Der Führer auf der Kronprinz Rudolf-Bahn

auf der von der Donau bis zur Save mit Ausschluss der Salzkammergut -Bahn unter besonderer :Berücksichtigung tler an <lieser Trace befindlichen wundervollen TonristenPartien, Sehenswiir<ligkeiten mul interessanten Ju.storischcn l\lomcnte. Von C. L. Lo1•enzi. Dritte verbesserte, vermehrte nntl mit einer Karte vmehene Auflage. Steyr :1878311 QlommifTion ber ..i• .Soubbölt'fdjen ilndJIJnnblnng in .St19r. llerlag brs ffrnnlttn - klnltrfliitung, - llltreints btr ltronprillJ tlnbotf- :!lnlJn, Druck Yen M. Haas1s Erben.

Vorrede. Motto : I know no country more bcn.utiful. The va.riety of the scenery, the verdure of the meadows and trees, tbe depths of thee vnJ.lies, thc altiude of tbe mountains, the clearness and grandeur of tbo rivers and lakes, give it, I thiuk, a clocided superiorih„ over Switzerland, and tbe people are more agrcacle. Hum1>hri Davy. (Ich kenne kein schöneres Land. Die Abwechslung in clen Partien 1 das herrliche Grün de1· VYieseu und \Viilder, die '11iefe seiner 'l1häler und Höhe seiner Berge, die ]Clarheit und Grösse seiner Flüsse tuld Seen geben ibm, 110.cb llleiner l\ieinung, einen ontschlcdeneu Vorzu.J vor cler Schweiz, welche e auch an Liebenswürdigkeit der Bewohner übertrifft. lfomphri l:av.•, llbcr Uns ü1:1tcrr .AJpenlnnd.) Namhafte Journale und Zeitschriften haben bereits über einzelne Gegenden und Ortschaften, welche die Kronprinz Rudolfbahn besonders in der schönen Obersteiermark, dieser österreichischen Schweiz, berührt, die reizendsten Skizzen, Illustrationen und Schilderungen gebracht, welche der Feder bedeutender und geistreicher Schriftsteller (wie P . K. Rosegger, Dr. A. Silberstein und A. m.) entflossen waren und den gebildeten Wanderer, den Fremdling wie den Sohn des Landes, mahnen sollten, nicht gedankenlos vorbeizugehen an den grossartigen, Herz und Geist erhebenden und das Ange erquickenden Bildungen der Natur.

4 Während die Anlage der West- und Südbahn einem Gürtel ähnlich sieht, welcher das poetische Bild unserer herrlichen Alpen umschlingt, bildet die Kronprinz Rudolfbahn durch ihre genial mitten durch die Alpenländer angelegte Schienenstrasse, welche uns mit dem Zauber der Geschwindigkeit von den schneebedeckten österreichisch- steierischen Alpen mit ihrem Fusse von üppig grünen Matten, tosenden Wildbächen und schäumenden Wasserstürzen plötzlich dem blühenden Reize des Südens entgegenführt, sozusagen die herrlichste Spange zu diesem Eisengürtel. Die Kronprinz Rudolfbahn hat, wie Dr. A. Silberstein schreibt, ihre glänzende Zukunft nicht nur als Frachtenstrasse, sondem auch als der Erholungsweg der Naturfreunde, als die Vergnügungsstrasse für den mauermüden Städter, für den nach Merkwürdigkeiten und Naturschönheiten lechzenden TouTisten, für einen Jeden, welcher ein eig·entbümlicbes, ein reizendes , an Naturbegabungen, wie an Grundschätzen unerschöpfbares Land kennen lernen will. Wenn nun die gewiegten Stimmen der Journale mit Recht das Ziel der Reisenden auf diese reizenden und romantischen Gegenden zu lenken bemüht sind, hat sich die vorliegende Broschüre eine möglichst genaue historisch - topografische Beschreibung der ganzen interessanten

5 Trace der Kronprinz Rndolfbahn von der Donau bis zur Save zum Ziele gesetzt. Damit jedoch dem Reisenden auf diesen lohnenden Touren ein sicherer, nützlicher und zugleich angenehmer Wegweiser geboten werde, wurde auf Alles Rücksicht genommen, was irgendwie auf die Annehmlichkeit der Reise Bezug· haben kann, und ist vorliegende Auflage innerhalb zwei ein halb Jahren bereits die dritte. Stadt Steyr im :t'1fonate Februar 1878. Der Vm'fasser.

E i n 1 e i t u n g. Vor Allem halten wir es für angezeigt, dem Reisenden ein klares Bild über die Reihenfolge der Touren zu geben, deren Beschreibung diese Brochüre vor Augen führen soll. Wir haben es vorgezogen, um der Schilderung Symmetrie zu verleihen, die Beschreibung der Nebenlinien der Bahn in die Hauptlinie einzubeziehen, gehen somit auf Grand dessen von jeder Abzweigestatien anf <lie Flügelb11hn und ihre Stationen über und kehren dann zur Abzweigestation zurück, um wieder die Beschreibung der Hauptlinie bis zur nächsten Abzweigestation aufzunehmen. Die Darstellung enthiilt demnach folgende Eintheilung: 1. Hauptlinie von St. Valentin-Kleinreifling-. U. Fliigelbahn von Kleinreifling-(Kastenreith-)Amstetten. III. Hauptlinie von Kleinreifling-Hieflau. IV. Flügelbahn von Hieflau-Eisenerz. V. Hauptlinie von Hieflau-St. Michael. VI. Flügelbahn von St. Michael-Leoben. VII. Hauptlinie von St. Michael-Zeltweg. VIII. Flügelbahn von Zeltweg-Fohnsdorf-Antonischacht. IX. Hauptlinie von Zeltweg-Launsdorf. X . Flügelbahn von Launsdorf-Hüttenberg. XI. Hauptlinie von Launsdorf-Glandorf. XII. Flügelbahn von Glandorf-Klagenfurt. XIII. Hauptlinie von Glandorf-Laibacb. Um den Reisenden durch die Einschaltungen der Nebenlinien nicht zu beirren, haben wir nur die Stationen der Hauptlinie fortlaufend und die der Flügelbahnen separat numerirt.

8 Chiffres für Abkürzungen. M.-H. = Meereshöhe. Mnt. = Minuten. Stg. = Steigung. m. = Meter. Km. = Kilometer. F. = Gefälle. MI. = Meilen. A. = Aufenthalt. F.-Z. = Fahrzeit. ·E. = Entfernung. K.l. = Kronland. N.-Oe. = Niederösterreich. 0.-0e. = Oberösteneich. St. = Steiermark. K. = Kärnten. Kr.= Krain. Bz. - H. = Bezirkshaupt• mannschaft, Dbst. = Debit-Station für Rundreisebillets. Hptl. = Hauptlinie. Nbl. = Nebenlinie.

Sei mir gegrüsst ! Sei mir gegrilsst, reizvolle E i senstrasse, Die unsers künftigen Herrschers Namen triigt ! Der Ruf der Zoit : "dem I:Iandel eine Gasse 1" Hat Land und Volk zu neuer K,:aft geweckt. Und wo cler Schatz der Erde lahm gelegen, Entfaltet jetzt sich neuer Kronlandssegen. O. Prechtler. I. S t. V a 1 B n ti n-K 1 B i nr B i fl i n[, (Haup tlinie.) 1. St. Valentin. M.-H. 266 m., Stg. 1 : 300, KI. N.-Oe ., Bz.-H. Amstetteu. St. Valentin, circa fünf Stunden Weges von Linz, der Hauptstadt Oberösterreichs entfernt, ist zugleich eine grössere Station der Kaiserin Elisabeth-Westbahn. Die Bahnhöfe beider Bahnen sind so eng verbunden, dass die Wartesäle gemeinschaftlich benützt und nur die Fahrkarten für jede Bahn an separaten Gassen ausgegeben werden. Wir glauben hier das P. T. reisende Publicum bei Lösung der Karten auf die während der Sommer-Fahrordnung verkehrenden Aussichtswagen der Kronprinz Rudolfbabn besonders aufmerksam machen zu müssen. Nachdem hier überdies die Westbahn auch nach Budweis abzweigt, herrscht Tag und Nacht ein reg·er Zugsverkehr. Nur diesem Umstande hat St. Valentin seine Bedeutung zu verdanken , denn die etwas entfernt nordöstlich geie-

