemeinen Einstellungsmustern der Einheimischen feststellen zu können. Neben den räumlichen Vorstellungen sowie der Eingliederung der Region Eisenwurzen in den geographischen Kontext (Lage und Ausdehnung) wurden folgende Themenkreise, die hier nur teilweise und in aller Kürze zur Diskussion gelangen, in den Interviews erörtert:Definition und Einschätzung des Regionsbegriffs Eisenwurzen,Informations stand und Akzeptanz sowie Einschätzungen der Impulsfaktoren der Initiative „Eisenstraße" und Landesausstellung „Land der Hämmer"(Näheres dazu vgl. ''). Zunächstzur Frage:Wo liegt denn überhaupt die Oberösterreichische Eisenwurzen, wie ist sie im klassisch geographischen Sinn räumlich einzuordnen? Mit anderen Worten: Welche Raumwahrnehmungsmuster sind in den Köpfen der ansässigen, von der Landesausstellung direkt betroffenen Bevölkerung präsent? Die kartographischen Auswertungen der Befragung aus dem Jahr 1997 zeigen im Vergleich zu jenen von 1995 eine deutliche Annäherung der imaginären an die offizielle, vom Verein Eisenstraße definierte Abgrenzung der Region Oberöster reichische Eisenwurzen. Dieser Trend, der sich vermutlich im Zuge der Landes ausstellung noch verstärken wird, ist am besten in der Gesamtdarstellung aller Erhebungsgemeinden ersichtlich (vgl. Karte 2). Der Großteil der Befragten ist, anders als noch 1995, im Jahr vor der Landesausstellung in der Lage, die Oberösterreichische Eisenwurzen gemäß ihrer tatsächlichen kulturhistorischen Grenzen einzuordnen. Karte 2 zeigt - gemessen an der mit einem weißen Band gekennzeichneten kulturhistorischen Eisenwurzengrenze -, daß die räumliche Ausdehnung der Region Oberösterreichische Eisenwurzen in den Köpfen der Einheimischen an Realitätsnähe gewonnen hat. Vor diesem Hintergrund ist nun interessant, was die Bevölkerung mit dem Begriff Eisenwurzen assoziiert und was denn das Unverwechselbare an der Oberöster reichischen Eisenwurzen ist. Die häufigsten, zumindest von jedem zweiten genannten Assoziationskategorien sind: Eisen (Stichworte zu Erz, Eisenver arbeitung und -transport), Naturraum (Stichworte zu naturräumlicher Ausstattung, Werthaltungen gegenüber der Natur etc.) und Namen (Nennungen von Bundesländern,Regionen,Gemeinden,Tallandschaften, Gebirgszügen). Nur mehr rund jeder vierte bis fünfte nennt Stichworte zu Fremdenverkehr, Erholung, Tradition, Geschichte, Landesausstellung und Wirtschaft. Zum Thema Unver wechselbarkeit der Eisenwurzen wurden folgende Merkmale assoziiert: Land schaft, Berge, Natur, Eisen, Geschichte etc. Im Zusammenhang mit diesen Merkmalsassoziationen, die hier nur stark generalisiert wiedergegeben werden,steht das regionale Zugehörigkeitsgefühl der Wohnbevölkerung. Ein Großteil der Befragten,nämlich 84%,würde sich persönlich als ein(e) Bewohner/in der Eisenwurzen bezeichnen. Der gleich hohe Prozentsatz gab auch an, schon einmal etwas vom Projekt Eisenstraße gehört zu haben. Die meisten der Befragten haben davon über die Printmedien, Gemeinde oder audiovisuelle Medien erfahren. Sowohl die regionale Identität als auch die Informiertheit über die Eisenstraße ist also aufden ersten Blick gegeben,wenn es auch natürlich gemeindeweise Unterschiede gibt. Von vielen Befragten wurde allerdings ein über das Bisherige hinausgehender Informationswunsch, die Eisenstraße betreffend, geäußert.
