Um eine Ausstellung in dieser Größenordnung durchführen zu können, muss fast das ganze Jahr über gesammelt, geplant und gearbeitet werden. So zB enden viele Spaziergänge mit einem Heimtransport von allen möglichen und unmöglichen Segenständen wie Steinen, Zapfen, Baumschwämmen, Wurzeln, Nadeln, Moosen und Flechten. Die Natur bietet die schönsten Bestandteile für eine Krippe oder zur Ausstellungsdekoration. Von manchen Zeitgenossen erntet man dafür Spott. Erst wenn diese Spötter eine fertige Krippe sehen, können sie die Leidenschaft erahnen, aber noch immer nicht verstehen. Kunst oder Kitsch? Ein nicht zu klärendes Thema begleitet uns Krippenbauer und Sammler ein Leben lang. Sind Krippen nun Kunst oder Kitsch? Marian RITTINSER (1652 - 1712) schuf in GARSTEN vor ca. 300 Jahren die geschnitzte „Buchsbaumkrippe", ein sakrales Werk in höchster Vollendung. Sie muss als Kunstwerk anerkannt werden. Hingegen sind Krippen aus Plastikguss eher dem Kitsch zuzuordnen. Selbst gebaute Krippen, in Heimarbeit oder bei Fachkursen angefertigt, mit Figuren aus Holz, Ton oder Papier können meiner Meinung nach Anspruch auf die Bezeichnung „Volkskunst" erheben, wobei aber auch solche Darstellungen in Kitsch abgleiten können. Die Grenzen zwischen Kunst und Kitsch sind fließend, jeder Betrachter sieht dies aus einem anderen Blickwinkel. Als Ausstellungsleiter bin ich bemüht, eine möglichst große Vielfalt an Krippen zu präsentieren, wobei die Anzahl der Schauobjekte nicht entscheidend ist. Dabei muss ich, um Vergleichsmöglichkeiten zu bieten, neben künstlerisch Hochwertigem auch Kitsch in die Ausstellung einbauen. Meine hier angeführten Gedanken zur Ausstellung werden durch das große Interesse der Besucher und der Medien wie Fernsehen, Rundfunk und Presse bestätigt. 34
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