10 g·eue Ortschaft gleichen Namens bat ausser einer alterthümlichen Kirche nichts Sehenswerthes. Ein interessanter Punkt in der Nähe ist das an der Donau gelegene Dorf Erla mit dem alten Erla-Kloster, welches gegenwärtig PrivatBesitztbum ist. 2. Ernsthofen. M.-H.z72·6m., E. 7·3Km.=0·955Ml., F.-Z. 12 Mnt., F. l : 300, A. l Mnt., Kl. N.-Oe., Bz.-H. Amstetten. Die Ortschaft selbst ist unbedeutend und nur ihre Obstcultur nennenswertb. Die Trace zieht sich von da ab längs der sogenannten Loderund Pfarrerleit beu, welche <lern Reisenden an der linken Seite jede Fernsicht versperren, während sich rechter Hand ein Thal mit Wiesen, Ackerland und malerischen Baumgruppen ausbreitet, dnrch das sich die Enns wie eine grüne Seeschlange züngelt und in blauer Feme scho · die Firnen der Berg-riesen: Hoher Priel, Traunstein etc. sichtbar werden, denen wir allmälig zusteuern. Linker Hand erb ebt sich in alterthiimlicber Bauart das Schloss Dorf an der Enns. - Nach einer Fahrzeit von 14 Minuten gelangen wir an die Haltestelle 3. Ramingdorf M. - H. 30:3 m., E. 8·6 Km., Stg. 1 : 300, A. 1 M., Kl. N.-Oe., Bz.-H. Amstetten welche für die rechtsliegende Ortschaft Haidershofen errich tet wurde. Ausser Ramingdorf gelangen wir zur Markscheide von Ober- und Niederösterreich, welche der Ramingbach bildet.

11 Ueber den Rarnmingbach föbrt uns als bernerkenswerthes Bauohject ein Viadnct von 82·8 m. Länge. Kurz von da ab verändert sieb die Scene, der Anblick der freundlichen Stadt Steyr auf ihrer durch die Enns und Steyr gebildeten Halbinsel mit dem Schlosse und der wuncl r rvoll eu Umg·ebung erfreut plötzlich das Auge1 bald. laufen wir im Bahnhofe ein1 gegeniib<:r dem , ich in schöner Bauart das grosse Adruinistrations-Gcbäude der Betriebs-Direction der Kronprinz Rudolfbabn erbebt. 4 . Steyr. Dbst. M.-H. 30:l·5 m., E. 4·43 Km. = 0·50 1 MI, F .-Z. 7 Mnt., A. 5 Mut., F. 1 : 300, Kl. 0.-0e., Bz -II. Steyr. Steyr, vielscits der Zi elpunkt der Tonristen von Oberösterreich, ist so rei zend sit uir t und bietet so viel Sebenswerthes, dass wir dem Reisenden mit gutem Gewissen rathen können, hier auf eini ge Tage seinen Aufenthalt zu nel11nen. Für gute Unterkunft sorgen die Bötels : Crammer (des Herrn Eiselmeyr) mit Bötelwagen, Schiff, Löwe unrl Zeilberger (Krebs) . Beliebte Kaffeehäuser sind: Landsiedl , Reichl und Eidenböck. Ein beliebter Restaurant ist Herr Langer. Juteresse bietet die Besichtigung der alten schönen und im gothiscben Style gehaltenen Pfarrkirche, i. .J. 1443 von H. Puxbaurn erbaut, deren Tburm hübsche Rundschau gewährt. Metallenes 'l'aufbecken von 1569 mit Reliefs, Votivaltar von Schönlaub in München. 5 Fenster mit Glasmal ereien. Orgel von Cbri smann. Im .Jänner 1876 brannte der Tburm ab und bat sich nun ein Verein die Aufgabe gestellt,

12 denselben in rein gothischem Style wieder aufzubauen. In der Vorstadt-Pfarrkirche St. Michael, der ehemaligen Jesuitenkirche, ist vom Jahre 1678 ein Hochaltarbild von der in Steyr geborenen Malerin Katharina Gürtler zu sehen. Das Rathhaus ist ein zierlicher Bau des vorigen Jahrhunderts mit schlank aufstrebendem Thurme. Die Dominikanerkirche, jetzt von Jesuiten benützt, ist nach Aussen architektonisch minder schön, im Innern jedoch stattlich. Sehenswertb ist das herrliche fürstlich Lamberg'sche Schloss mit seinen grossen, dem Publicum leider schwer zugänglichen Parkanlagen und einer einzig in ihrer Art dastehenden Hirschgeweihe - Sammlung. Ein Flügel der Schlosszimmer ist durchgehends mit Möbeln aus Hirschdecken und Geweihen fournirt, enthält auch eine sehr interessante Sammlung von Rehgeweihen, und kann vom Publicum besichtigt werden. Ein Quertract besteht aus einem zweistöckigen Gebäude, dem ältesten Tbeile der Burg, und einem massiven viereckigen Thurme, welcher aus der Römerzcit stammen soll. Nicht unerhebliche historische Gründe sprechen dafür, dass uuter Markgraf Ottokar VI. auf der Burg zu Steyr das Nibelungenlied von Heinrich von Ofterdingen in der gegenwärtig vorliegenden Gestalt gedichtet worden sei. - Steyr kommt bereits i. J. 1082 urkundlich als eine Stadt vor. Hier stand auch die alte Burg cler Ottokare, die schönste im ganzen Lande, ein Gegenstand der Dichtung in jenen Jahrhunderten, um welche sich ein grosser Sa-

13 genkreis bildete, hergenommen sogar aus den fernen dunklen Zeiten eines Attila und Odoaker. Das ursprüngliche Schloss wurde im 10. Jahrhunderte von den Traunganern erbaut, welches mächtige Markgrafengescblecbt sich auch Carantanien erwarb und der Steiermark den Namen gegeben hatte. Erst gegen Ende des 12. Jahrhunderts wird Graz als die Hauptstadt von Steiermark genannt, und kann man somit Steyr immerhin als die Vaterstadt der Steiermark bezeichnen. An der Auffahrt zum Schlosse bezeichnet eine Gedenktafel ein schmales Häuschen als das Geburtshaus des humoristischen Dichters der travestirten Aene'ide: Alois Blumauer. Die Stadt selbst zählt circa 1000 Häuser mit nahezu 15.000 Einwohnern, besitzt ein Kreisgericht, eine Oberrea.1- und eine Eisenindustrieschule, eine Volks- und Blirgerschule (seit Herbst 1875 in dem eigens hiezu erbauten, geschmackvoll ausgestatteten und nach den neuesten pädagogischen Erfahrungen eingerichteten Gebäude am Franz - Josef - Platz unterg·ebracht); im selben Gebäude ist eine permanente Ausstellung der Eisen- und StahlwaarenErzeugnisse von Steyr und dessen Industriebezirk (unentgeltlich zu besichtigen j eden Sonnund Feiertag von 9-12 Ul1r Vormittags, dann Montag, Donnerstag und Samstag Vormittags von 9-12 Uhr und Nachmittags von 1-3 Uhr). Eine prachtvolle Schwimmschule, ein Theater, eine 1857 gegründete Sparcasse, welche bereits ein Interessenten - Guthaben von über 61/2 Millionen Gulden erreicht hat, ist der Sitz der lebhaftesten Eisenindustrie, des Handels

