Der Führer auf der Kronprinz Rudolf-Bahn

98 machte die schwermüthige, friedliche Gegend einen solchen Eindruck auf sein Gemüth, dass er sich entschloss, als gewöhnlicher Hausdiener in das Stift einzutreten. Er brachte da neun .Jahre unerkannt zu und entdeckte seinen Rang erst am Todtenbette. Diese nicht recht glaubwiirdige Geschichte wird eben von allen Geschichtsschreibern Kärntcn's erzählt. Sehenswerth sind die schönen Fresken von Fromüller im Kaisersaale des Stiftsgebäudes. Freunden der Fischerei melden wir, dass der Ossiach<'r See sehr fischreich ist. Es kommen dort Lacbsforellen, Waller, Hechte, Barsche, Rutten, Karpfen, SchlPine, Gresslinge, Bitterlinge, Rothäug-cl, Pfrillen und Neunängel vor. In der Nähe der Abtei befi.nclet sich ein Wirthshaus, wo dem Re isenden edle Fisch-Gattungen servil't werden . Ein hochinteressanter Ausflug von dieser Station ist jener in das Thal von Treffen, welches sich am westlichen Ende des Sees gegen Norden öffnet. An den südlichen Abhängen der Gerlitzen liegt Trcffeu, welche Gegend gewiss zu den schönsten unseres Alpenlandes gereclmet werden kann. Interessant sind Schloss und Kirche mit ihren Kunstschätzen. Eine Stunde ober Treffen liegt im dichten Walde verbo rgen der „Heidenttmpel ", eine senkrechte Felswand von derbem Urkalk, welclie 8 Meter hoch 6 Meter breit abg·emeisselt ist. Die l!.,elswand bat zwei vorstehende, ebenfalls abgemeisselte Felsen, so dass biedurch eine künstliche Vertiefung· mit zwei stumpfen Winkeln gebildet erscheint. Am Fusse des Felsens ist ein breiter Sitzplatz ausgehauen und der Boden mit Gesträuch bedeckt.

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