Natur und Wirtschaft der Eisenwurzen 21 10 20 km TSCHECHISCHE REPUBUK DEUTSCHLAND OBERÖSTERREK^H Ntedef' . Österreich K...... Salzburg Steieimätk Räumliche Abgrenzung in%der Befragten Keine Zuordnung > 1% - 25% > 25% - 50% >50-75% >75-100% = Eisenwurzen — Staatsgrenze — Landesgrenze Oö — Gemeindegrenze — Flüsse Prozentgrenze Karte 2:Die räumliche Abgrenzung der OÖ. Eisenwurzen
22 Natur und Wirtschaft der Eisenwurzen Wie sich die Oberösterreichische Eisenwurzen im Spiegel der lokalen Bevölkerung präsentiert, ist ferner an den Erwartungshaltungen sowie den jeweiligen Akzeptanzen zu bemessen. Der überwiegende Teil der Befragten erwartet sich durch das Projekt Eisenstraße positive Folgewirkungen für die Eisenwurzen. Es wurden der Rangordnung nach vor allem Merkmale zu den Kategorien Tourismus, Wirtschaft, Image, Kultur, Bewußtsein etc. genannt. Die Mehrheit der Befragten erwartet sich keine negativen Folgewirkungen. Fläufig wurden als mögliche negative Folgen der Reihenfolge nach genannt: Verkehr, Tourismus, Wirtschaft, Naturschutz etc. Die Akzeptanz des Projektes Eisenstraße - sie ist ja bekanntermaßen Voraus setzung für eine gelungene Regionalentwicklung in der Oberösterreichischen Eisenwurzen - erscheint in der Bevölkerung großteils gegeben. Rund 90% aller Befragten meinen, daß sie in der Bevölkerung sehr hoch bis mittel vorhanden ist. Die von Gemeinde zu Gemeinde leicht variierenden, grundsätzlich positiven Akzeptanzverhältnisse zeugen davon,daß die Eisenstraßeninitiative im Vorfeld der Landesausstellung von den Einheimischen gut aufgenommen wird. Schlußbemerkung Gerade anhand regionalentwicklungsbezogener Projekte zeigt sich immer wieder, daß Vorhaben vor allem dann (raum)wirksam umsetzbar sind, wenn sie von engagierten Proponenten und Proponentinnen getragen werden,die sich mit ihnen „identifizieren". Raumwahrnehmung-darunter verstehen wir: Erfassen der eigenen Lebenssituation im Kontext einer räumlichen Bezugsebene (Arbeitsmarkt, Pendlerinnenwesen, Freizeitverhalten, individuelle Mobilität, regionale Entwick lungsvorhaben etc.)-kann hier als eine Basisfunktion aufgefaßt werden.Umwelt bezüge können erst dann so richtig verarbeitet werden, wenn ein regionales Selbstverständnis als Basis vorhanden ist. So es gelingt,sich selbst in räumlichen Zusammenhängen zu sehen,als Bestandteil von Kommunikationsfeldern,Entwick lungsimpulsen etc., ist der subjektive Flandlungsspielraum ein größerer. Kritische Raumwahrnehmung schult die Auseinandersetzung, sie betrifft sowohl die Distanznahme als auch die Annahme von Ideen, Interaktionen und Kommuni kationseinheiten. Sie fördert Vernetzung und Widerspruch und dient somit der Orientierung und Meinungsbildung. Um das Eisenstraßenprojekt auf eine wirklich breite Basis und damit verbundene Akzeptanz zu stellen, bedarf es überdies einer Integration derer, die sich bis jetzt noch nicht wirklich angesprochen gefühlt haben. Was ist