Der Führer auf der Kronprinz Rudolf Bahn 1875

1~~~7 ) Der ~'ührer auf der Steyr 1875. ! l Dmck ller M. Haas'schen E rben. ! i '-~ ~~--~'-•Wo/'-./"~,._,...__,..............,_.....,.. .f

auf der von der Donau bis zur Save mit besonderer Bcrücksichtignug· der auf diese Tracc einschlägigen wundervollen 'I'ouristenParticn, Sehen wiirdigkcitcn und interessanten historischen :Momente. Von _lr' J I' TII'="'·" IJ • ~• 0 _1..., t:., ; • f \"\" f • ''.. }l"'~ \? r7j . - •;!••/ 1 -~ Steyr 1875. Vtrlng bts fünnk1n - tlnlrr~U~ung~ - Umints btr ffro11prin1 llnbolf - 00IJ11. Druck vo:1 M. Haas's Erben.

Vorrede. l4otto: nl lmow no country more bcautiful. The -varicty of tbe scencry, the verdme of thc mendows nnd tree", thc depths of tbc vallie9, tbe altiudc ofthe mountains, the clearnc,;R 1tud grrmclcur of the rl,·crs nnd lakes„ give it, I thilrn, a dccidcd ~uperloritv ovut· Switzerlnnd, aml the pcople are mo1e ugrcswlc," Jlumphri Davy. (,, Iclt kenne lccin 11chüneres Land. Die A.b,,.•echsluug in dcu Partien, d11.s herrliche Grlln clcr ,vieaen und ,vmder, die Tiefe seiner T hiiler und Ilübe aelner Derge, die Klarheit und Grö1u1e ,-eiuer Flllasc uml Seen geben ihm, nach meiner Meinung, einen entsrhicdencn Vo1 zog vor der Schweiz, welche ca auch 11n LiebcnswUrdigkeit der Bewohner Ubertrifft. u Humpbri Davy1 Ubcr das österr• .Alpenland.) Namhafte Journale und Zeitschriften baben bereits über einzelne Gegenden und Ortschaften, welche die Kronprinz Rudoltbabn besonders in der schönen Obersteiermark, dieser üstcrrcicbischen Schweiz berilbrt, die reizendsten Skizzen, Illustrationen und Schilderungen geuracllt, welche der Feder bedeutender und geiRtreicher Schriftsteller (wie P. K. Rosegger, Dr. A. Silberstein u. a. 11.) entflossen waren und den gebildeten Wanderer, den Fremdling wie den ~obn des Landes mahnen sollten, nicht 0 ·edankculos vorbeizugehen an den grossartigen, Herz und Geist erhebenden und das Auge erquickenden Bildungen der Natur. Während die Anlage der West- und Südbahn einem Gilrtel ähnlich siebt, wckber das poetische Bild unserer herrlichen Alpen umschlingt, bildet die Kronprinz Rudolf-Bahn dnrcb ihre genial mitten durch die Alpcnliill(lcr an-

4 gelegte Schienenstrasse, welche uns mit dem Zauber der Ge chwindigkeit YOn den ·chneebedeckten österreichisch-steierischen Alpen mit ihrem Fusse ,on üppig grünen Matten, tosenden Wildbächen und schäumenden Wasserstürzen plötzlich dem blühenden Reize des Süden entgegenführt, sozusagen die herrlichste Spange zu diesem Eisengürtel. Die Kronprinz Rudolfbahn hat, wie Dr. A. ilber tein schreibt, ihre gHinzenclc Zukunft nicht nur als Frachtenstrasse, sondern auch als der Erholung weg der Xaturfreunde, als die Verg·nügung strasse für den mauermüden Städter, für den nach :Merkwürdigkeiten und Natnrschtmheiten lechzenden Touristen, für einen Jeden, welcher ein eigenthümliches, ein reizendes, an Naturbegabungen, wie an Grundschätzen unerschöpfbares Land kennen lernen will. Wenn nun die g·ewiegten Stimmen der Journale mit Recl1t das Ziel der Reisenden auf diese reizenden und romantischen Gegenden zu lenken bemüht sind, hat sich die vorliegende Broschüre eine möglicl1 ·t genaue historisch-topografische Be chreibung der ganzen intere sauten Trace der Kronprinz Rudolf-Bahn rnn der Donau bis zur Save zum Ziele gesetzt. Damit jedoch dem Reisenden auf diesen lohnenden Touren ein sicherer, nützlicher und zugleich angenehmer Wegweiser geboten werde, wurde auf Alles Rücksicht genommen, was irgendwie auf die Annehmlichkeit der Reise Bezug hahen kann. Stadt Stey1· im Monate Mai 1875. Der Verfasser.

Einleitung. Vor Allem halten wir es für angezeigt, dem Reisenden ein klares Bild übet· die Reihenfolge der Touren zu geben, deren Beschreibung diese Broschüre vor Augen führen soll. Wil' haben es vorgezogen, um der Schilderung eine mehr einheitliche Symmetrie zu verleihen, die Beschreibung der Nebenlinien der Bahn in die Hauptlinie einzubeziehen, gehen somit auf Grund dessen von jeder Abzweigestation auf die Flügelbahn und ilu·e Stationen über uncl kehren dann zur Abzweigestation zuriick, nm wieder die Beschreibung der Hauptlinie bis znr nächsten Abzweigestation aufzunehmen. Die Dmstellung enthält demnach folgende Eintheilung: 1. Hauptlinie von St. Valentin-Kleinreifling. II. Fliigelbahn vou Kleinreifling- (Kastenreith-) Amstetten. III. Hauptlinie von Kleinreifling-Hieflau. IV. Flügelbahn von Hieflau-Eisenerz. V. Hauptlinie von Hieflau-St. Michael, VI. Flügelbahn von St. Michael-Leoben. VII. Hauptlinie vou St. Michael-Zeltweg. VIII. Flügelbahn von Zeltweg-Fohnsdorf-Antonischacht. IX. Hauptlinie von Zeltweg-Launsdorf. X. Flügelbahn von Launsdorf-Hüttenberg. XI. Hanptlmie von Launsdorf-Glandorf. XII. Flügelbahn von Glandorf-Klagenfurt. XIII. Hauptlinie von Glandorf-Laibacb. Um den Reisenden durch die Einschaltungen der Nebenlinien nicht zu beirren, haben wir nur die Stationen der Hauptlinie fortlaufend oumerirt.

ß Chiffres für Abkürzungen. M.-H. = Meereshöhe. Mnt. = Minuten. Stg. = Steigung. m. = Meter. Km. = Kilometer. F. = Gefälle. Ml. = Meilen. A. = Aufenthalt. F.-Z. = Fahrzeit. E, = Entfernung. K!. = Kronland. N.-Oe. = Niederösterreich. 0.-0e. = Oberösterreich. St. = Steiermark. K. = Kärnten. Kr. = Krain. Bz. - H. = Bezirkshauptmannschaft. Dbst. = Debitstatiou für Rundreisebillets. Hptl. = Hauptlinie. Nbl. = Nebenlinie.

Sei mir gegrüssl 1 Sei mir gegrliHt, reiz,•olle Eiscnstr111:1st, 1 Die unsers kUnnigcn Herrschen N1unen trägt! Der Ruf der Zeil: .,dem ßandel eine Gasee!" tlat Lnud und Yolk zu neuer Kraft geweckt. Und wo der Sclulfz der Erde lahm gdcgen, Entfu.ltet jettl skh neuer Kt·oJtland~i-egen. O. v. Prcchtler. I, s t. V a 1 B n tin -K1 e i nrei fl in[. (Hauptlinie.) 1. St. Valentin . M.-H. 266 m., Stg. l: 300, Kl. N.-Oe., Bz.-H. Amstetten. St. Valentin, circa fönf Stunden Weges vön Linz, der Hauptstadt Obcrö ·terreichs entfernt, ist zugleich eine grössere Station ller Kaiserin Elisabeth-Westbahn. Die Bahnhöfe beider Bahnen sind so eng verbunden, dass clie Wartesäle gemeinschaftlich benützt und nur clie Fahrkarten für jede Bahn an separaten Cassen ausgegeben werden. Nachdem hier überdies die Westbahn auch nach Budwcis abzweigt, herrscht Tag und Nacht ein reger Zugsverkehr. Nur diesem Umstande bat St. Valentin seine Bedeutung zu verdanken, denn die etwas enfernt nordöstlich gelegene Ortschaft gleichen Xamens hat ausser einer alterthümlichcn Kirche nichts Sehenswerthes. Ein interesf:anter Punkt in der Nähe ist das an der Donau gelegene Dorf Erla mit dem alten Erla-Kloster, welches gegenwiirtig Privat-Besitzthum ist.