14 mit Sensen, Nagel- und Messerschmi edwaaren, nntl zähl t in cler Nachbarschaft mehrere Gewerke etc. Ein dankbares Feld für den Industri ellen ist auch die Besichtigung der gTossarti g-en , vorzügli chsten J osef Werndl' scben Waffen - Fabriks - Etablissements, nun österr. Waffen-Fabriks-Gesell schaft, deren Seele und Leiter noch immer HerrJosefWerncll geblieben ist. Di e E rlaubni ss zur Besi chti gung wird nur zu gelegener Zeit ertbeilt. Nächst der Waffenfabrik is t noch besonders schenswer th di e nach den vo rzii gli chsten technischen Systemen eingeri ch tete Fabrik für Gewebrbest andtbeile des Industri ellen Herrn Rupert Ratbner. Am Vereiui guugspunkt der Enns und Steyr befi ndet sich di e bedeutende, nach den neues ten Systemen ausgestattete Messerfabrik des Berrn Ludwi g Werndl & Comp. Die Eisenindustri e Steyr's und des benachbarten Sierning, zu einer Collecti, -Ausstell ung vereini gt, bat bei der Londoner Ausstellung 1862 eine der sparsam vertheilten P reismedaillen errungen. Auf die Bauart der neuen Häuser bat das fur chtbare Unglück vom 3. Mai 1842, wo beinahe die halbe Stadt in Flammen aufging·, woblthä.tig ein gewirkt, Auf der Höhe über Steyrdorf liegt der 1548 angelegte Friedhof , einer der schönsten und reizendst gelegenen der Monarchie. In der Näbe der Stadt am „ Untermhimmel" liegt eine besteingerichtete Walz- und Drahtfabrik des Herrn Franz Werndl. Als Spa.ziergänge und Ausflugsorte mit lohnender Aussicht in der n~ichsten Umgebung von Steyr sind zu nennen:

15 Obere u11d untere Ennsleiten, Tabor und Dachsberg mit schöner .Ansicht der Stadt. l::lt. Ulrich, auf einer Anhöhe links der Trace gelegen, ein beliebter Ausflugsort mit schöner Aussicht. Gleink, ein ehemaliges Benedictinerkloster, 1120 gegrUndct und 1784 aufgehoben. Die ehemalige Stiftskirche ist ein sehr schönes Gebäude mit guten Bildern und einer vorzüglichen Orgel von Egcdacher. Gleink war ehedem die Sommer - Residenz der Bischöfe von Lin z und gehört gegenwärtig den oberösterr. Landständen. Das Klostergebäude wird zum Theile von Salesianerinen, welche ein Mädchen - Erziehung·sInstitut leiten, uncl zum Theile von Sommerfrischlern bewohnt. Der Damberg mit prächtiger Rundschau auf der von der Section Steyr des österr. AlpenVereines erbauten Warte ( 152 Stufen), St. Ulrich, Christkindl mit der Kirche, einer schönen Hotunde, nach dem Modelle der Maria dclla Rotonda zu Rom erbaut, mit zwei guten Altarblättern: Christi Geburt von Reslfeld und Christi Kreuzigung von Loth. Eine schöne Allee führt von Steyr nach Garsten. Von da .g·elangt man über Sand in die sogenannte Wildalpe, wo wir vom Standpunkte einer kleinen Marien-Capelle und namentlich von dem eine Viertelstunde höher gelegenen Bauernhofe aus die reizendste, wundervollste Aussicht geniessen. Etwas entfernt von Steyr liegen die schönen industriellen Orte Neuzeug, Sierninghofen und Sierning. 31/2 Stunden entfernt liegt die jodreichste Quelle Deutschlands, das Bad Hall,

16 wohin von Steyr während der Bade-Saison täglich zwei Malleposten verkehren. Nahezu gleichweit ist der an der Steyr gelegene Ort Grünburg, von wo, uns ein Bergsteig in einer halben Stunde zur lohnendsten und prachtvollsten Aussicht: der sog·enannten „SeidelhuberLinde", führt. *) 5. Garsten. M.-H. 303·2 m., F.-Z. 5 Mnt., A.. 1 Mnt., Kl. 0.-0e., Bz.-H. Steyr. Von Steyr bis Garsten spinnt die B~hn ihren eisernen Faden wie durch einen Garten. Links liegt auf einem mässigen Hüg·el der bereits erwähnte herrliche Aussichtspunkt und dankbare Ausflugsort St. Ulrich. Rechts und links stehen Villen und Landhäuser. Ausserhalb Steyr übersetzt die Bahn über eine 137·6 m. lange Brücke (Holzconstruction) die Enns, und in ein paar Minuten sind wir bereits in der Haltestelle Garsten. Garsten selbst, ein ehemaliges Benedi.ctinerSti.ft I ist schon 977 die Pfarrkirche der Metropole zu Lorch (Enns) . Herrliche Kirche1 reiche Stuccatur, prachtvolle Fresken von Reslfeld. In der sog;enannten Losensteinercapelle ist die Erbgruft der Traungauer mit interessanten GrabMonumenten derselben. *) Zur weiteren eingehenclen Orientirung über Steyr und die ·von dieser Stadt aus zu machenden lohnenden A.usßüge ins Gebirge verweist der Verfasser den Touristen auf das von der Haas'schcn Buchdruckerei in Steyr herausgegebene Buch: "Steyr in Oberösterreich und seine nächsten Umgebungen" mit verschiedenen Ansichten der Stadt und Umgebung.

17 Im Jahre 1851 wurde die auf dem Linzer Schlosse bestandene Strafanstalt hieher übersetzt und die Abtei für die Aufnahme von 800 Sträflingen eingerichtet. Was Industrie anbelangt, besitzt Garsten eine bedeutende Goldlei sten-, Posamentier- und eine Gummiwaaren - Fabrik, in welchen zum grossen 'l'hcilc Strl:LAinge beschäftiget werden. Von Garsten weg· beginnt sich die Umgebung· der Bahn allmälig grossartiger zu gestalten ; es entwickeln sieb schöne Landschaft sbilder mit Waldungen, kleinen Ortschaften und pittoresken Schluchten und ist die Aussicht linker Hand besonders lohnend . Unser Blick erfreut sich an dem hübschen, tiefen und dunkelgrünen Ennsthale und an den waldbewachsenen Bergrücken. 6. Ternberg. M.-H. 345 m., E. 10·4 Km. = 1· 107 J\III ., F.-Z. 19 Mnt. A. 1 Mnt., Stg. 1 : 150, Kl. 0 .-0e., Bz.-H. St~yr. Ternberg liegt sehr malerisch an der zwischen Felsen eingeengten Enns. Die Ortschaft selbt am rechten Eunsufcr gewäh rt ausser ihrer uralten Pfarrkirche mit interessanten Resten von Glasmalerei und einigen bernerkcnswert~en Grabsteinen wenig Sehenswerthes. Für Einkehr ist das Gasthaus „Zur Gemse" neben dem Bahnhofe und im Markte insbesonders das Gasthaus des „ Derfler" zu empfehl en. Etwas ausser dem Bahnhofe wird eine schön gelegene Villa sichtbar.

18 Mehr und mehr erhöht sieb der pittoreske Charakter und Reiz der Gegend und man kann sieb nicht g·enug satt sehen an tlcr Naturpracht, die sich vor unseren Blicken eutrollt. Von Ternberg aus werden die herrlichs ten Touristenpartien in das r eizende Wendbacbthal, nach Trattenbach, welches Thal durchg·ehends von Messerschmieden (Fabrikation sogenannter oberöstcrr. Taschenfeitl oder Zaukerl) bewohnt wird, auf die Schobersteinmau er, dem Fundorte der farbenprächtigen Alpenrosen, auf deu Hochbuchberg , nach Steinbach und Grünburg, in das schöne Thal vou Molln und in 's Sensengebirge arrangirt. Als Aussichtspunkte sind Bäckersitz, Fuxeck, Mini, Hochschub und Braunreitb zu empfehlen. Ein bemerkenswerthes Balrnobject ist der Viaduct iiber den Trattenbach. 7. Losenstein. M.-H. 354, m., E. 8·4 Km. = 0· 796 MI. , Stg. 1 : 150, F .-Z. 13 Mnt., A. 1 Mnt., Kl. 0.-0e., Bz.-H. Steyr. Hoch über dem Orte e1heben sieb die dem gänzlichen Verfalle nahen Ruinen der Burg des berühmten oberösterr. Adelsgeschlechtes der Losensteiner. Die malerische Lage der seit 300 Jahren verödeten Ruinen trägt zu den zahlreichen Touristenbesuchen wesentlich bei. Losenstein ist der Geburtsort des talentvollen, bereits verstorbenen und am Friedhofe zu Steyr begrabeneu Dichters iu obderennsischer Mundart: Anton Schosser. Der Ort selbst zeigt eine er-