damit gemeint? Die überregionale Koordination von Politikern, Multiplikatoren, Ehrenmitgliedern und diversen Vereinen ist dann noch immer zu wenig, solange keine konkreten Identifikationsmomente für die Bevölkerungsbasis geschaffen worden sind. Den bisher beschrittenen Weg-den Versuch,so viele wie möglich anzusprechen-gilt es daher konsequent fortzusetzen. Festzuhalten bleibt, daß partizipative Planungsansätze in der Oberöster reichischen Eisenwurzen als integrativer Bestandteil regionaler Entwicklung anzusehen sind. Festzuhalten bleibt aber ebenso, daß partizipative Schritte
Natur und Wirtschaft der Eisenwurzen 23 „gelernt" werden müssen, nicht immer „von sich aus passieren", oft eines „Anstoßes von außen" bedürfen, daher auch bewußt gefördert gehören. Die Untersuchungen in der Oberösterreichischen Eisenwurzen haben weiters den Zusammenhang von Information,Akzeptanz und Wlitarbeitsbereitschaft aufgezeigt. Gelingt es, die lokale Bevölkerung so früh wie nur möglich über lokale Planungs prozesse zu informieren, so ist das die vielleicht beste Voraussetzung zur Integration einer breiten Basis in Projekte und zu einer langfristigen partizipativen Planungsstrategie. LITERATUR 1 Weixlbaumer, N., Hrsg.(1992): Analyse zur Raumwahrnehmung der geplanten Natlonalparkregion Oberösterreichische Kalkalpen. Ablauf und Ergebnisse eines Pilotprojektes in der Gemeinde Großraming. Wien (= AMR INFO, Aktuelle Beiträge zur Geographie, Raumforschung und Raum ordnung,Band 2).-Weixlbaumer, N., Hrsg.(1994): Akzeptanz- und Raumwahrnehmungsanalyse zum geplanten Nationalpark Kalkalpen In Oberösterreich; Ein perzeptlonsgeographischer Beitrag zur Regionalentwicklung der Pyhrn-Elsenwurzen-Region. Wien (= Beiträge zur Bevölkerungs- und Sozialgeographie, Band 5).- Heintel, M., und Weixlbaumer, N., Hrsg. (1996): Oberösterreichische Elsenwurzen/Eisenstraße: Pilotstudie zur räumlichen Abgrenzung, Akzeptanz und regionalen Identität der Region Eisenwurzen bzw. der Eisenstraßenidee. Wien (= AMR INFO,Aktuelle Beiträge zur Geographie, Raumforschung und Raumordnung,Band 5). Gegenwärtig befindet sich die Im jähr 1997 darauf aufbauende Verglelchsstudie In der Auswertungsphase (Hrsg.: Heintel, M., und Weixl baumer, N.), 2 Eppel, F. (19682): Die Eisenwurzen; Land zwischen Enns, Erlauf und Eisenerz. Verlag St. Peter in Salzburg,Salzburg. In der Im Anhang des Buches befindlichen Karte werden Teile der Steiermark wie das Salzatal, das steirische Ennstal von HIeflau bis Altenmarkt und das Erzbachtal von Eisenerz bis Hieflau ebenso als Eisenwurzen aufgefaßt. Mejzlik, H.(1935): Die nördliche Eisenwurzen In Österreich. Österreichischer Wirtschaftsverlag,Wien. Im Anhang befindet sich die Karte mit der vielleicht umfassendsten Darstellung der Region Eisenwurzen: Eisenverarbeitende Betriebe werden vom Almtal im Westen biszum Traisental im Osten und vom Donautal Im Norden bis hin zum Paltental im Süden dargestellt.