8 2. Ernsthofen. M.-H. 272·6m. , E=7·3 Km.=0·!l55Ml.,F.-Z. 12Mnt., F. 1:<100, A. 1 Mnt., Kl. N.-Oe., Bz.-H. Amstetteu. Die Ortschaft selbt ist unbedeutend und nur in Folge ihrer Obstcultur nennenswerth. Die Trace zieht sich von da a.b längs der sogenannten Loder- und Pfarrerleithen, welche dem Reisenden an der linken Seite jede Fernsicht versperren, während sich rechter Hand ein Thal mit Wiesen, Ackerland und malerischen Baumgruppen ausbreitet, durch das sich die Enns wie eine griine Seeschlange züngelt und in blauer Feme schon die Firnen der Bergriesen: Hoher Priel, Traunstein etc. sichtbar werden, denen wir allmälig zusteuern. Linker Hand erhebt sich in alterthümlicher Bauart das Schloss Dorf a. d.Enns. Nach einer Fahrzeit Yon 1-! Minuten gelangen wir an die Haltestelle 3. Rammingdorf M.-H. 303 m., E. = 8.6 Km., Stg. 1: 300,, A. 1 M., Kl. N.-Oe., Bz.-H. Amstetteu, welche für die rechtsliegende Ortschaft Haidershofen errichtet wurde. Ausser Rammingdorf gelangen wir zur Markscheide von Ober-undNiederösterreich, welche der Rammingbach bildet. Ueber den Rammingbach fülu-t uns als bemerkenswerthes Bauobject ein Viaduct von 82·8 m. Länge. Kurz von da ab verändert sich die Scene, der Anblick der freundlichen Stadt Steyr auf ihrer durch die Enns und Steyr gebildeten Halbinsel mit ihrem Schlosse und der ,v1.mdervollen Umgebung er-

9 freut plötzlich das Auge, bald laufen wir im Bahnhofe ein, neben dem sich in schöner Bauart das grosse Administrationi--Gebäude der BetriebsDirection der Kronprinz Rudolf-Bahn erhebt. 4. Steyr. Dbst. M.-H 302·5 m., E. 4·43 Km. = 0·504 MI., J<'.-Z. 7 Mnt., A. 5 Mnt., F. 1: 300, Kl. 0.-0e., Bz.-H. Steyr. Steyr, vielseits cler Zielpunkt cler Touristen von Oberrjsterreicb, ist so reizend situirt uncl bietet so viel Sehenswertbes, dass wir dem Reisenden mit gutem Gewissen rathen können, hier auf einige Tage seinen Aufenthalt zu nehmen. Für gute Unterkunft sorgen die Hotels ,,Schiff, Crammer, Zeilberger, Löwe." Interesse bietet die Besichtigung der alten Pfarrkirche, nach clem Modell des Stefansdomes i. J. 1-±43 ,om H. Puxbaum erbaut, deren Thurm hübsche Rundschau gewährt. Metallenes Taufbecken Yon 1569 mit Reliefs, Votivaltar von Sehönlaub in München. 5 Fenster mit Glasmalereien. Orgel von Cbrismann. In der Vorstadt-Pfarrkirche St. Michael, der ehemaligen Jesuitenkirchc, ist vom Jahre 1G78 ein Hochaltarbild von cler in Steyr geborenen }falerin Katharina Gii.rtler. Das Rathhans ist ein zierlicher Bau des vorigen Jahrhunderts mit -schlank aufstrebendem Thurme. Die Dominikanerkirche, jetzt von Jesuiten benützt, ist nach Aussen architektonisch minder schön, im Innern jedoch stattlich. Sehenswerth ist das herrliche fürstlich Lamberg'sche Schloss mit seinen grossen, dem Publi-

10 cum leider nicht zugänglichen Parkanlagen und einer einzig in seiner Art dastehenden Hirschgeweihe-Sammlung. Ein Flügel der Schlosszimmer ist durchgehends mit l\Iöbeln ans Hirschdecken und Geweihen fournirt, entlüilt auch eine sehr interessante Sammlung ,·on Rehgeweihen, und kann vom Publicmn besichtigt werden. Ein Quertract besteht ans einem zweistöckigen Gebäude, dem ältesten Theile der Burg, und einem massiven viereckigen Thurme, welcl1er aus der Römerzeit stammen soll. Nicht unerhebliche hiRtoriscbe Gründe sprechen dafür, clara:s unter Markgraf Ottokar VI. auf der Burg zu Steyr clas Nibelungenlied von Heinrich von Ofterdingcn in der gegenwärtig vorliegenden Gestalt gedichtet worden ::;ei. - Steyr kommt bereits i. J. 1082 urkundlich als eine Stadt vor. Hier stand auch die alte Burg- der Ottokare, die schönste im g·anzen Lande, ein Gegenstand der Dichtung in jenen Jahrhunderten, um welche sich ein grosser Sage11kreis bildete, hergenommen sogar aus den fernen dunklen Zeiten eines Attila und Odoaker. Das ursprüngliche Schloss wurde im 10. Jahrhunderte von den Traungauern erbaut, welches mächtige Markgrafcngeschlecht sich auch Carantanien erwarb und der Steiermark den Namen gegeben hatte. Erst gegen Ende des 12. Jahrhundertes wird Gra.z als die Hauptstadt von Steiermark genannt, und kann man somit Steyr immerhin als die Vaterstadt der Steiermark bezeichnen.

11 An der Auffahrt zum Schloi:;se bezeichnet eine Gedenktafel ein schmales Häuschen als das Geburtshaus des humoristischen Dichters der travestirten Aenne'icle: Alois Blumauer. Die Stadt selbst zählt circa 1000 Häuser mit nahezu 15.000 Einwohnern, besitzt ein Kreisgericht, eine Obeneal- und eine Eisenindustrieschule, eine pracbt,olle Schwimmschule, ein Theater, eine 1857 gegründete Sparcasse, welche bereits ein Interesi:;entcn-Onthaben ,on über 51/2 :Millionen Gulden erreicht bat, ist der Sitz der lebhaftesten Eisenindush"ie, des Handels mit Sensen, Nagel- und Messerschmiedwaaren, und zählt in der Nachbarschaft mehrere Gewerke und eine Papiermühle etc. Ein dankbares Feld für den Industric:llen ist auch die Besichtigung· der Josef Werncll'schen FahrikREtablissementR, nun östcrr. Waffenfabriks-Gescllschaft. Die Erlaubniss hiezu wird zu gelegener Zeit von dem technischen Director der Etablissements, Herrn Holnb, in freundlicher Weise ·ertbeilt. Die Eisenindustrie StevT's und des benachbarten Sierning, zu einer·Collectiv-Ausstellung yereinigt, hat lrni der Londoner Ausstellung 1862 eine der sparsam vertheilten Preismedaillen errungen. Auf die Bauart cler neuen Häuser hat das furchtbare Unglück vom 3. Mai 1842, wo beinahe zwei Drittbeile der Stadt in Flammen aufgingen, wohlthätig eing·ewirkt. Auf der Höbe über Steyrclorf liegt der 1548 angelegte Friedhof, einer der schönsten und reizendst gelegenen der :Monarchie.