19 hcbliche Industrie <ler Nagelschmiede. Von Losenstein können der eine gii nstigc Aussicht gewährende Scbicfcrstein m1cl „die Dirn" bestiegen werden . 8. Reichraming. M. -H. ö56·5 m., E. (i·0 Km. = 0·796 MI., F.-Z. 10 Mnt., A. 1 Mnt., Stg. 1: 150, KI. 0.-0e., Bz.-H. St.cyr. Vor cler Station Reichramming ist der 71 ·3 m. lange Viaduct (Eisenconstruction) über clen Reicbrammingbacb, an dessen i\föudung der Ort gl eichen Namens mit den bedeutenden MessingF::tbriken der Gebrüder Klein liegt. Etwas stromaufwärts liegen Eisengewerke der Innerberger Eisenindustrie-Gesellschaft. Jenseits der Enns a uf mässiger Höbe erheb t ·ich der Arzberg, bekannt durch das in den Stamm einer tausendjährigen Eiehe gchöhl te Lusthaus. Arzberg; ist ein beliebter Ausflug·sort und besitzt ein sehr gutes Ga thaus. Von hier aus ist die Beste igung des Scbieferstcines aru dankbarsten. 9. Grossraming. M.-H. Si2.0 m., E . 6·7 Km. = 0·904 Ml., F.-Z. 11 Mnt., A. 1 Mnt., Stg. 1: 150, KI. 0.-0e., Bz.-H. Steyr. Schon von Steyr weg war clem Reisenden der Aussiebt wegen ein P latz :111 der linken Waggonseitc zu ernpfcblcn, wiewol sieb auch Techter Hand das Auge abwechselnd am Anblicke interessanter Wildl.Jäche und kl einer Was - serfall e erquicken kann.

20 Obige Vorsicht ist mehr noch von Grossramming ab zu empfehlen. Der Bahnhof steht am li nken Ennsufer, während der Ort selbst am rechten Ennsufer an der Mündung des romantischen Böchgrabens mit der Aschach liegt, in welchem 1 ¼ Stunden vom Bahnhofe entfernt ein g rosser erratischer Granit block, das sogenannte „Buch - Denkmal", eine im Jahre 1857 zu Eh ren des berühmten Geologen Leopold v. Buch errichtete Inschrift trägt. Ueberhaupt ist der Spaziergang von Grossraming in die Aschach lohnend, nachdem das dortige Stieglecbner 'sche Gasthaus auch für die leiblichen Bedürfnisse des Reisenden eifrigst besorgt ist. Im Hintergrunde des Aschachtbales steht die sogenannte Wolkenstein - Mauer, ein zerkhifteter Fels in Form einer Pyramide. Die Sage erzählt, dass auf demselben in alten Zeiten ein reicher Raubritter gehaust habe, von dessen Burg ein unterirdi scher Gang· in die Veste der Losensteiner - Raubritter geführt habe. Eines Tages sei auf einem Raubzuge bei einem furchtbaren Gewitter der Ritter von den überschwemmenden Flutben der Enns in der Untiefe bei Grossramming verschlungen worden. Gleichzeitig schlug der Blitz in seine Burg und zerstörte sie derart, das kein Stein von derselben mehr zu finden war uud nur zerklüftete Felsen als einziges Denkmal seines ruchlosen Treibens übrig blieben . Von da ab wendet sich das Ennsthal südlich. Wald- und Felsenpartien sowie Landschaftsbilder gestalten sich zwar nicht grossartig, doch schön und wechselvoll. Nach Passirung eines 340 m. langen Tunnels gelangen wir nach

21 10. Kastenreith - Anger. M.-H. 394.2 m., E. 8·9 Km. = 1·18 MI., F.-Z. 17 Mnt., Stg. 1: 150, A. 1 Mnt., Kl. 0.-0e., Bz.-H. Steyr. Von Kastenreith zweigt eine Flügelbahn nach Amstetten ab, doch fährt man vorerst bis in die Station Kleinreifling I von wo aus die :tüge auf diese Nebenlinie abgelassen werden. Rechts von Kastenreitb sind noch einige Häuser der Gemeinde Küpfern sichtbar. Im tiefen jenseitigen Ennsthale siebt man die alte Poststrasse mit den kleinen Ortschaften Anger und Zieg-lach. Von hier führt eine Seitenstrasse nach Weyr. 11. Kleinreifling. M.-H. 287·2 m., E. 3·2 Km. = 0·7 MI., F.-Z. 6 Mnt., A. 5 Mnt, 1''. 1 : 250, Kl. 0 .-0e., Bz.-H. Steyr. Vor Kleinreifling· passiren wir einen 40·4 m. langen Tunnel. - In diese r Station herrscht zur Zeit des Zugsverkehres reges Leben , denn nachdem selbst die Hauptzüge hier einen Aufenthalt von wenigstens 5 Mnt. nehmen, drängt sieb das reisende Puhlicum in die gute Restauration, um sich in Eile zu verproviantiren. Von Kleinreifling ab erhält die Umgebung ein wildromantisches Gepräge. Bevor wir jedoch die r race der Hauptlinie weiter verfolgen, geben wir mit der Beschreibung auf die Fliigelbabn über, uud kehren von Kleinreifling nach Kastenreitb zurli ck, um von da nach Weyr weiterzufahren.

22 II, K1 B i nre if 1 i11 [ · A lll s t B tt B n, (Nebenlinie.) 1. Weyr. 1\1.-H. 403·8 m., E . 2·85 Km. = 0·376 MI., F.-Z. 8 Mnt., A. 1 Mnt., Stg. l : 70 , m. 0 .-0e., ßz.-H. Steyr. Bald hinter Kastenreit.li führt uns ein Viaduct mit kühner Spannung (Eisenconstruction) über die Enns, während unterhalb desselben eine hölzerne Brücke den Localverkehr ve rmittelt. Zwiscb n t iefgrünen, fa~t finsteren Bergen wälzt sich die Enns raschen Lanfes einher, ihre Richtung· zwi schen Felsblöcken und ierklüfteteu Ufern gegen Grossrarning nach Losenstein nehmend. Von der Eiseubritcke weg zieht sich die Flügelbalm mit bed eutender Steigung- gcg·en Nordosten . Ranchen<le Essen geben Zeugniss von ein er noch immer regen Eisenindustrie. Das nicht erhebl ich b reite Thal von Weyr mit seinen maleris chen meist blau angestrichenen Häusergruppen gewtihrt einen änsserst anmuthi - gen Anblick . Nach un~·cfähr 8 Minuten Fahrzeit gelangt man nach Weyr, einem alten Markte mit cir ca 1400 Einwohnern und ziemlich lebhaftem Verkehre. Am Platze, wo W cyr steht, soll ursprüngli ch ein grosser Weiber geweseu sein, bis, nach der Sage, Bibe r den Durchbruch der Wässer des Wei hers in die Enns v -•nnsacht haben soll en. Zur Erinnerung ziert den Marktbrunnen noch beutzutag·c ein Biber. Ausser der alten Pfarrkirche aus dem 15. J abrbundertc

23 erregt noch ein in der Marktcapelle aufgestelltes gutes Altarbild von Putschli das Interesse des Reisenden. Weyr wurde i. J. 1532 von rlen 'l'ürken verbrannt. Als Gasthof i -t besonders die „Post" zu empfehlen. Weyr ri vali sirte in alter Zeit mit Steyr und Waidhofen wegen der Privilegien, welche die Landesf ürstcn zur Hebung des Handel s ertheilten und bald di e eine, bald die andere Stadt me11r beg"ltn stigten. Die Umgebung· von Weyr bietet di e herrli chsten Aussichtspunkte und Ausflu gsorte, wie den Kreuzberg, den Almkogel , den in der Nähe des Marktes sich erhebenden Lindauerbcrg- mi t mehreren interessanten Böhlen, dann Stuban , Ennsberg, Rappoldeck, den Sanrüsscl, einen rnüssig holten Berg, auf dessen Einsattlung ei1t Lärchenbaum di e Grenze von Oberund Niederösterreich bezeichnet , Holl c11 stein, ein malerisch gelegener Ort des zi emli ch weiten, von der Ybbs durchrauschten Th ales, bes ~i et mit grünen Matten, sta ttlichen Hcn enhäusern und berussten Hammerwerken. Di e schmucken Bauernhofe am Königsberge, wie di e Kirch e am grünen Hügel der Ybbs gewähren ein anziehendes Bild, u. A. m. Besonders j edoch verdi ent di e etwas abseits der Strasse zwischen Wc?r und Gaflen z gel egene Filialkirche des St. Sebaldus oder H e i1 i ge n s t e i n einen Besuch , doch kann diese Partie noch besser von Gaflenz aus gemacht werden. Die im gothischen Style gehaltene, recht bitbsche Kirche , 1348 von Berthold von Losenstein gestiftet , besitzt ein interessantes Kunstwerk des Mi ttelalters in dem lebensgrossen Steinbilcle des hl. Sebaldns, der hier in einer

