Kunst und Kunsthandwerk, 15. Jg., 1912, Heft 1

32 Abb. 70. Löffel zum Einschlagen, Eisenstiel mit Gold tauschiert, Passauer Beschauzeichen, XVlll. Jahrhundert. Länge 17·8 Zentimeter legien, betreffend den Bezug und die Zufuhr des Eisens sowie den Handel mit den daraus verfertigten Waren, folgten einander. Als Klirigenschmied– werkstätte ging Kleinraming an der Spitze, wobei es seineVerbindung mit der eigentlichen Eisenstadt Steyr nie aufgegeben hat. Die im Handel als „Steyrer Klingen" gehende Ware. waren zum großen Teil Kleinraminger Klingen. Herzog Albrecht 1. bestätigte 1287 der Stadt Steyr ihre alten Frei– heiten mittels eines Privilegiums, dessen Bestimmungen auch auf die Schmiede in Raming Bezug nahmen, und Herzog Albrecht III. begabte im Jahre 1373, wie wir der Konfirmation der In– nungsbriefe durch Kaiser Ferdinand II. vom Jahre 1629 ent– nehmen, die „Maister der Klingenschmidt und Schleiffer Hantwercks in der Räming und Thanpach gemeiniglich, und um den Burgfried zu Steyr in zwain Meilwegs gesessen und wohnhafft" mit einer Handwerksordnung, welche Kaiser Friedrich 1449 und Ferdinand 1. 1530 bestätigten. Die Klin– genschmiedinnung wird in den alten Urkunden eine „Dreyer– Werchstatt" genannt, weil in ihr drei Handwerke vereinigt waren: die Klingenschmiede, die Schleifer und die Messerer. Letztere fertigten die Hefte aus dem verschiedensten Material und gaben die fertige Ware an die Verleger ab, welche sie in den Handel brachten, vornehmlich auf die Märkte in Pest und Brünn, von wo die Ausfuhr an die untere Donau und in die Türkei, beziehungsweise nach Polen und Rußland erfolgte. Die älteste vorhandene Urkunde, die Kleinraminger Klingenschmiede betreffend, stammt aus dem Jahre 1497 und betrifft einen Streitfall zwischen Meister und Gesellen, wobei dem Meister „Fryaze zu Sierninghoffen" das Recht zugesprochen wurde. Streitigkeiten hinsichtlich der Preise des Frimmzeuges, das heißt des Rohmaterials, entscheidet Kaiser Ferdinand 1. im Jahre 1526 dahin, daß die Radmeister bei den „bayden Pergen, des Vordem und Inner Eisenärztes" den Hammermeistern das Raucheisen und das geschlagene Eisen nicht höher als zu dem festgesetzten Preise Abb. 7 ,_ Italienische verkaufen dürfen. Nach Auflösung des Schwäbischen Bundes Obstgabeln, xvx. wanderten mehrere Messerer im Jahre 1534 aus Schwaben !;~'~ue:'!::~t:;ä:!: nach Kleinraming ein; es waren die Vorfahren der Messer- , 3 zentimete,

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