12 In der Nähe der Stadt im „ Untermhimmel" liegt eine besteingerichtete Walz- und Drahtfabrik des Herrn Franz Werndl. Als Spaziergänge und Ausflugsorte mit lohnender Aussicht in der nächsten Umgebung von Steyr sind zu nennen: Obere und untere Ennsleitben, Tabor und Dachsberg mit schöner Ansicht der Stadt. Gleink, ein ehemaliges Benedictinerkloster, 1120 gegründet und 1784 aufgehoben. Die ehemalige Stiftskirche ist ein sehr schönes Gebäude mit guten Bildern und einer vorzüglichen Orgel von Egedacher. Gleink war ehedem die Sommerresidenz der .Bischöfe von Linz und gehört gegenwärtig den oberöst. Landständen . Das Klostergebäude wird zum Theile von Salesianerinen, welche ein Mädchen-Erziehungs-Institut leiten, und zum Theile von Sommerfrischlern bewohnt. Der Damberg mit prächtiger Rundschau auf der von der Section Steyr des österr. Alpenvereines erbauten Warte (152 Stufen), St. Ulrich1 Dhristkindlmit der Kirche, einer schönen Rotunde, nach dem Modelle der Maria de1la Rotonda zu Rom erbaut, mit zwei guten Altarblättern: Christi Geburt von Reslfeld und Christi Kreuzigung von Loth. Eine schöne Allee führt von Steyr nach Garsten. Von da gelangt man über Sand in die sogenannte Wildalpe, wo ,Yir vom Standpunkte einer kleinen Marien-Capelle aus die reizendste Aussicht geniessen. Etwas entfernt von Steyr liegen die schönen industriellen Orte Neuzeug, Sierninghofen und

13 Sierning. 31/2 Stunden entfe rnt liegt die jodreichstc Quelle Deutschlands, daR Bad Hall, wohin von Steyr während der Bade-Saison täglich zwei Malleposten verkC'hrcn Nahezu gleiclnveit ist der an der Steyr, gelegene Ort Grünburg, von wo unR ein Bergsteig in einer Stunde znr lohnendsten und prachtvollsten Aussiebt: cler sogenannten „Seidelbuber - Liucle", führt. 5. Garsten. M.-H. 303·2 m., F. - Z. 5 Mnt„ A. 1 Mnt., Kl. 0 .-0e. ßz.-H. Steyr. V 011 Steyr bis Garsten spinnt die Bahn ihren eisernen Faden wie durch einen Garten. Rechts und links stehen Yillen und Lanclbäu er. Ausserbalb Steyr übersetzt sie über eine 137·6 m. lange Briicke (Holzconstruction) die Enns, uncl in ein paar Minuten sind wir bereits in der Haltestelle Garsten. Garsten selbRt, ein ehemaliges Beneclictinerstift, ist schon 977 die Pfarrkirche der Metropole zu Lorch (Enns). Herrliche Kirche, reiche Stuccatur, prachtyolle Fresken Yon Reslfelcl. In der Rogenannten Loscnsteinereapelle i, t die Erbgruft der 'l'raungauer mit interessanten Grabmonumentrn derselben. Im Jahre 1851 wurde die auf dem Linzer Schlosse bcRtanclene Strafanstalt bi ehcr übersetzt und di e Abtei für die Aufnahme von 800 Sträflingen eingerichtet. Was Industrie anbelangt, besitzt Garf:ten eine bedeutende Goldleisten-, Posamcnti er- uud

14 eine (hmuniwaaren - Fabrik, in welchen zum grossen Theile StrHflinge beschäftiget werden. Von Garsten weg, beginnt sich die Umgebung der Bahn allmälig grossartiger zn gestalten; es entwickeln sich schöne Landschaftsbilder mit Waldungen, kleinen Ortschaften und pittoresken Schluchten. Un er Blick erfreut sieb an dem hübschen, tiefen und dunkelgrünen Ennstbale und an den waldbewachsenen Bergriicken. 6. Ternberg. M.-H. 345 m., E. 10·4 Km., = 1·107 MI., F.-Z. 19 Mnt., A. 1 Mnt., Stg. 1: 150, Kl., 0.-0e., Bz.-H. Steyr. Ternberg liegt sehr malerisch an der zwischen Felsen eingeengten Enns. Die Ortschaft selbst am rechten Ennsufer gewährt ausser ihrer uralten Pfarrkirche mit interessanten Resten YOn Glasmalerei und einigen bemerkenswerthen Grabsteinen wenig Sehenswerthes. Als Gasthof ist insbesonders ,,Derfl.er" zu empfehlen. Etwas ausser dem Bahnhofe wird die schön geleg·cnc Villa des Dr. Reinhart sichtbar; diese bisher für gute Freunde ergiebige Weinquelle soll leider zu Wasser werden, nachdem die Villa in Kürze in eine Wasserheilanstalt umgewandelt werden soll. :\Ichr und mehr erhöht sich der pittoreske Charakter und Reiz der Gegend und man kann sich nicht genug satt sehen au der Naturpracht, die sich vor unseren Blicken entrollt.

15 Von Ternberg aus werden die herrlichsten Touristenpartien in das reizende Wendbachthal nach Trattenbach, welches Thal durchgehends von l\iesserschmieclen (Fabrication sogenannter oberösterr. Taschenfeitl und Zankerl) bewohnt wird, auf die Schobersteinmauer, dem Fundorte cler farbenprächtigen Alpenrosen, auf den Hochbuchberg, nach Steinbach und Grünburg, in das schöne Thal yon Molln und in's Sensengebirge arrangirt. Als Aussichtspunkte sind Bäckersitz, Fuxeck, Mini, Hochschub uncl Braunreith zn empfehlen. Ein bemerkenswerthes Bahnobject ist cler Viacluct über den Trattenuacb. 7. Losenstein. M.-H. 354 m., E. 8·4, Km. = 0·796 l\L, Stg. 1: 150, F. -Z. 13 Mnt., A. 1 Mnt., Kl. O.-Oe., Bz.-H. Steyr. Hoch über dem Orte erheben sich die dem gänzlichen Verfalle nahen Ruinen der Burg des berühmten oberösterr. Adels!!·eschlechtes der Losensteincr. Die malerische 0 Lage <ler seit 300 Jahren verödeten Ruinen wird im Sommer von vielen Touristen besucht. Losenstein ist der Geburtsort des talentvollen, bereits verstorbenen und am Friedhofe zu Steyr begrabenen Dichters in obderennsischer :Mundart: Anton Scbosser. Der Ort selbst zeigt eine erhebliche Industrie der Nagelschmiede. Von Losenstein können der eine günstige Aussicht gewährende Schieferstein und ,,clie Dirn" bestiegen werden.

1(5 8. Reichramming. M.-II. 356·5 m., E. 6·0 Km. = 0·796 M., F.-Z. 10 Mnt., Stg. 1: 150, Kl. 0.-0e., Bz.-H. Steyr. Vor der Station Reichramming ist der 71·3 m. lange Viaduct (Ei enconstrnction) über den Reichrammingbach, an dessen Mtinclung· der Ort gleichen Namens mit den bedeutenden :Messing·- Fabriken der Gebrüder Klein liegt. Etwas stromaufwärts liegen Eh,engewerke der Innerberger Eisenindnstrie-Gescllschaft. Jenseits der Enns anf nüir;f.:iger Höhe erhebt sich der Arzberg, hekannt durc:h clas in den Stamm einer tansendj ährigen Eiche ausgehöhlte Lusthaus. Arzberg ist ein beliebter Ausflugsort und besit1.t ein sehr gutes Gasthaus. Von hier aus ist die Besteigung de Schiefersteins am dankbarsten. · 9. Grossramming. M.-II. 372·0 m., E . 6·7 Km. = 0·904 MI., F.-Z. 11 Mnt. A. 1 Mnt., Stg. 1·150, Kl. 0.-0e., Bz.-H. Steyr. Schon von Steyr weg war dem Reisenden üer Aussicht wegen ein Platz an der linken Waggonseite zu empfehlen, wiewol sich auch rrchter Hand das Auge abwechselnd am Anblicke interessanter Wildbäche und kleiner WasHerfülle erquicken kann. Obige Vorsicht ist mehr noch Yon Grossramming ah zu empfehlen. Der Bahnhof steht am linken Ennsufer, wälll'end der Ort selbst am rechten Ennsnfer an der ::\[ündung· des romantischen Böcbgrabens mit der Aschach liegt, iu welchem 11/2 Stnnden