24 naheliegenden Höhle sich 30 Jahre kasteiet haben soll. Schon die herrliche Lage der Kirche belohnt durch ihre .Aussicht hinlänglich die Mühen des Touristen, obwcl man am He1ligensteine selbst weder Unterkunft noch Erfrischung erhält. Der Volkswitz erzählt, dass auch liebeskranke Jungfrauen gerne hieher pilgern, um sich einen Mann zu erbitten, was jedenfalls nur ein schlechter Witz zu sein scheint, da unsere Jungfrauen zu klug sind, um einen wenn auch heiligen Weiberfeind um Protection anzuflehen. 2. Gaflenz. M.-H. 475·9 m., K 6·40 Km. = 0·844 MI., Stg. 1 : 70 u. 1 : 120, F.-Z. 17 Mnt., A. 2 Mnt., Kl. 0.-0e., Bz.-H. Steyr. Von Weyr ab zieht sieh die Bahn in der rechten Uferleiten des durch die aus der grossen und kleinen Gschnaidt kommenden Bäche vergrösserten Gaflenzbaches, - das Thal erweitert sich und die emsige .Acker-, Wiesen-, Obstund Garten-Cultur bekundet eiue erhöhte Civilisation. Die Landschaft bietet durch diese Factoren gewissermassen ·ein kleines Gegenbi ld zum wildromantischen Eindrnck, den wir aus dem Ennsthale mitgebracht. Gaflenz selbst, ein Markt mit 250 Einwohnern, ziemlich wohlhabend, hat eine sehenswertbe Pfarrkirche mit Glasmalereien und einer Orgel von Chrismann. 3. Oberland. M.-H. 504·3 ru., E . 2·23 Km. = 0·294 MI., F.-Z. 9 Mnt., A. 1 Mnt., F 1 : 55, KI. 0.-0e., Bz.-H. Steyr. Wir sind an der interessanten Wasserseheide der Weyr und Ybbs ang·clangt. Oberland selbst

25 ist eine unbedeutende Ortschaft mit bemerkenswerther Ackerbau- und Obstcnltur. In der Nähe von Oberland liegt die Tiükenschanze und nahe bei der Stadt Waid h o fc n die sogenannte ,,Sc b war z e Wiese", ein historisch merkwürdiger Punkt. Nachdem die Türken i. J. 1529 bis hieher vorgedrungen waren, wurden sie von einem Theile der Reichstruppen unter Pfalzgraf Friedrich gänzlich aufgerieben. Hinter der Türkenschanze übersetzt man auf einer 18·96 m. langen Gitterbrilcke den Seebergbach mit der Aussicht in den Lungergrabcn, fährt sodann hoch in der Berglehne auf der dem Felsen abgerungenen Bahn, Ubersetzt abermals auf einer Gitterbrücke das Wcissenbach- und später das Redtenbachthal und ist in 4. Waidhofen a. d. Ybbs. Dbst. M.-H. 356 ·1 m., E. 8·84- Km. = 1·165 MI., F.-Z. 30 Mnt., A. 8 Mnt., F. 1: 160, Kl. N.-Oe., Bz.-H. Amstetten. Die Stadt Waidhofen an der Ybbs, in älteren Urkunden und Reisebüchern auch Baierisch Waidhofen g·enannt, weil die Stadt bis zum Jahre 1803 Eigenthum des Bi. sthumes Freisingen in Baiern war, umfasst die Leiten- und Wasservorstadt, die Landgemeinde Waidhofen, und zählt mit dem zwar nicht mehr zur Stadt gehörigen, aber nur durch die Ybbs von ihr geschiedenen Markte Z e 11 über 7000 Einwohner. Besonders empfehlenswerthe Gasthöfe sind goldener Löwe, Stern, Schiff, Stummer und Bromreiter. Warme Bäder kann man im Hanse Nr. 60 der Wasservorstadt nehmen. Waidhofen besitzt

26 auch eine sehr comfortabel eingeri chteteSchwimmund Bade-Anstalt im Urnbache, dessen Wasser heilkräfti ge Wirkung zugeschrieben wird. Die Pfarrkirche, ein alter im Laufe der Zeiten vielfach umges talteter Bau , bi etet. weni g Sebenswerthes. In neuerer Zeit wurde auch di e i. J. 1644 gegründete und in der Josefinis chen Zeit aufgelassene Kapuzinerkirche restaurirt. Waidhofen besi tzt eine Landes - Unterrealschule uncl eine 4classige Hauptschule. Di ese Stadt , einstens durch ihre noch j etzt beträchtliche Eisen-Industri e die mäc bti g·ste Rivalin von Steyr , erfreut sich noch immer eines sichtlichen Wohl standes und malmen die stattli chen Hä user und Gewerke a n ihre ehemali ge Blii the. Von den Eisenartikeln genossen beispi elsweise di e kleinen Waidbofner F ischangeln , von denen 100 Stück auf ein Loth geben, lange Zei t hindurch einen Weltruf und wurden j ährli ch 7-8 Milli onen sol cher Angeln abgesetzt. Von der historisch-merkwlirdigen ,,Schwarzen Wiese" haben wir bereits bei Oberland gesprochen. Di e Stadt selbst li egt in einem anmutbi g·en Kesselth ale, welches die mit Nadelholz bewachsen·eu , har t an di e Stadt grenzenden Berge einschliessen. Ebenso herrlich ist ihre Umgebung und empfehlen wir al s besonders beli ebte Ausflüge das Pa t e r t h a 1 mit seinem hübs chen Echo, B u c h e n b e r g, Spind l c b e n mit einer, weite Fernsicht bi etenden Pyramide, Yb b sitz, 0 p p o n i t z und S t . G e org e n an der Klans. Waidhofen steht durch gute F ahrstrassen a uch mit dem Alpengebiete des Oetschers gegen Osten, mi t dem des Hocbschwab im Süden über Altenma rkt in Verbindung.

27 5. Rosenau. M.-H. 339·3 m., E . 6·12 Km. = 0·807 MI., F.-Z . 15 Mnt., A. l Mnt., F. 1 : 1 GO, Kl . N. -Oe., Bz.-IT. Amstetten. Das Thal wird enger und unter uns sti'irzt im raschen Gefälle die Ybbs dahin, welche sich dnrch ihre romanti schen hochg-elegenen Ufer bemerkbar macht nnd von da ab das Gepräge eines Gelrirgsbacl1es verliert. Die Bahn führt uns am Fusse des Sonnta~sberges, welcher mit seiner grosscn, jährlich von ,ielen Tausend Andäcbtigeu be:;ucbten Wallfahrtskirche und ihren beiden weit in das Land schimmernden Thurmkuppeln einen imposanten, höchst romantischen Anblick gewährt, und dessen Besteigung äu serst lohnend ist. In der Nähe der Kirche liegt der sogenannte TLirkenbrunnen, eine Yon einer Capelle überwölbte Wasserqnelle. Znr Zeit der 'fürken-Einfülle sp rengte eine Scbaar Tiirken den Berg heran, um das Gotteshaus zn plündern. An dieser Stelle j edoch sollen die Pferde in die Kuie gesunken und nicht weiterzubringeu gewesen sc iu, nnd die Kirche blieb vor Pliindenmgswuth verschont. Vom Sonntagsberge gelangt man in ungefäbr 2 Stunden nach Seitenstetten, wiLhrend der Aufgang von Seitenstetten auf den Sonntagsberg wol 3 Stunden Bergste igens in Ansprnch nimmt. Seitenstetten li egt in einem anmuthigen, ziemlich weiten Thale. Das Bcnedietinerstift mit seiner bedeutenden Oekonomie (gegründet 1112 von Udal ri ch von Stille und Böfft) enthält intercs ante mittelalterliche Bauformen, ein Hochaltarbl at.t von Reslfeld, Glasmalerei en, Hof mit Arcaclen und Springbrunnen, Bibliothek von 50,000 Bänden, Concbiliencabinet, wichtige