24 Natur und Wirtschaft der Eisenwurzen Die Rohstoffe der oberösterreichischen Eisenwurzen von Bernhard Gruber Oberösterreich hat Anteil an fünf für den geologischen Aufbau Österreichs wesentlichen geologischen Einheiten. Diese wären, von Norden nach Süden gesehen, das Kristallin der Böhmischen Masse, die Molasse-, Flysch- und Flelvetische Zone sowie die Nördlichen Kalkalpen.Aus geologischer Sicht gesehen erstreckt sich der oberösterreichische Teil der Eisenwurzen größtenteils auf die Zone der Nördlichen Kalkalpen, nur im Norden ist sie marginal noch an dem Flelvetikum und der Flyschzone beteiligt. Es ist selbst für den Geologen schwer,die zeitliche Abfolge der Gesteinsentstehung von damals mit dem räumlichen Nebeneinander der heutigen Lage der Gesteine in Einklang zu bringen. Damit man ein etwas klareres Bild vom Aufbau der Alpen bekommt,muß man sich vorstellen, daß, bevor die Alpen aufgefaltet wurden,ihre Gesteine in weit auseinanderliegenden Ablagerungsräumen zum Absatz gekom men sind (Grafik). Durch Bewegungen der afrikanischen und der eurasiatischen Platte gegeneinander kam es zur Einengung der Ablagerungsräume, und in weiterer Folge begann der Ablagerungsraum der Nördlichen Kalkalpen mit seinen Sedimentstapeln und Deckenbildungen gegen Norden zu gleiten. Dieser glitt über die Zentralalpen hinweg,riß infolge seiner enormen Masse die Flyschzone mit sich und schob sich zusammen mit dieser noch viele Kilometer über die Ablagerungen der Molassezone. Die Tektonik der Eisenwurzen Seit dem Einzug der Deckenlehre ist der Deckenbau unserer Kalkalpen unbe stritten. Es werden hier voralpine tiefere und hochalpine höhere Decken unter schieden. Diesem Schema steht die Gliederung in Ordnungsbegriffe wie Bajuvarikum,Tirolikum oder Juvavikum gegenüber.Was nun die Deckengliederung der Eisenwurzen betrifft, so sind von Norden nach Süden verfolgend Decken mit ihren Gesteinspaketen und deren Rohstoffvorkommen beteiligt, die einer Reihe von diesen Ordnungsbegriffen hinzugefügt werden können. Die Ternberger, Reichraminger, beherrscht von Gesteinen der Lunzer Fazies, die Frankenfelser, die die Reichraminger Decke im Osten abschneidet,und die Lunzer Decke(Fortsetzung der Reichraminger Decke) werden dem Bajuvarikum, die Staufen-FlöllengebirgsDecke mit dem Sengsengebirge und die Warscheneck-Decke dem Tirolikum sowie die Mürzalpen-Decke mit den Flaller Mauern dem juvavikum hinzugerechnet. Die Sedimente der Gosauschichten kleiden Mulden zwischen der Warscheneck- und Staufen-Flöllengebirgs-Decke (Windischgarstener Gosaubecken) und Reich-
Natur und Wirtschaft der Eisenwurzen 25 Obergrünburg Waidhofen o L V. Buch-' Denkma Kirchdorf Reichramin^-'W~K k i^p^eryf' Windischgarsten eK Untenaussa o_ /' Warsqheneck •' ^ > Bosruck Gr. Buchsteth m^dmon Wochtor Eisenerz Worschac o Dergeologische Aufbau und die tektonischen Einheiten der Eisenwurzen mitihren historischen Bergwerken raminger-Frankenfelser Decke (Laussa-Großreiflinger Gosaustreifen) aus und lagern diskordant auf deren Sedimentpaketen. K Kohle,(Gagat) E Eisen B! i M Mangan B Bauxit Fiyschfenster von Windischgarsten JHT Heivetikum s. i. SS Unteres Bajuvarikum (Ternberger-, FrankenfeiserDecke) Oberes Bajuvarikum (Reichraminger-. LunzerDecke) Tiroiikum (Warscheneck-, Staufengebirgs-, Höiiengebirgs-,Totengebirgs-, Unterberg-, GöiiDecke) W UnteresJuvavikum(Mürzaipen Decke) Gosaubecken Die mineralischen Rohstoffe Die Region der Eisenwurzen kann durchaus zu jenen Gebieten Österreichs gezählt werden, in denen der Bergbau - natürlich nur in verschiedenen geschichtlichen Zeitabschnitten - eine tragende Rolle gespielt hat. Die Suche nach diesen Roh stoffen und der große Reichtum an Schichten wie ihre Vielfalt waren auch immer wieder Anlaß, die geologische Erforschung in unserem Bundesland zu intensi vieren. In diesem Kapitel wird einerseits auf die Rohstoffe selbst, Geologie und lagerstättenkundlichen Daten eingegangen, andererseits wird eine kurze Dar stellung der bergbaugeschichtlichen Bedeutung gegeben (Kohl 1984).