17 vom Bahnhofe entfernt ein grosser erratischer Granitblock eine i. J. 1857 zu Ehren des berithmten Geologen Leopold von Buch errichtete Inschrift trägt. Ueberhaupt ist der Spaziergang von Grossramming in die Aschach lohnend, narhdem das dortige Stieglechner'sche Gasthaus auch für. die leiblichen Bedürfnisse der Reisenden eifrigst besorgt ist. Im Hintergrunde des Aschachthales steht die sogenannte Wolkenstein - Mauer, ein zerklüfteter Fels in Form einer Pyramide. Die Sage erzählt, dass auf demselben in alten Zeiten ein reicher Raubritter gehaust habe, von dessen Burg ein unterirdischer Gang in die Veste der LosensteinerRaubritter geführt habe. Eines Tages sei auf einem Raubzuge bei einem furchtbaren Gewitter der Ritter von den überschwemmenden Flutben der Enns in der Untiefe bei Grossramming verschlungen worden. Gleichzeitig schlug der Blitz in seine Burg und zerstörte sie derart, dass kein Stein von derselben mehr zu finden war und nur die zerkllifteten Felsen als das einzige Denkmal an sein ruchloses Treiben übrig blieben. Nach einer kurzen FahTZeit gelangen wir nach Küpfern, welche Station vor Eröffnung der Strecke Weyr -Rottenmann die Endstation gebildet hatte, seit Eröffnung der letzteren jedoch aufgelassen wurde. Der Zug hält hier nicht an. Von da ab wendet sich das Ennstbal südlich. Wald- und Felsenpartien sowie Landschaftsbilder gestalten sich zwar nicht grossartig, doch schön und wechselvoll. Nach 2

18 Passirnng eines 340 m. langen Tunnels g·elangen wir nach 10. Kastenreith-Anger. M.-H. 39ö·2m., E . 8·9 Km. =1-18~Il., F.-Z. 17 Mnt., Stg. 1: löO, A. 1 Mnt., Kl. 0. -0e., Bz.-H. Steyr. . Von Kastenreith zweigt eine Flügelbahn nach Amstetten ab, doch fähi-t man vorerst bis in die Station .Kleinreifling, von wo aus die Züge auf diese Nebenlinie abgelassen werden. Rechts von Kastenreith sind noch einige Häuser der Gemeinde Küpfern sichtbar. Im tiefen jenseitigen Ennsthale sieht man die alte Poststrasse mit den kleinen Ortschaften Anger und Zieglach. Von hier führt eine Seitenstrasse nach Weyr. 11. Kleinreifl ing. M.-H. 287 ·ö m., E. 3·2 Km. = 0·7 MI., F.-Z. 6 Mnt., A. 5 Mnt., F . 1 : 250, Kl. 0.-0e., Bz.-H. Steyr. Vor Kleinreifling passiren wir einen 40·4 m. langen Tunnel. - In di~ser Station herrscht zur Zeit des Zugsverkehres reges Leben, denn nachdem selbst die Hauptzüge hier einen Aufenthalt von wenigstens 5 Mnt. nehmen, drängt sich das reisende Publicum in die billige und gute Restauration, um sich in Eile zu verproviantiren. Von Kleinreifling· ab erhält die Umgebung ein wildromantisches Gepräge. Bevor wir jedoch die Trace der Hauptlinie weiter verfolgen, gehen wir mit der Beschreibung auf die Flilgelbahn über, und kehren von Kleinreifling nach Kasten-

19 reith zurück, um von da nach Weyr weiterzufahren. II. Kleinreiflin[-Amstetten. (Nebenlinie.) 1. Weyr. M.-H. 403·8 m., E. 2·85 Km. = 0·376 MI., F.-Z. 8 Mnt., A.. 1 Mnt., Stg. 1 : 70, Kt. 0.-0e., Bz.-H. Steyr. Bald hinter Kastenreith führt uns ein Viaduct mit ki.ihner Spannung (Eisenconstrnction) über die Enns, während unterhalb desselben eine hölzerne Brücke den Localverkehr vermittelt. Zwischen tiefgrünen, fast finsteren Bergen wälzt sich die Enns raschen Laufes einher, ihre Richtung zwischen Felsblöcken und zerklüfteten Ufern gegen Grossrammiug und Losenstein nehmend. Von der Eisenbrücke weg zieht sich die Flii.gelbahn mit bedeutender Steigung gegen Nordosten. Rauchende Essen geben Zeugniss von einer noch immer regen Eisenindustrie. Das nicht erheblich breite Thal von Weyr mit seinen malerischen meist blau angestrichenen Häusergruppen gewährt einen änsserst anmuthigen Anblick. Nach ungefähr 8 :Minuten Fahrzeit gelangt man nach Weyr, einem alten ·Markte mit circa 1400 Einwohnern und lebhaftem Eisenverkchre. Am Platze, wo Weyr steht, soll ursprünglich ein grosser Weiher g·ewesen sein , bis, nach der Sage, Biber den Durchbruch der Wässer des Weihers in die Enns verursacht haben sollen. Zur Erinnerung ziert den Markthnmnen noch heutzutage ein Biber. Ausser der alten Pfarrkirche aus.

20 dem 15. Jahrhunderte erregt noch ein m der farktcapelle aufgestelltes gute Altarbild von Putschli das Interes e de Reisenden. Weyr wmde i. J. 1532 von den Türken verbrannt. Als Gasthöfe sind die Post, das Ross, der Hir eh, der Ochs und der Bär zu empfehlen. Weyr rivalisirte in alter Zeit mit Steyr und Waidhofen wegen der Privilegien, welche die Landesfürsten zur Hebung· des Ilandels ertheilten und bald die eine, bald die andere Stadt mehr begünstigten. Die Umgebung von Weyr bietet die herrlichsten Aussicht punkte und Ausflugsorte, wie den Kreuzberg, den Almkogel, den in der Nähe des Markte sich erhebenden Lindauerberg mit mehreren interessantenHöhlen, dann Stubau, Ennsberg, Rappoldeck, den Saurtissel, einen mässig hohen Berg, auf dessen Einsattlung ein Lärchenbaum die Grenze yon Ober- und Niederösterreich bezeichnet, Hollenstein, ein malerisch gelegener Ort des ziemlich weiten von der Ybbs durchrauschten Thales, bcsiiet mit grünen Matten, stattlichen Herrenhäusern und berussten. Hammerwerken. Die schmucken Bauernhöfe am Königsberge wie die Kirche am grünen Hügel der Ybbs gewähren ein anziehendes Bild, u. A. m. Be onders jedoch verdient die etwas abseits der Stra, se zwischen Weyr und Gaflenz gelegene Filialkirche des St. Sebaldus oder He i1i gen s t ein einen Besuch, doch kann diese Partie noch besser von Gaflenz aus gemacht werden. Die im gothischen Style gehaltene recht hübsche Kirche, 1349 von Berthold von

21 Lo ·en tein gestiftet, besitzt ein interessantes Kun twerk des Mittelalters in dem lebensgrossen Steinbilde des hl. Sebaldus, der hier in einer naheliegenden Höhle sich 30 Jahre kasteiet haben soll. Schon die herrliche Lage der Kirche belohnt durch ihre Aussicht hinlänglich die Mühen des Touristen, obwol man am Heiligerniteine selbst weder Unterkunft noch Erfrischung erhält. Der Volkswitz erzählt, dass auch liebeskranke Jungfrauen gerne bieher pilgern, um sieb einen Mann zu erbitten, was jedenfall nur ein schlechter Witz zu sein cheint, da unsere Jungfrauen zu klug sind, um einen wenn auch heiligen Weiberfeind um Protection anzuflehen. 2. Gaflenz. M.-H. 475·9 m., E . 6·40 Km. = 0·844 MI., Stg. 1: 70 u. 1: 120, F.-Z. 17 Mnt., A. 2 Mnt., Kl. 0.-0e., Bz.-H. Steyr, Von Weyr ab zieht sich die Bahn in der rechten Uferleiten des durch die aus der grossen und kleinen Gschnaidt kommenden Bäche ,ergrösserten Gaflenzbaches, - das Thal erweitert sich und die emsige Acker-, Wiesen-, Obst- und Garten-Cultur bekundet eine erhöhte Civilisation. Die Landschaft bietet durch diese Factoren gewissermas en ein kleines Gegenbild zum wildromantischen Eindruck, den wir au dem Ennsthale mitgebracht. Gaflenz selbst, ein Markt mit 250 Einwohnern, ziemlich wohlhabend und lebhaft durch seine Eisenwerke, hat eine sehenswerthe Pfarrkirche mit Glasmalereien und einer Orgel von Chrismann.