28 Mineraliensammlung, Gemäldegalerie, OberGymnasium, theologische Hausstudien und ein Convict: Vor der nächsten Station passiren wir die Herrschaft und Ruine Gleiss , welche im 10. Jahrhundert der Mittelpunkt der Grafschaft gleichen Namens war, und gegenwärtig dem Fürsten Orsini-Rosenberg gehört. In der Tiefe staut sich die zwischen ihren bis zum Wasserspiegel bewachsenen Ufern rauschende Ybbs wie zu einem grünen See, den freundliche Gebäude einfassen. 6. Hilm - Kematen. M.-H. 329·9 m., E . 2·00 Km. = 0·264 MI., F.-Z. 6 Mnt., A. 1 Mnt., F. 1: 225, Kl. N.-Oe., Bz.--H. Amstetten. Nahe bei Kematen sieht man eine der grössten Strassenbrücken Niederösterreichs, 106·176 m. lang, 5·688 m. breit, 30·336 m. hoch, mit 22·752 m. Spannweite, gebaut aus Conglomeratgestein, rothem und grauem Marmor, Tufstein und Granit. Hinter Hilm - Kematen liegt rechts von der Bahn das alte Schloss Kröllendorf und die seit dem 10. Jahrhundert bestehende Kirche Allhartsberg. Von Kematen bis gegen Amstetten sehen wir die zu Holzschleifereien adaptirten Mühlwerke der Actiengesellscbaft „Cellulose", welche den zur Papierfabrikation in Verwendung gekommenen Holzstoff erzeugt. 7. Ulmerfeld. M.-H. 294·5 m., E. 7·57 Km. = 0·998 MI., F.-Z. 15 Mnt., A. 2 Mnt., F. 1: 150, Kl. N.-Oe., Bz.-H. Arnstetten. Bei Ulmerfeld liegt die alte aus der Römerzeit stammende Veste gleichen Namens. Beson-

29 ders 8ehenswerth ist jedoch die nach den neuesten Erfindungen eingerichtete bedeutende Papierfabrik Theresienthal. Hinter Ulmerfeld übersetzen wir auf einer schön construirten Gitterbrücke die in tiefen Ufern fliessende Ybbs und passiren die „Forstheide". Von der Brücke über die Url angefangen läuft die Rudolfbahn bis Amstetten parallel mit der Westbahn. Vor Amstetten erblicken wir inmitten eines geräumigen Holzplatzes am Ufer der Ybbs, in welcher die gelandeten Flösse liegen, die Dampfsäge ,, Concordia". 8. Amstetten. M. -II. 271·4 m., E. 7·75 Km.= 1·021 Ml., F.-Z. 17 Mnt., Kl. N.-Oe., Bz.-II. Amstetten. Amstetten, schon Ende des 8. Jahrhunderts zu Carl des Grossen Zeiten und besonders durch das am 5. November 1855 zum Nachtheile der österreichischen Nachhut stattgefundene Treffen mit den Franzosen unter Murat historisch bekannt, macht mit seiner Lage knapp am Fusse des Hügellandes zwischen dem Donau- und Ybbsfelde einen recht freundlichen Eindruck auf den Reisenden. Die Umgebung ist reizend .und gleicht einem Garten. Der circa 1250 Einwohner zählende Markt Amstetten, welcher i. J . 1877 zum grössten Theile abbrannte, jedoch fast ganz wieder aufg·ebaut ist, mit einer gothisch gehaltenen Kirche ist der Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und einer Volks- und Bürgerschule. Gasthöfe : Schmiedl, Ripka (Adlerwirth) und Bahnhof.

30 Von Amstetten gelangt man über Markt und Stift Ardagger in 31/2 Stunden in das Dad „Kreuzen" bei Grein in Oberösterreich. Als Ausflugs1n111kte empfohl en sieb Viehdorf, Sei senegg, Hainstetten und Edtbof, von welchen man die ganze slidlicb liegende Alpenkette mit allen Vorbergen i.ibersehen kann. In Amstetten beniHzt der Reisende nach ~ab.burg, Passau oder Wien die Anschlusszi.ige der Westbabn. Wir aber kehren zu dem Ausgangspunkte der Flügelbahn, na r:b Kastenreith resp . Kleinreifling zurück, um die Strecke von Weissenbach bis Hieflau zu Vel'folgen und ihre Naturschönheiten zu bcwurnlern. III. K 1 e i11 re i fl i n[ -H ie fl an. (riaup tli:iie.) 12. Weissenbach - St. Gallen. M.-H. 410 -,1 m., E. M·5 Km.= 1:910 MI., F.-Z. 24 Mut., .A, 1 Mnt., Stg. 1: 500, Kl. St., Bi.-H. Liezen. Von Kleinreifling führt der Weg im reichsten Wechsel der seltrnmsten Gebirgsformen längs der eHtgegcnurausenden Enns vorwärts.*) Die Felswände t reten stets enger zusammen und die Bahn zieht sich bald am Stromufer selbst, balcl über demselben , wo der Weg in ki.ihnen TraQirungen dem Felsen abgetrotzt ist. In der *) Wir mn.cLen hi er auf die maleri scheu nAnsichtcu <ler Krouprin~ Rudolfbahn Hlngs cl er Strecke Ka.stcm:oith <lurch:s Gesäuse bis Selzthal-Liezen" des Herrn Höhll1uber aufmerksam, welche iu einem künstlerisch clurcbgcführlcn. A.lbum gesammelt um 2 fl . in allen Sta~ tionon der Kronprinz Rt1clolfUahn kü.uflicb sind.

31 Fre n z überschreiten wi r die Grenze zwischen Oesterreich und Steiermark, welche der Frenzbach für das jenseiti ge 8 nnsthal bild et. Tiefste Einsamkeit herrscht in der Gegend, links zi ehen Waldungen mit mächtigen Weiss taunen , r echts Gebäude und kleine Ortschaften, Wildbäche und pittoreske Waldschluchten nrn;ere Blicke auf sieb. Glltcklich, wer auf sein er Reise den Aussichtswagg·on benützen kann, - eiu geradez u bezauberndes Panorama öffnet sieb dem llctch Naturschöuhei t lechzenden Auge. Wir passiren zuerst den Schön au - Tun nel (219·2 m. lang), später den grossen (176-2 m. lang), dann den kleinen (25·1 rn . langen) Lanssa - Tunnel und auf einer interessanten Brii.cke den Lanssabach, der diesseitigen Landesgrenze zwi schen Oestcrrei ch und Steiermark . Bal cl darauf erhebt. sich links auf einem Berge der kl eine Marktflecken Altenmar1 t, rechts führt üer Weg in d ie bedeutende Ortschaft tit. Gallen (zählt 700 Einwohner, Gasthöfe: Post, Adl er ) mi t der Bmg Gallenste in , von den Acbten von Admont als Thal sperre erb au t. Die Station Weissenbach, nach der Gemeinde gleichen Kamens benannt, k ann als Mittelpunkt mehrerer Alpenpar tien gelten. Besonders besucht ist die Esslingalpe, welche j edoch auch von der nächsten Station aus bes ti egen werden kann. Von Altenmarkt und St. Gallen aus gelangt man auf der Tour durch die Vorder- und Hinterlaussa über den Hengst nach Windischgarsten und von da in den Stoder und das mächtige Alpengebiet des Priel. Ebenso führt ein Weg durch die Buchau über das „Wengerstückl" und Weng nach Admon t. Bei Wächterhaus Nr. 76 vor der näch-