26 Natur und Wirtschaft der Eisenwurzen f Verstürztes Stollenmundloch des Eisenerzbergbaues Arzberg bei Reichraming 1. Eisen- und Manganlagerstätten Die in der Eisenwurzen in historischer Zeit wirtschaftlich gewonnenen Eisenerzund Manganvorkommen liegen mit einer Ausnahme ausschließlich in den Gesteinsserien des Oberostalpins,stammen aber aus verschiedenen stratigraphischen Niveaus. Oxydische Eisenerze Hierbei handelt es sich vor allem um limonitische und oxydische Eisenerze. Der Eisenbergbau im Wendbachtal bei Trattenbach/Gem. Ternberg Am Beginn des 17.Jahrhunderts(1604) wurde hier ein Bergbau von den Hammer gewerken Clemens Schrapacher und Gregor Forster erschlossen, der vom Sohn Schrapacher weitergeführt wurde. Über das weitere Schicksal dieses Unter nehmens ist dann sehr wenig bekannt. 1768 jedenfalls eröffnete die Innerberger Hauptgewerkschaft einen Bergbau in diesem Gebiet. Die nächste urkundliche Erwähnung scheint aus dem Jahre 1785 auf, als ein Lorenz Kröpfl diesen Bergbau übernahm und prompt in finanzielle Schwierigkeiten geriet. Das dort produzierte Eisen ist zum Teil an die Innerberger Hauptgewerkschaft in Steyr wie an die Messerer in Steinbach und Sensenschmiede von Mölln geliefert worden. 1798 wurde das Bergwerk an Karl Ritter von Bohr verkauft. Er stellte dieses Unter nehmen dann hauptsächlich auf die Weiterverarbeitung Innerberger Roheisens um,der Abbau selbst wurde in einem sehr bescheidenen Maß weitergeführt.1862 erwarben die Grafen von Lemberg diesen Betrieb, zeigten aber sehr wenig Inter esse an seinem Weiterbestand. Jedenfalls wurde der Bergbau noch vor 1880 aufgelassen,im Jahre 1886 kam es dann zur Löschung der Bergrechte. Das Eisen vom Arzberg bei Reichraming Bereits in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts findet ein Eisenerzbergbau bei Reichraming urkundlich Erwähnung. Unter dem Steyrer Burgherrn Hans Hofmann von Grünbühel wurde von 1538 bis 1548 ein Abbau am Arzberg betrieben. Zur Verhüttung seiner Erze ließ er auch in Reichraming drei Blähhäuser und einen Hammer errichten. Nach Einstellung des Bergbaues wurden die Blähhäuser in eine Mühle und in einen kleinen Hammer umgebaut;das dritte ließ man verfallen, wie es auf einer Federzeichnung um 1613 noch deutlich erkennbar ist. Die Toneisenvorkommen in den Kohlen des Pechgrabens Im Bereich des Pechgrabens ist die Grestener Klippenzone des Helvetikums s. 1. mit Grestener Schichten s.l. aufgeschlossen. Hier bildeten sich im tiefsten Jura (Lias) meeresnahe Sümpfe aus, die dann im Laufe der Erdgeschichte zu Kohle wurden. In den Zeiten ihres Abbaues konnten in diesen Flözen nicht nur eine reiche Flora (wie Reste von Farnen, Schachtelhalmen, Ginkgophyten usw.- Thenius 1983), sondern auch in einzelnen Lagen,sehr schichtkonstant,Toneisenknollen entdeckt werden. Diese Sphärosiderite sind als chemisch-sedimentäre Ausscheidungen von Eisenbikarbonat um organische Kerne zu deuten.