22 3. Oberland. M.-H. 504·3 m., E. 2·23 Km. = 0·294 Ml., F.-Z. 9 Mnt., A. 1 Mnt., F. 1 : 55, KI. O.-Oe., Bz.-H. Steyr . Wir si.nd an der interessanten Wasserscheide der Weyr und Ybbs angelangt. Oberland selbst ist eine unbedeutende Ortschaft mit hemerkenswerther Ackerbau- und Obstcultm. In cier Nähe von Oberland liegt die Türkenscbanzc ·und nahe bei der Stadt Waidhofen die sogenannte ,,Schwarze Wiese" ein historisch merkwürdiger Punkt. Nachdem die Tiirken i. J . 1529 bis hieher rnrgedrungen waren, wurden sie von einem Tbeile der Reiclistrnppen unter Pfalzgraf Friedrich gi-inzlich aufgerieben . Hinter der Türkenschanze übersetzt man auf einer 18·9G m. langen Gitterbrücke den Seebergbach mit der Aussiebt in den Lungergraben, fährt sodann hoch in der Berglehue auf der dem Felsen abgerungenen Bahn, übersetzt abermals auf einer Gitterbrücke das Weissenbach- und später das · Redtenhachtbal und ist in 4. Waidhofen a. d. Ybbs. M.-H. 356 ·1 m., E. 8·84 Km . = 1-165 MI., F.-Z. 30 Mnt., A. 8 Mnt., F , 1: 160, KI. N.-Oe., Bz.-H. Amstetten. . Die Stadt Waidhofen an der Ybbs, in älteren Urkunden uud Reisebüchern auch BaieriscbWaidhofen genannt, weil die Stadt 1:iis zum Jahre 1803 Eigenthum des Bisthumes Freisingen in Baiern war, umfasst die Leiten - und Wasservorstadt, dieLandgemeinde Waidhofen, und zählt mit dem zwar nicht mehr zur Stadt gehörigen, ·. aber nur durch die Ybbs von ihr geschiedenen

23 Markte Zell über 7000 Einwohner. Besonders empfehlenswertbe Gasthöfe sind goldener Löwe, Stern, Schiff, Reichsapfel, Stummer und Bromreiter. Warme Bäder kann man im Hause Nr. 60 der Wasservorstadt nehmen. Die Pfarrkirche, ein alter im Laufe der Zeiten vielfach umgestalteter Ban, bietet wenig Sehenswerthes. In neuerer Zeit wurde auch die i. J. 1644 gegründete und in der J osefinischen Zeit aufgelassene Kapuzinerkirche restaurirt. Waidhofen besitzt eine LandesUnterrealschnle und eine 4 clasRige I-fauptsrhule. Diese Stadt, einstens durch ihre noch jetzt beträchtliche Eisen-Indush'ie die mächtigste Rivalin von Steyr, erfreut sich noch immer eines sichtlichen Wohlstandes und mahnen die stattlichen Häuser und Gewerke an ihre ehemalige Blüthe. Von den Eisenartikeln genossen beispielsweise die kleinen Waidhofner Fischangeln, von denen 100 Stück auf ein Loth gehen, lange Zeit hindurch einen Weltruf und wurden jährlich 7-8 Millionen solcher Angeln abgesetzt. Von der historisch-merkwürcligen „Schwarzen Wiese" haben wir bereits bei Oberland gesprochen. Die Stadt selbst liegt in einem anmuthigen Kesselthale, welches die mit Nadelholz bewachsenen, hart an die Stadt grenzenden Berge einschliessen. Ebenso herrlich ist ihre Umgebung und empfehlen wir als besonders beliebte Ausflüge Ybbs i t z, 0 p p o n i t z, Pater t h a l mit seinem hübschen Echo, B u c h e nb er g, Spind1eben mit einer, weite Fernsicht bietenden Pyramide und St. Georgen an der Klaus. Waidhofen steht durch gute Fahrstrassen

24 auch mit dem Alpengebiete des Oetschers gegen Osten, mit dem des Hochschwab im Süden tiber Altenmarkt in Verbindung. 5. Rosenau. M.-H. 339·3 m., E. 6·12 Km.= 0·807 MI., F.-Z. 15 Mnt., A. 1 Zllnt.., Stg. F. 1 : 160; Kl. N.-Oe., Bz.-H. Amstetten, Das Thal wird enger und unter uns stürzt im raschen Gefälle die Ybbs dahin, welche sich durch ihre romantischen hochgelegenen Ufer bemerkbar macht und von da ab das Gepräge eines Gebirgsbaches verliert. Die Bahn führt uns am Fusse des Sonntagsberges, welcher mit seiner grossen, jährlich von über 60,000 Andächtigen besuchten Wallfahrtskirche und ihren beiden weit in das Land schimmernden Thurmkuppeln einen impossanten, höchst romantischen Anblick gewährt, und dessen Besteigung äusserst lohnend ist. In der Nähe der Kirche liegt der sogenannte Türkenbrunnen, eine von einer Capelle überwölbte Wasserquelle. Zlll' Zeit der Tttrkeü.-Einfälle sprengte eine Schaar Tiirken den Berg heran, um das Gotteshaus zu plündern. An clie er Stelle jedoch sanken die Pferde in die Knie und waren nicht weiterzubringen, und die Kirche blieb vor Plündernngswuth verschont. Vom Sonntagsberg·e gelangt man in ungefähr 2 Stunden nach Seitenstetten, während der Aufgang von Seitenstetten auf den Sonntagsberg wol 3 Stunden Berg·steigens in Anspruch nimmt. Seitenstetten liegt in einem anmuthigen, ziemlich weiten Thale. Das Beneclictiner. tift mit seiner bedeutenden Oekonomie (gegründet 1112 von

25 Udalrich von Stille und IIöfft) enthält interessante mittelalterliche Bauformen, ein Iloehaltarblatt von Re lfelcl, Gla, malercicn, llof mit Arcaclen und , pringbrunnen, Bibliothek v. 50,000 Bänden, Conchiliencabinct, wichtige Mineraliensammlung, Gemäldegalerie, Ober - Gymnasium, theologische Haus ·tudicn und ein Convict. Vor der nlichf<ten Station pasRiren wir clie Herri;;chaft und Ruine (UeisR, welche im 10. Jahrhundert der liittelpunkt der Grafschaft gkiehen ::Xamcn,; war, und gegenwärtig dem Ftir~ten Ül'1'ini-Ro enberg gehört. In der Tiefe staut sich die zwischen ihren bis znm Wa serspiegel bewachsenen Ufern rauschende Ybb wie zu einem gritnen ee, um den ich freundliche Gebände ranken. 6. Hilm-Kematen. M.-II. 32(HJ m., E . 2·00 Km. = 0·264- Ml., F.-Z. 6 Mnt., A. l 1\Iut., 1". 1: 225, Kl. N. -Oe., Bz.-H. Amstetten. Nah!3 bei Kematen ieht man eine der gröHsten Strassenbrücken ~iederöi-iterreichs, 10G· 17G m. lang;, 5·Gd~ m. breit, 30·33G m. hoch, mit 22·752 m. pannweite, gebaut aus Conglomeratgefltein, rothem und grauem Marmor, Tufstein und Granit. Hinter Hilm - Kematen liegt rechts von der Bahn d. alte Schloss Kröllendorf und die Reit dem 10. Jahrhundert bestehende Kirche Allhartsberg. Von Kematen bis gegen Amstetten sehen wi1· die zu Holz chleifereien adaptirten Mülllwerke der Actiengcsellschaft „Cellulose", welche den zur Papierfäbri-