32 sten Station bat sich die E11ns ein interessantes, an hundert Meter langes Flussbett mitten zwischen Felsen erzwungen. 13. Grossreifling. M.-H. 44&·7 m., E . 10·7 Km. = 1·39 Ml.. F.-Z. 19 Mnt., A. 2 Mnt., Stg. 1 : 150, Kl. St., Bz.-H. Liezen. Immer grossartiger gestaltet sich die Gegend. Die Enns erkämpft sich ihr schmales Flussbett zumeist mitten durch Felsen. Links wird die herrliche Gruppirung des Mittelgebirges auffallend. Die Bahn zieht sieb durch Curven und Tnnnele. Wir passiren zuerst den · (92·5 m. langen) Tunnel in der Wolfsbachau, dann den Lofer-Tunnel (377·3 m. lang), und endlich vor der Station Grussreifling, auch Reifling genannt, noch einen Tunnel von 344·3 m. Länge. Grossreifüng ist ein kleiner Ort inmitten namhafter Kohlenstätten und um eine Capelle gruppi rt. Hier ergiesst sieb die von Palfau, Wildalpe, Weicbselboden, Mariazell und der Terz kommende, aus dem Göller, am Fusse des Wiener Waldgebirges entspringenden S a 1z a in die Enns , und bestand an dieser Einmündung der grosse 2000 Fuss lange, von Hanns Gasteiger für das aus der Salza herabgescbwemmte Bolz erbaute Rechen. Die Partie von Grossreifling durch das Salzathal in die Palfau (2 Stunden) und von Palfau über die Eschau (vorzltgliches Gasthaus) und Gams (2 Stunden) nach Landl gehört zu den interessantesten und selbst für Damen nicht beschwerlichen Fusstouren. Linker Hand erhebt sich die Esslingalpe und der Gamsstein, zwei beliebte Ausflugspartien.

33 14. Landl. M.-H. 459 ·1 m., E. 4·21 Km. = 0·555 MI., F.-Z. 8 Mint., A. 1 Mnt., Stg. 1 : 150, KI. St., Bz.-H. Liezen. Von Grossreifling g·egen Landl nähern wir uns mit bedeutender Steigung, 1: 150, jenem Alpengebiete zu, dessen hie und da sichtbare Felsengipfel den Gurt zur Wasserscheide zwischen der Enns und Mur bilden und das Thal Admont umsäumen. Links ist die Miindung des prachtvollen Salzathales, durch das eine Strasse über Palfau, Wildalpe ins Gusswerk nach Maria Zell führt. Vor Landl passiren wir noch zwei Tunnele, ersteren mit 2 ,9·8 und den zweiten mit 61·9 m. Länge. Der obstreiche Ort Landl selbst liegt 1/4 Stunde abseits auf einem Hochplateau mit reizender Fernsicht in das Hochgebirge und wä re als angenehmer Aufenthalt für Sommerfrische recht empfehlcnswertb. Weiter entfernt ist die „Gemeinde Landl" , eine der grössten von Steiermark. 15. Hieflau. M.-H. 489·0 m., E. 59 Km. = t ·25 MI., l!,.-z. 10 Mnt., A. 5 Mnt., Stg. 1 : 150, Kl. St., Bz.-H. Leoben. Von Landl weg erregen links die hohen Felswände, rechts die unbändig·e Enns das sichtliche Interesse eines j eden Naturfreundes. Wir passiren eine Gitterbriicke und zwei Tunnels von 77 und 169·6 m. Länge und kommen nach Hieflau, welches in einer wahrhaft hochromantischen Gegend liegt. Hieflau zählt 700 Einwohner, hat einen Hochofen der Innerberger Actiengesellschaft, gegen 100 Kohlstätten, welche 3

34 jährlich über 300.000 Metzen Kohlen liefern, und einige Mühlsteinbriiche. (Gasthöfe: ,,Zur Post" und Steinberger). Hieflau, -das ausser der Besteigung des Dami scbbachthurm-Berges ,• der wilden Gebirgssehlucht die „NothU, in der sich eine Tropfsteinhöhle befindet , und der Partie in di e Wildalpen k eine besonderen Ausflüge anfzuweiseu hat , bildet die Ab:tweigestatiou für di e änsserst dankbare und reizende Route der Flügelbalm nach Eisenerz. Wir haben bereits von Kleinreifling ab bis Hieflau die überraschendsten ßjlder des wild romantischen Ennsthales gesehen; doch je weiter wir jetzt eindringen , desto grossartiger wird der landscbaf tliche Charakter, desto überwältigender der Eindruck. Man weiss nicht, wohin man zuerst blicken soll, und kann sich nicht satt sehen an der Naturpra cltt, die sich vor unseren Blicken entrollt. Bevor wir jedoch die höchst interc,;sante P a r tie durch's Gesäuse einer kleinen Beschreibung un terziehen , denn wer könnte all di e Reize mit hinlänglich gewandter Feder schildern , wollen wir zuerst die gleichfalls interessante Strecke der Elügelbahn über Radmer nach Eisenerz besichtigen. IV, Hi 8 fl a Il • Ei S8ll 8 rz. (Nebenlinie.) 1. Radmer. ~t-H. 521·94 m., E. 2·34 Kqi.=O·aos Ml., F.-Z. 12 Mnt., A.. 1 Mnt., Stg-. 1: 43, Kl. St., Bz.-H. Lrqben. Von Hießau wenden wir uns nach Pa.ssirung eines Tunnels mit bedeutender Steigung gegen

35 Südost in das Thal des Erzbaches, den wir auf einer Eisenbrücke (21 m. lang) überschreiten, und gelang·en in das Thal Radmer, welches von grossartigen Gebirgsmassen umstanden ist. Hi er sieht man den Kaiserschild , den Luegauer, einen höchst merkwürdi gen Berg, dessen Gipfe l überhängt, während die untere Hälfte horizontale , die obere hingegen verticale Schichten zeigt, den Zeyres-Kampel, 2294 m., dessen Besteigung im hohen Grade lohnend ist und von wo aus man eine prachtvolle Uebersicht über die wunderbaren Gebirgsschluchten und Felsengruppen dieser Gegend erhält . Dieser Berg birgt auch eine interessante Höhle, das sogenann te Wunderloch mi t seinen Zaubersagen. Radmer liegt am Radmerbache, d. i. der Vereini g·ung des Haselbaches mit dem Finsterbad 1. Die Station ist unbedeutend. Der Ort Radmer, l1/2 Stunde von der Station entfe rut , ebenso lieblich als romantis ch gelegen , besitzt eine herrliche Kirche. Histori8ch merkwürdi g sind die Hundsmühle und die Kai serküche, eine Grotte, in welcher Kaiser F erdinand II. oft seinen Jagdimbiss nahm. Bedeutend ist das Eisenbergwerk der Ipnerberger Acti engesellschaft. Der Haselgrnben enthält reichhalti ges Kupfererz. Ausser Radmer, gegen Eisenerz zu, bemerken wir in einer F elswand ein Loch, aus wel chem ein Bach in den Erzbach fällt und der für einen Abfl uss des Leopoldsteiner - See's gehalten wird. Bald darauf sehen wir Schloss Leopoldstein , erbaut 1670 von Oardinal Neidbart, und seinem Schiil er Kaiser Leopold I. zu Ehren so benannt, gegenwärtig ein Besitzthum der Fürstin _ Lichtenstein. Vom Plateau des 3*

36 Schlosses geniesst man eine imposante Ansicht des Kaisers chi l des. In der Nähe des Schlosses liegt der herrliche Leopoldsteiner-See. Der Spiegel desselben ist von hohen Gebirgen eingeschlossen, im Norden erheben eich die colossalen schroffen Felswände der Seemäuer, einem höchst ergiebigen Gemsstande, im Osten der hohe Pfaffenstein, am südlichen Ufer steht das bescheidene Seewirthsbaus, am östlichen Ende liegt der Kaiserbrunnen, ein einfaches Lusthaus , in dem uns ein Gemälde an die seinerzeitige Anwesenheit des Kaisers Franz erinnert. Der See , den man in 1 Stunde umgehen kann, nährt köstliche Salblinge und Lachsforellen von oft erstaunlicher Grösse. Von der Seeau weg führt ein Pfad auf die Eisenerzhöhen und durch das Thal der sieben Seen nach Wildalpen und von da nach Maria - Zell. Hinter Leopoldstein passiren wir noch das Münchthal und g·elangen bald darauf nach Eisenerz. 2. Eisenerz. M.-H. 689 ·09 m. , E. 11 ·27 Km.= 1·J86 MI., F.-Z. 31 Mnt., Stg. 1 : 40, Kl. Bt., Bz.-H. Leoben. Eisenerz , ein ansehnlicher Markt mit 2000 Einwohnern, gewinnt durch seine dunklen Häuser eine etwas düstere Färbung, welche jedoch durch die reizende Umg·ebung bedeutend gemildert wird. Hoch über dem Markte liegt auf einer Anhöhe dessen prachtvolle Pfarrkirche, welche Kaiser Rudolf von Habsburg nach der Sag·e auf den Ruinen eines römischen Tempels erbaut hahen soll. Am Quadertlmnne ist ein