Natur und Wirtschaft der Eisenwurzen 27 Der Eisenerzbergbau von Unterlaussa im Reichraminger Hintergebirge Hier kommt das Eisen in Form von Bohnerzen (bis 45% Fe-Gehalt), die sich in den bauxitreichen Partien der Gosauschichten des Laussa-Großreiflinger Gosaustreifens befinden, und im eisenreichen Bauxit(13-35% Fe-Gehalt) selbst vor. Die ersten Hinweise auf den Abbau von Eisen im Raum St. Gallen beginnen im 12.Jahrhundert. Dies läßt sich aus der Erneuerung einer Stiftung eines Zehents von Salinen und Erzgruben im Gebiet Admont-St. Gallen aus dem Jahre 1202 durch den Abt des Stiftes Admont schließen. Die Stiftung selbst geht auf den Salzburger Erzbischof Eberhard l. um das Jahr 1160 zurück. Es fehlen zwar alle Hinweise auf die Unterlaussa und ihre Umgebung, aber die geologischen Verhältnisse dieses Gebietes lassen einzig und allein den Schluß zu,daß es sich um die Erzvorkommen im Bereich des Breitenberges und des Blahberges handeln muß. Auch der Name Blahberg geht auf eine frühe Eisenverhüttung zurück,kommt er doch von „blähen" oder „blasen",womit das Einblasen von Luft in einen Eisenschmelzofen gemeint ist. Wie Freh 1949 vermutet, ist der Niedergang der Admontschen Eisengewinnung im 14. Jahrhundert aufden Druck der Innerberger Gewerkschaften zurückzuführen,die die Produktion des sog. „Waldeisens" aus Konkurrenzgründen mit allen Mitteln bekämpften. Auch ein zweiter Versuch des Stiftes Admont,in diesem Gebiet im 15. Jahrhundert eine Eisenerzeugung aufzubauen, mußte auf Druck der Gewerkschaften rund um den Erzberg abgebrochen werden (Köstler 1994). Die im 19. Jahrhundert einsetzende Industrialisierung brachte auch einen großen Aufschwung des gesamten Bergwesens mit sich.1830 wurden durch Josefa Aigner und 1871 durch die Innerberger Hauptgewerkschaft Schurfrechte auf Eisen im Gebiet des Blahbergs und des Prefingkogels erworben. Einen letzten Versuch unternahm dann noch einmal 1875 Georg Wisiak aus Graz, der aber kurz darauf wegen Unrentabilität eingestellt wurde. Der Eisenbergbau in der Umgebung von Spital am Pyhrn Im 19. Jahrhundert lebte auch hier kurzfristig der Eisenbergbau auf. So schürfte man in den dreißiger Jahren auf der heutigen Weinmeister-, Gamering- und Hollingeralpe mit geringem Erfolg nach Eisenerz. Im Jahre 1845 erwarb die Roitzmühler Eisen-, Blech- und Maschinenfabriksgesellschaft große Schurfrechte in diesen Gebieten. Mit dem Konkurs der Gesellschaft erloschen 1845 auch alle ihre Bergrechte wieder. Der Erzbergbau vom Gaisberg bei Molin im Steyrtal Dieses Vorkommen im Gebiet des Gaisberges ist urkundlich nachgewiesen,bereits seit dem Jahre 1570 im Besitz von Sebastian Pürschinger, ehemaliger Bürger meister von Steyr, und dem Messerer Christoph Aichperger aus Steinbach an der Steyr. Sie durften jährlich 1000 Zentner Eisen produzieren und selbiges ausschließlich im Traun- und Hausruckviertel vertreiben. Die Rechte auf Errichtung für einen Eisenbergbau sowie Schmelz- und Hammerwerke erteilte dann Kaiser Rudolf I I. 1604 den Innerberger Hammermeistern Murschhofer und Forster. Anscheinend herrschte auf Grund des durch die Reformationswirren hervor gerufenen Produktionsrückgangs der Innerberger Gewerke am Erzberg ein rechter Stollenmundloch. Elsenerzbergbau Gaisberg bei Mölln.