26 cation m Verwendung gekommenen Holzstoff erzeugt. 7. Ulmerfeld. M.-H. 299·5 m., E . 7·57 Km. = 0·998 MI., F.-Z. 15 Mn t. , A. 2 Mnt., F. 1: 150, Kl. N. Oe., Bz.-H. Amstetten. Bei Ulmerfeld lieg't die alte aus der Römerzeit stammende Veste gleichen Namens. Besonders sehenswerth ist jedoch die nach clen neuesten Erfindungen eingerichtete bedeutende Papierfabrik Theresientbal. Hinter Ulmeifelcl übersetzen wir auf einer schön construirten Gitterbriicke die in tiefen Ufern fliessende Ybbs und passiren die „Forstheide." Von der Brücke über die Url angefangen läuft die Rudolfbahn bi. Amstetten parallel mit der Westbahn. Vor Amstetten erblicken wir inmitten eines geräumigen Holzplatzes am Ufer der Ybbs, in welchet die gelandeten Flösse liegen, die Dampfsäge ,, Concordia". 8. Amstetten. M.-H.271 ·4m., E . 7·75 Km . = 1·02 1 MI., F.-Z. 17 Mnt., KI. N. -Oe., Bz.-H. Am tetten. Amstetten, schon Ende des 8. Jahrhunderts zu Carl des Grossen Zeiten und besonders durch das am 5. November 1805 zum Nachtheile der österreichischen Nachhut stattgefundene Treffen mit den Franzosen unter :Murat historisch bekannt, macht mit seiner Lag·e knapp am Fusse des HUgellandes zwischen dem Donau - 1i.nd Ybbsfelde einen recht freundlichen Eindruck

27 auf den Rei •enden. Die Umgebung· ist reizend und gleicht einem Garten. Der circa 1250 Einwohner ziihlende Markt Amstetten mit einer gotbi.sch g·chaltenen Kirche ist der Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und einer Volksblirg;erschule. Gasthöfe: Schmied! und Bahnhof. Von Amstetten gelangt man über Markt und Stift Ardaggei· in 3 1/2 Stunden in das Bad „Kreuzen" bei Grein in Oberösterreich. Als Ausflugspunkte empfehlen sich Viehdorf, Seisenegg, Hainstetten und Edthof, ,on welchen man die ganze südlich liegende Alpenkette mit allen Vorbergen übersehen kann. In Amstetten benützt der Reisende nach Salzburg, Passau oder Wien die Anschlus. züge der Wer;;tbabn. Wir aber kehren zu dem Ausgangspunkte der FHigelbahn, nach Kastenreitb respectiveKleinreifüng zmiick, um die Strecke ,·on Weissenbach bis Hieflau zu verfolgen und ihre Naturschönheiten zu bewundern. III. K1 e i nre i fl i n g-H i e n an. (Hauptlinie.) 12. Weissenbach - St. Gallen. M.-H. 410·4 rn., E. 14·5 Km. = 1 ·910 MI., F.-Z. 24 Mnt., A, 1 Mnt., Stg. 1: 500, Kl. St., Bz.-H. Liezen. Von Kleinreifling führt der Weg im reichsten Wechsel der seltsamsten Gebirgsformen längs der cntgegenbrausenclen Enns vorwärts. Die Felswände treten stets enger zusammen und die

28 :Bahn zieht sich bald am Stromufer selbst, bald über demselben, wo der Weg in kühnen Tracirungen dem Felsen abgetrotzt ist. In der Frenz überschreiten wir die Grenze zwischen Oesterreich und Steiermark, welche der Frenzbach für das jenseitige Ennstbal bildet. Tiefste Einsamkeit hcnscht in der Gegend, links ziehen Waldungen mit mächtigen Weisstannen, rechts Gebäude und kleine Ortschaften, Wildbäche und pittoreskeWaldschluchten unsere Blicke auf sieb. Wir passiren zuerst den Schönau-Tunnel (219·2m. lang), später den grossen (176·2 m. lang), dann den kleinen (25·1 m. langen) Laussa-Tunnel und auf einer interessanten Brücke den Laussabach, der diesseitigen Landesgrenze zwischen Oesterreich und Steiermark. Bald darauf erhebt sich links auf einem Berge der kleine Marktileken Altenmarkt, rechts führt der Weg in die bedeutende Ortschaft St. Gallen (Gasthöfe: Post, Adler, zählt 700 Einwohner) mit der Burg Gallenstein, von den Acbten von Admont als. Tbalsperre erbm1t.'Die StationWeissenbach, nach der Gemeinde gleichen 'Namens benannt, kann als ·Mittelpunkt mehrerer Alpenpartien gelten. Besonders besucht ist die Esslingalpe, welche jedoch auch von der nächsten Station aus bestiegen werden kann. Von Altenmarkt und St. Gallen aus gelangt man auf der Tour durch die Vorder- und Hinterlaussa über den Hengst nach Windischgarsten und von da in den Stoder und das mächtige Alpengebiet des Priel. Ebenso führt ein Weg durch die Buchau üher das ,,Wengerstuckl" und Weng nach Admont.

29 13. Grossreifling. M.-H. 445·7 m., E. 10·7 Km. = 1·39 MI., F.-Z. 19 Mnt., A. 2 Mnt., Stg. 1: 150, KI. St., Bz.-H. Liezen. Immer grossartiger gestaltet sich die Gegend. Die Enns hat sieb ihr schmales Flu,.sbett mitten durch Felsen erkämpft. Links wird die herrliche Gruppirung des Mittelgebirges auffallend. Die Bahn zieht :icb. durch Curven und Tnnnele. Wir passiren zuerst den (92·5 m. langen) Tunnel in der Wolfäbachau, dann den Lofer-Tunnel (377·3 m. lang), und endlich ,or der Station Gros reifling, auch Reifling genannt, noch einen Tunnel von 34-:1:-3 m. Länge. Grossreifling i;;t ein kleiner Ort inmitten namhafter Kohlen rntten und um eine Capelle gruppirt. Hier ergiesst sich die ,on Palfau, Wildalpe, Weichselboden, Mariazell und der Terz kommende, au dem Göller, am Fus,;e des Wiener - Waldgebirges ent pringende Salza in die Enns, nnd bestand an dieser Einmündung der grosse 2000 Fnss lange, von Banns Gasteiger für das au:-. der Salza herabgeschwemmte Holz erbaute Hechen. 14. Landl. M.-H. 459·1 m., E. 4·21 Km. = 0·555 MI., F.-Z. 8 Mnt, A. 1 :Mnt., Stg. 1: 150, Kl. St., Bz.-H. Liezen. Von Grossreifling gegen Landl nähern wir uns mit bedeutender Steigung, 1: 150, jenem Alpengebiete zu, dessen hie und da sichtbare Felsengipfel den Gmt zur Wasserscheide zwischen der Enn und Mur bilden und das Thal Admont umsäumen. Links ist die Mündung des Salzathales, durch das eine Strasse über Palfau,

30 Wildalpen ins Gusswerk nach Mariazell führt. Vor Landl passiren wir noch zwei Tunnele, ersteren mit 259·8 und den zweiten mit G1 ·9 m. Länge. Der obstreiche Ort Landl selbst liegt 1/4 Stunde abseits auf einem Hochplateau mit reizender Fernsicht in das Hochgebirge. 15. Hieflau. M.-H. 489·0 m., E. 59 Km. = 1·25 MI., J<'•• z. 10 Mnt,, A. 5 Mnt., Stg. l: 150, Kl. St., Bz..H. Leoben Von Landl weg erregen links die hohen Felswände, rechts die unbändige Enns, das sichtliche Interesse eines jeden Naturfreundes. Wir passiren eine Gitterbrücke uncl zwei Tunnels von 77 und 169·6 m. Länge nncl kommen nach Hieflau, welches in einer wahrhaft hochromantischen Gegend liegt. Hieflau zählt 700 Einwohner, hat einen Hochofen der Innerl>erger Actiengesellschaft, gegen 100Kohlstätten, welche jährlich itber 300,000 Metzen Kohlen liefern, und einige Mi.thlsteinbrüche (Gasthöfe : Stauber uncl Stiegelmaier). Hieflau, clas ausser der Besteigung des Damischbachthurm-Berges, der wilden Gebirgsschlucht die „Noth", in der sich eine Tropfsteinhöhle befindet, und der Partie in die Wildalpen keine ·beson<l.eren Ausflüge aufzuweisen hat, bildet die Abzweigestation für die äusserst dankbare und reizende Route der Flügelbahn nach Eisenerz. Wir haben bereits von Kleinreifling ab bis Hieflau die itherraschendsten Bilder des wild romantischen Ennstbales gesehen; doch je weiter wir jetzt eindringen, desto grossartiger wird der landschaftliche Charakter,