37 mystischer Kopf (Rapbomet) sichtbar. Eisenerz besitzt ferners einen grossen Schilttkasten, ein Rathbaus mit Thurm, d:1s schlossart ige Gebäude Kammerhof, ein Scbln ckenbad und ein Dilettantentheater. Etwas westlich vom Markte liegt ein schöner Kalvari enberg, von wo aus man die Aussiebt über Markt und Umgebung geniesseu kaun. Eisenerz ist hinsichtli ch der steiermärkiscben Eisenindustrie einer der ersten Orte, hinsichtlich des Bergbaues jedoch sicherlich der bedeutendste. Die Werke sowie die Gruben sind j etzt Eigenthum der Innerberger Act iengesellscbaft und zum grossen Theile, namentlich der obere ergiebige Theil des Berges, der Vordernberger Radmeister-Communität, und bestehen drei Hochöfen, von denen abwechselnd immer zwei thätig sind, ein Drahtzug und ein Stahlhammer. Das alle zwei Stnnden erfolgende Ablassen des gescbmolzcncn Erzes gewährt ein höchst interessantes Schauspiel. Gasthöfe : Brod, König von Sachsen und Moser. Als Ausflug ist in erster Linie die Besteigung· _und Befahrung des Erzberges zu empfehl en. Dieser Berg, so reich an Metall , dass es wie in einem Steinbruche zu Tage liegt und ohne viele bergmännische Vorrichtung losgebrochen wird und erst in 900 Jahren ganz ausgebeutet sein dürfte, wurde schon von den Tanriskern , später von den Römern ausgebeutet, und steht jetzt seit 1000 J ahren ununterbrochen in Betrieb. Die Gruben li efern jährlich über 100,000 Tonnen Eisen und beschäftigen über 5000 Arbeiter. In der Bergwerkskanzlei in Krumpentbal erhält man di e E rlaubniss zur Bcfahrung der Stollen und di e nöthige Begleitnng. Besonderes Interesse

38 erregen die sogenannten Schatzkammern, Klüfte mit den wundervollsten Geb ilden der zartgeästeten Eisenblütbe, deren Krystall beim Schimmer der Grubenlichter oft wie ein Feenpalast von dem siebenfachen Far benspiele des Regenbogens erglänzt. Auf Dreiviertel der Höbe des Erzberges steht seit 1782 ein einfaches Denkmal folgender Inschrift: ,,Als man zählte 800 J abre bat man diesen edlen Erzberg zu bauen angefangen" . Den Giebel ziert ein eisernes Kreuz , an dessen Fusse in einem verschlossenen Gehäuse ein von Schnorr gemaltes Votiv.- bild mit sinnig·er Insch rift des Erzherzoges J obann, welcher dieses Kreuz errichten liess, enthalten ist. - Einen wohlthuenden Eindruck übt auf die Umgebung von E isenerz auch das Schlösschen Geiereck mit seiner rothen Thurmkuppel. Sehr interessant ist auch die Eishöhle in der Frauenmauer nächst der Gsollalpe, welche nur mit Fakeln und kundigen Führern passirt werden kann. Die Durchwanderung derselben erfordert eine Stunde, durch einen langen Gang, in welchem aus allen Spalten der Felsen Eis hervordringt, gelangt man sodann in den Dom, eine hochgewölbte Felsenhalle mit einem Eissee, nJJCl von da wieder in einen Gang, welcher . hoch über dem Tragösser Tbal mündet. Von hi er aus führt ein Weg in 7 ¼ Stunden nach Bruck. Den Fülirer auf die Frauenmauer erhitlt man im Jäge rbause in der Trafäng. Nicht lohnend wi.ire die Besteigun g des Pfaffensteines und Re icbensteins. Von Eisenerz führt die Fahrstrasse üb er die Passhöhe des Prebiihl (1177 rn .), einer Einsen-

39 kung zwischen Hochthurm (2094 m. ) und Reichenstein (2158 m. ), nach Vordernberg, einem wohlhabenden Orte mit lebhafter Eisenindustri e, von wo man auf der Leoben - Vord ernberge rEisenbahn in 2 Stunden nach Leoben kommen kann. (Die Höhe des Prebübl ist Schuld am Abschlusse der Rudolfbabn in Eisenerz und j enem der Vordcrnbergerbahn in Vordernberg. Würde di eses Hinderni ss beseitigt werden können, so könnte man per Bahn von Hiefl a u über E isenerz in 4 Stunden nach Leoben gelangen, während man j etzt auf dem Schienenstrange neben und über di e Bergcolosse der obersteierischen Alpen via Rottenmann 14 Meilen braucht . V. H ie fl au. St Mi C h ae L (Hauptli nie.) l 6. Gstatterboden. M.-H. 573·02 m. , E. 9· 1 Km. = 1·270 Ml. , Stg. 1 : 80, F.-Z. 17 Mnt., A. . 1 Mn t. , Kt. St., Bz -H. Li ezen. Von Hiefl au wendet sich das Ennsthal westli ch , es beginnt ein tiefer , 5 Stunden langer Einschnitt zwischen den Gebirgsmassen des Buchste in , Hochthor, Luegauer, Damischbacbtburm und Reichenstein, ein Engpass, den man schlechtweg das „ Gesäuse u nennt , während man das eigentli che Gesäuse eine kleine Streck e des F lussbeetes zu bezeichnen pßeg·t, und zwa r vom Einflusse des J ohnsbaches in di e Euns bis zum Heindlbauer.

40 Der Name dieser Enge rührt von dem fortwährenden Sausen und Tosen der Enns, welche sieb hier Bahn gebrochen bat und unter Bildung unzähliger WasserfäHe und Stromsclrnellen einherwälzt. Die Bahn, vielfach in den Fels gesprengt, überschreitet, zu beiden Seiten von gewaltigen wildzenissenen Felsmassen bewacht, wiederholt die tosende Enns. Durch die nahe gerückten Berge eingedämmt, in ihrem Laufe durch riesige in das Flussbett herabgestürzte Felsblöcke gestaut, macht die Enns schäumend und tobend mit wildem Brausen sieb Bahn. Die schä1uige Waldeinsamkeit , der donnernde Lärm des Wassers, die grauen Felsenwände und Kuppen, wie der Himberstein, die Heindlmauer und erst das Hocbtbor, Sparafelcl und der Reichenstein - Alles dies macht das Gesäuse zu einer Naturschönheit von iiberwältigender Wirkung. Früher war die Passirung dieses den Charakter ergreifender Grossartigkeit tragenden Felsenpasses höchst beschwerlich; jetzt führt nach Admont ausser der Bahn, welche sich meist am liuken Ennsufer fortzieht, auch am •rechten Ennsufer ein ziemlich guter und fahrbarer Weg, erbaut 1841-1847, dessen Romant'ik und kühne Anlage die Aufmerksamkeit des Reisenden auf sich zieht. Interessant sind die Geschiebe bei den Wächterbäusern Nr. 91 und 94, die Holzriesen und die gefährlichen Stege über die Enns. Wir durchfahren den Ennsmauer -Tunnel ( 47 ·8 m.), den Hochsteg (103·2 m.), den Hartlgraben mit seinen interessanten sechs Wasserfällen und die Kummerbrücke (Eisenconstruction 53 m.). Die Station Gstatterboden, welche wir von Hieflau

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