28 Natur und Wirtschaft der Eisenwurzen Eisenmangel in unserem Gebiet. Nur so läßt es sich erklären, daß seitens der Eisenobmannschaft Steyr sechs Jahre lang aufjegliche Abgaben verzichtet \A/urde. Dem Betrieb bzw. seinen Betreibern dürfte es anfangs sehr gut gegangen sein, denn 1609 wurde ihnen das Recht auf Erweiterung erteilt. Das weitere Schicksal liegt dann aber im Dunklen. 1768 wurde von der Innerberger Hauptgewerkschaft der Eisenabbau wieder aufge nommen,und im Jahre 1787 erfolgte dann die letzte Belehnung auf Erzgewinnung. --.s Manganerzbergbau Glöcklalpe. ObertägigerAbbau Mangan- und Eisenerze Der Braunsteinbergbau aufder Glöcklalpe und Rotgsoll Hier befinden sich in Gesteinen des mittleren Jura Dogger(Klauskalke), Linsen von manganreichen Eisenerzen (12,8% Mangan, 13,7% Eisen). Die beiden minera logischen Hauptkomponenten der Braunsteine stellen Pyrolusit und Manganomelan dar. Bereits aus dem Jahre 1684 liegt ein erster Hinweis auf Braunsteinbergbaue in Form eines Verzeichnisses der Braunstein-Bestände im Forst Mölln vor. Erst wieder im Rahmen eines gutachterlichen Berichtes des Pflegeamtes Steinbach im Jahre 1818 über das Ansuchen eines Herrn Pimminger, der Braunstein am Mieskar brechen will, finden wir einen schriftlichen Nachweis über die Abbaue auf Braun stein. Wie aus der Befragung hervorgeht, dürfte zumindest im 18. Jahrhundert durchgehend dieses Erz in einem geringen Maße gebrochen worden sein. Nach langwierigen Streitigkeiten um Schurfrechte wurden 1826 der Gewerkin Theresia Kohl und dem Bergmann Josef Steinegger selbige zugesprochen. Bis Maria Fischelhammer(1870) wechselten die Besitzverhältnisse der Abbaue noch fünfmal.1872 verpachtete sie ihren Bergbau an Anton Max Nappy,der die Produktion gewaltig steigerte und den Bergbau ausweitete.1874 produzierte er fast 95 Tonnen Braunstein, wobei aber mehr als zwei Drittel auf Halde liegen blieben und nicht ver kauft werden konnten. Im vorläufig letzten Betriebsjahr 1881 erzeugten drei Arbeiter nur noch 10 Tonnen. Der unrentabel gewordene Betrieb wurde von Fischelhammer nun an das Haus der Steyrer Grafen Lemberg verkauft. Er wurde zwar kurzfristig 1883 wieder aufgenommen,um dann doch zum Erliegen zu kommen. Nach dem Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich 1938 wurden sofort die Möglichkeiten einer Wiederaufnahme geprüft. Auf Grund extrem hoher Transport kosten war eine Gewinnung des Braunsteines unrentabel; man betrachtete diese Lagerstätte nur als „wehrwirtschaftliche Reserve". Nach dem Zweiten Weltkrieg suchte die Forstverwaltung Breitenau bei Mölln um eine Schurfbewilligung usw. an.Dabei stellte es sich heraus,daß eine Umschreibung der Bergbauberechtigung von der ehemaligen Reichsforstverwaltung auf die Österreichischen Bundesforste als Rechtsnachfolger noch nicht stattgefunden hatte. Bedingt durch nicht geklärte Eigentumsverhältnisse zwischen der Familie Lamberg und der Republik Österreich -es kam 1961 zu einem Vergleich - wurden die Bundesforste erst zu diesem Zeit punkt Eigentümer von Bergbaugebiet und Bergbauberechtigung. Am 4. Oktober 1967 erfolgte die bergbücherliche Löschung des Bergbaues auf der Glöcklalpe (s. Werneck 1980; Köstler 1993 cum lit.).