31 desto überwältigender der Eindruck. Man weiss nicht, wohin man zuerst blicken soll, und kann sich nicht satt sehen an der Naturpracht, die sich vor unseren Blicken entrollt. Bevor wujedoch clie höchst interessante Partie durch's Gesäuse einer kleinen Beschreibung unterziehen, clenn wer könnte all die Reize mit hinlänglich gewandter Feder schildern, wollen wir zuerst clie gleichfalls interessante Strecke der Flügelbahn über Radmer nach Eisenerz besichtigen, IV, Hi B fl an -Eis Bll Br Z, (Neben linie.) 1. Radmer. M.-H. 521·94m, E. 2·34 Km. = 0·308 MI., A. 1 Mnt., F.-Z. 12 Mnt., Stg. 1 : 43; Kl. St ; Bz ,H, Leoben. Von Hieflau wenden wir uns nach Passirung eines Tunnels mit bedeutender Steigung gegen Südost in das Thal des Erzbaches, den wir auf einer Eisenbrücke (21 m. lang) überschreiten, und gelangen wir in das Thal Radmer, welches von grossartigen Gebirgsmassen umstanden ist. Hier sieht man den Kaiserschild, den Lungauer, einen höchst merkwih'digen Berg, dessen Gipfel überhängt, . während die untere Hälfte horizontale, die obere hingegen verticale Schichten zeigt, den Zeyi·es-Kampel 6703', dessen Besteigung im hohen Grade lohnend ist, und von wo aus man eine prachtvolle Uebersicht über die wunderbaren Gebirgsschluchten und Felsengruppen dieser Gegend erhält. Dieser Berg birgt auch eine interessante Höhle, das sogenannte Wunderloch mit seinen Zaubersagen. Radmer liegt am Rad-

32 merbache, d. i. der Vereinigung des Haselbaches mit dem Finsterbach. Die Station ist unbedeutend. Der Ort selbst, ebenso lieblich als romantisch gelegen, besitzt eine herrliche Kirche. Historisch merkwürdig sind die Hundsmühle und die Kaiserküche, eine Grotte, in welcher Kaiser Ferdinand II. oft seinen Jagdimbiss nahm. Bedeutend ist das Eisenbergwerk der Innerberg·er Actiengesellscbaft. Der Haselgraben enthält reichhaltiges Kupfererz. Ausser Radmer, gegen Eisenerz zu, bemerken wir in einer Felswand ein Loch, aus welchem ein Bach in den Erzbach fällt und der für einen Abfluss des Leopoldsteiner-See's gehalten wird. Bald darauf sehen wir Schloss Leopoldstein, erbaut 1670 ,on Cardinal Neidhart, und seinem Schüler Kaiser Leopolcl I. zu Ehren so benannt, gegenwärtig ein Besitztbum der Fürstin Lichtenstein. Vom Plateau des Schlosses geniesst man eine imposante Ansicht des Kaiserschildes, In der Nähe des Schlosses liegt der herrliche LeopoldsteinerSee. Der Spiegel desselben ist von hoben Gebirgen eingeschlossen, im Norden erbeben sich die colossalen schroffen Felswände der Seemäuer, einem höchst ergiebigen Gemsstande, im Osten der hohe Pfaffenstein, am südlichen Ufer steht das bescheidene Seewirtbsbaus, am östlichen Ende liegt der Kaiserbrunnen, ein einfaches Lusthaus, in dem uns ein Gemälde an die seinerzeitige Anwesenheit des Kaisers Franz erinnert. Der See, den man in 1 Stunde umgehen kann, nährt köstliche Salblinge und Lachsforellen von oft erstaunlicher Grösse. Von

33 der Seeau weg führt ein Pfad auf die Eisenerzhöhen und dmch das Thal der sieben Seen nach Wildalpen und von da nach Mariazell. Hinter Leopoldstein passiren wir noch das l\1ünch - tbal und gelang·en bald darauf nach Eisenerz. 2. Eisenerz. M.-H. 689•09 m., E. 11·27 Km.= 1·486 MI., F.-Z. 31 Mut., Stg·. 1 : 40, Kl. St. , Bz.-H. Leoben . Eisenerz, ein ansehnlicher Markt mit 2000 Einwohnern, gewinnt durch seine dunklen Häuser eine etwas düstere Färbung, welche jedoch durch die reizende Umgebung bedeutend gemildert wird. Hoch über dem Markte liegt auf einer Anhöhe dessen prachtvolle Pfarrkirche, welche Kaiser Rudolf von Habsburg nach der Sage auf den Ruinen eines römischen Tempels erbaut haben Roll. Am Quaderthnrme ist ein mystischer Kopf (Raphomet) sichtbar. Eisenerz besitzt fcrners einen grossen Schüttkasten, ein Rathba,ui:; mit Thurm, das schlossartige Gebäude Kammerhof, ein Schlackenhad und ein Dilettnntentheater. Etwas westlich rnm Markte liegt ein schöner Kalvarienberg, von wo aus man die Aussicht über Markt und Umgebung geniessen kann. Eisenerz ist hinsichtlich der steiermärkischen Eisenindush'ie einer der ersten Orte, hinsichtlich des Bergbaues jedoch sicherlich der bedeutendste. Die Werke sowie die Gruben sind jetzt Eigenthmn der Innerberger Actiengesellschaft, und zum grossen Theile, namentlich der obere ergielJige Thcil des Berges, der Vordernberger Radmeister-Communität, und 3

3-i be tehen drei Hochöfen, von denen abwechselnd immer zwei thätig sind, ein Drahtzug und ein Stahlhammer. Das alle zwei 'tunden erfolgende Ablassen des geschmolzenen Erze gewährt ein höchst interessantes Schauspiel. (+asthöfe: König· -von 'achscn, Brod und ::\fo, er. Als Ausflug· ist in erster Linie die Besteigung nnd Befahrnng des Erzberges zu empfehlen. Dieser Ber·g, so reich an )Ietall, dass es wie in einem Steinbrnchc zu Taa·e lie!).'t und ohne Yiele bergmünnü,che Vorrichtung lm,gehrochen wird nnd erst in 900 Jahren ganz ausgebeutet sein dürfte, wurde ·chon von den Tauriskern, später Yon den Hörnern ausgebeutet, nnd teht jetzt seit 1000 Jahren ununterbrochen in Betrieb. Die Gruben liefern jährlich über 2,000,000 Centner Eisen und beschäftigen iiber 5000 Arbeiter. In der Bcrgwerk~kanzlei iu Krumpcnthal erhält man die Erlaubniss zur Befahnmg der Stollen und die nöthige Begleitung. Besonderes Interesse erregen die sogenannten , chutzkammern, Klüfte mit den wundervofü,teu Gebilden der zartgeiisteten Eisenblüthe, deren Krystall beim Sc11immer der Grubenlichter oft wie ein Feenpalast rnn dem :-iebenfachen Farbenspiele des Regenbogens erglänzt. Auf dreiviertel der Höhe des Erzberges steht seit 17 2 ein einfaches Denkmal folgender Inschrift: ,,Als man zählte 800 Jahre bat man diesen edlen Erzberg zu bauen angefangen." Den Giebel ziert ein ei ernes Kreuz, an des en Fusse in einem verschlossenen Gehäuse ein von Schnorr gemaltes Votivbild mit - sinniger Inschrift des Erzherzoges Johann,

35 welcher dieRe Kreuz errichten liess. enthalten ist. - Einen wohlthuenden Eindruck übt auf die l mgebung· ,on Eisenerz auch da. beblüsscben Geiereck mit seiner rothen Thmmkuppel. Sehr intere'-sailt ist auch die Ei:-:höhle in der Frauenmauer nächst der Gsollalpe, welche nur mit Faekeln und kundigen Flihrern passirt wrrdcn kann. Die Dnrchwanderung derl>elben erfordrrt eine ' tunde, durch einen fangen Gang, in wekbem an~ allen Spalten der Fel,;en Eis hcn-ordriugt, man gelangt sodann in den Dom, einer hoehgewölbten Felsenhalle mit einem Eissee und Yon da wieder in einen Gang, welcher hoch üucr dem Trag·össer Thal miindct. Von hier aus führt ein Weg in 71/2 Stunden nach Brnek. Den Führer auf die Frauenmauer erhält man im Jägerbatre in der Trafäng. Xicbt lohnend w:ire die Besteigung· des Pfaft'ensteines und Reichensteins. Von Eisenerz führt die Fahrstrasse über die Pas höbe des Prebühl (1177 m.), einer Einsenkung zwischen Hocbthunn (209-:1: m. ) und Reic·henstein (2158 m. ) nach Yordernherg: einem wohlhabenden Orte mit lebhafter Eisenindustrie, Yon wo man auf der Leoben- VordernbergerEisenlw.bn in 2 Stunden uach Leoben kommen kann. (Die Höbe des Prebiihl ist Schuld am Ab, chlus e der Rudolfbahn in Eif:enerz und jenem der Yordernbergerbahn in Vordernberg. Würde dieses Hinderniss beseitigt werden können, so könnte man per Bahn von Hieflau über Eisenerz in 4 Stunden nach Leoben gelangen, während man jetzt auf dem Schienenstrange

36 neben und über die Berg·colosse der obersteierischen Alpen via Rottenmann 1-±1/2 Meilen braucht.) V, HiBflan- St. MichaBL cHauptlrnü,,) 16. Gstatterboden . M.-H. 573·02 m., E. !l-1 Km. = 1·270 MI. . Stg. 1 : 80, F.-Z. 17 ~fot., Auf. 1 Mnt:, Kl. St. Bz.-H. Liezen. Von Hieflau wendet sich das Ennsthal westlich, e beginnt das Gesäuse, ein tiefer, 5 Stunden langer Einschnitt zwischen den Gebirgsmassen des Buchstein, Hochthor, Luegauer Damiscbbachthnrru und Reichenstein. Der Name dieser Enge rührt von dem fortwährenden Sausen und 'fosen der Enns, welche sieb hier Bahn gebrochrn bat und unter Bildung unzähliger Wasserfälle um1 Strum„clmellen einherwälzt. Die Bahn vielfach in den Fels gesprengt, iiberscbreitet, zu beiden Seiten von gewaltigen wildzerrisseneu Felsma.,,sen bewacht, wiederholt die tosende Ennr-. Früher war die Passirung die es den Charakter ergreifender Grossartigkeit tragenden Felsenpasses höchst beschwerlich, jetzt führ t nach Admont ausser der Bahn , welche sich meist am linken Ennsufer fortzieht, auch am rechten Ennsufer ein ziemlich guter und fahrbarer Weg , erbaut 1841-18-±7, dessen Romantik und kühne Anlage die Aufmerksamkeit des Reisenden auf sich zieht. Interessant sind die Geschiebe bei den

37 WäC'bterhiiu,em ~-o. 01 nnd 9.J.. tlie Holzriesen und die gefährlichen ... tcge iiher die Enns. Wirdurcl1föhren denEnnsmanrr-Tmmel (-17 · m.), den Hocb;;tcg t)03·2 m.), den Har11grnbeu mit ·einen interessnnten sechs Wasserfällen nnd die Kummcrhrlicke (Eisenconstruction 53 m.). Die Station Gstatterboden, welche wir von Hieflau in 18 )finuten erreichen, mitten im Gesäuse gelegeu, ist der Culmiuationspnnkt, in dem sich Wildheit und Homantik so verschmelzen, dass das Auge <liese Gegend nur lJCwnudernd beschauen kann. Vou allen Seiten rnn Fel,-en um,:chlo::-sen, bricht .ich kaum die schäumende Enns ihren Durchweg. Yon hier aus i t die Be teignng des Dami,:ebbachthnrm (2025 m.), der in seiner.Abdachung gegen Gstatterboden zn mit rcieher Alpenflorabesäet ist, zu empfehlen. Wer bequemer teigen will, nehme auf dieser Partie den Weg über die Eggeralm, wer jedoch einen ~cbwierigcren Anf,:ticg nicht scheut , der nrhme den kürzeren und interessanteren W cg· liber die Hoc-hschcihen. Von Gstntterboden können auch der Hochthor, Reichenstein, Sparnfold, Plom:pitz, der gro. ,;e und der kleine Buchstein rr,:tie~en wrrden. Gleich ober dem Stationsgebände befin<let . ic-h ein Gasthaus, wo man gute rnterkunft finden und die besten Führer für Bergpartien erfragen kann. Wenn r ine grö. sere Rei<;egeseJl,:cbnft hier 11icht vollends uuterk0mmrn könnte, sn kann ein 'l'heil clcr1-el1Jen im schönen Hofe zum „ Gstatterh idenbanern" unterg<'hr:1cht werden, welcher 1 1 2 Stunde abseits

3 am grünen Fu. e des Damiischbarhtburm liegt, und de 'Ren Stockwerke für allfällige Beherbcrgung n,n Fremden eingerichtet siml. Beim G.-tatterbodenhaner wird ein e:rosser Fel en gezeigt, der in der Mitte einen kreii::runden DurchlaRs hat. Die Sage erzählt, der Teufel habe mit dem Pfarrer von Johnsbach gewettet, er bringe früher einen Stein ,0111 Riesengebirge, al derselbe seine Messe zu Ende le. e. 'atanas holte nun tlen Stein. Schon war er damit ober dew G-.,;tattcr1rnc1enbauern angel:.m 0t urnl fürchtend, der Pfarrer könnte mit dem l\Iesselesen d0rh früher fertig werden, fuhr er in der Schnellig·kcit durch obigen Fel en und bohrte so das ge:-;enwärtig sichtbare Loch. Kaum war er je och bis an die Enns gekommen, al::; der Pfarrer schon mit der )lcs. e zu Ende war. Erschrocken, dass ihm die Wette nicht geglückt, liess der Teufel den grossen Stein vom Riesengebirge in die Enns fallen, wo man denselben bei Gstatterboden noch heutzuta~re sehen kann. Wabr·cbeinlicb wird der damalig-e Pfarrer von John bach ein sehr langsamer l\Iesseleser gewesen sein und bat der Volk witz obige 'age erdichtet. "Gm andererseits jedoch kein acrilegium an der Religion zu beg·eben, lie::;s das gläubige Volk den Pfarrer die Wette gewinnen, und hatte danach am Pater Langsam durch die Colportage der Sage sein l\Iüthchen gekühlt. Eine reizende Partie Yon Gi-:tatterboden aus ist ein Ausflug in die wi lde malerische Schlucht zwischen Reichenstein und Hochthur in das Dorf Johnsbach, der Pfarrkirche von Gstatter-

39 boden, in dessen Nähe beim „Wolfbauer" ein hübscher Wasserfall unser Augenmerk auf sich zieht. Von Johnsbach gelaugt man über den Sattel südlich vom Luegauer ins Radmertbal. Höchst interessant i t auch die Pa irung des Bruckg:rabens, einer Schlucht mit colossal wildromantischer Pracht. Hinter Gstatterboden, gegen Admont zu, führt die Bahn durch einen 239 m. langen Tunnel und überschreitet die Enns. Bei dem sogenannten Heindlbauer verlassen wir die fast erdrückende Enge und erblicken bald darauf Stift und l\Iarkt Admont (ad montes, d. i. an die Berge grenzend). Y om Ausgange des Gesäuses his nach Admont bat man ungefähr eine Stunde Gehweges. l\'Ian sieht Bauernhöfe und kleine Häusergruppen nebst vielen kleinen hölzernen Hüttchen (sogenannten Heustadln, weil das Heu in denselben aufbewahrt wird), welch' letztere dem Fremden besonders auffallen . 17. Admont. M.-H. 611 in., E. 13 82 Km. = 1·8221\11., F.-Z. 20 Mnt.., A. 3 Mt., Stg. 1 : 70, Kl. St., Bz.-H. Liezen. Admont, in einem grlinen, zum Theil etwas versumpften Thalboden der Enn. gelegen, ist ein Markt von 1000 Einwohnern. Das stattliche Gebäude des berühmten Bene<l.ictinerstiftes, vom Erzbischof Gehharcl von Salzburg im Jahre 1074 gegrlinclet, wurde in der Nacht vom 27. auf den 28. Anril 1865 zum Theile in Asche gelegt,· doch wm~den Kirche (St. Blasien Münster) mit zwei cblanken Thlirmen im gothi-

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