Natur und Wirtschaft der Eisenwurzen 29 2. Bauxitlagerstätten In Österreich lassen sich nur wenige abbauwürdige Bauxitvorkommen finden. Sie kommen hauptsächlich in den basalen Schichtgliedern der Gosauablagerungen vor und werden als chemische Sedimente gedeutet, die aus schwach alkalischen Lösungen ausgeschieden wurden. Die Umwandlung des größtenteils amorphen Ausgangsmaterials in Bauxit erfolgte dann vor Ort. Der Bauxitbergbau von Unterlaussa Diese Lagerstätte war eine der wichtigsten Österreichs. Der uranhältige Bauxit liegt hier in einer Reihe steilstehender Linsen zwischen dem Hauptdolomit im Liegenden und Mergeln der Gosauschichten im Hangenden eingeschaltet. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie kam es in Österreich zu einem akuten Mangel an Rohstoffen. So fehlte es u.a. auch an Bauxit zur Aluminiumerzeugung und für Tonerde. Aus diesem Grund erwarb die Firma Stern & Hafferl AG,die 1914 in Steeg am Hallstättersee bei ihrem Elektrizitätswerk eine Aluminiumfabrik gebaut hatte, 1919 Schurfrechte im Gebiet des Prefingkogels. Ein Jahr darauf gewann man dort schon 362Tonnen Bauxit.1922suchte auch die Firma Reithoffer aus Steyr um eine Bergbauberechtigung am Blahberger Hochkogel an, nachdem der Bergingenieur Josef Köstler die Abbauwürdigkeit einiger weiterer Lagerstätten in diesem Gebiet erkannte. Interessanterweise wurde aber der Abbau nicht aufge nommen. 1926 wollten sich beide Firmen von ihren Bergbaurechten und Freischürfen in Unterlaussa trennen;trotzdem wurden diese Bergbaureviere weiter ausgebaut. 1930 kaufte dann die Oberösterreichische Kraftwerke AG in Linz den Stern & Hafferlschen Bauxitbergbau. Mit dem Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich 1938 und dem Bau eines Aluminiumwerkes in Ranshofen durch die Vereinigten Aluminiumwerke AG, Berlin, 1940, änderten sich die Voraussetzungen für den Bergbau in Unterlaussa beträchtlich.Zwischen 1944 und 1945 sollen 27.500Tonnen Bauxit gefördert worden sein. Mit Kriegsende kam die Bauxitgewinnung in allen Revieren zum Erliegen.1946 ging die VAW-AG mit ihrem Kohle- und Bauxitbergbau in österreichischen Staatsbesitz über. Von 1940 bis zur Einstellung des Bergbaues in Unterlaussa im Jahre 1964 wurden insgesamt 265.061 Tonnen Bauxit unterschiedlicher Qualität gefördert. Es wurden nach dem Sj02-Gehalt drei Quali tätsstufen unterschieden, die auch zu unterschiedlicher Verwendung bestimmt waren: bis 6% Sj02-Gehalt für die Herstellung von Tonerde,6-10% SjÖ2-Gehalt als Zementzuschlag und über 10% Sj02-Gehalt als Eisenhüttenzuschlag. 3. Bleiglanz- und Zinkblende-Lagerstätten Nach langen Diskussionen ist heute auch die Genese der in den Kalkalpen im obersten Wettersteinkalk weit verbreiteten Bleiglanz-Lagerstätten vom Typus „Blei berg" geklärt. Bei diesen Vererzungen handelt es sich zum Teil um synsedimentäre Bildungen, die schon zur Zeit der obersten Mittel- bis basalen Obertrias angelegt wurden,oder um syndiagenetische Metallanreicherungen (Tollmann 1985).
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2