Ingeborg Krenn - Häuserchronik der Altstadt Steyr

„Innerberger Stadel“ nicht, wie fälschlich allgemein verbreitet ist, der Eisenniederlage, sondern eben der Getreidespeicherung diente, 16 beweisen nicht nur, wie Harter in seinem 1912 (also noch vor der ein Jahr später vollzogenen Umwandlung in ein Museum) erschienenen Aufsatz bezeugt, die Schüttanlage der einzelnen Stockwerke, welche bassinartig geteilt waren, und die größeren quadratischen Öffnungen in der Mitte des Bodens eines jeden Stockwerks, durch welche der Aufzug für das Getreide führte, sondern vor allem das Lagerbuch 1788, Bl. 215 „Erster der Gewerckschaft ungehöriger Getreidekasten“ und das GB 1833, Bg. 107, Nr. 5, in dem es auch ausdrücklich „Der Getreydtkasten im Grimmort“ heißt. In das historische Haus ist nach einer gründlichen Renovierung, besonders der Fassade, 1913 das Museum eingezogen; nur durch das energische Einschreiten des kunstsinnigen Erzherzogs Ferdinand war der Abbruch des Gebäudes und Bau eines Postgebäudes an seiner Stelle verhindert worden17. Und wahrhaftig hätte kein geeigneterer Ort für die Unterbringung des wirklich sehenswerten städtischen Museums gefunden werden können. Den linken Trakt des Erdgeschosses nimmt das Steyrer Kripperl ein, eines jener Weihnachtspuppenspiele (von Allerheiligen bis Lichtmess), deren Ursprung in den szenischen Darstellungen aus dem Leben Jesu (Krippenspiele), die in der Zeit des Barock vorerst in der Kirche, dann auch außerhalb derselben aufkamen, zu suchen ist. Freilich entfernte sich (zumindest das Steyrer) Kripperl sosehr von seinem ursprünglichen Sinn, dass dieser nur mehr in seinem Namen und einer, jeweils nach dem kirchlichen Fest verschiedenen Szene aus dem Leben Jesu oder Marias fortlebt. Das ganze übrige „Kripperlspiel“ bringt Szenen aus dem bürgerlichen Leben Alt-Steyrs, die nicht nur von den Kindern wegen ihrer vielen humorvollen Stellen, sondern auch von den historisch interessierten Erwachsenen immer wieder gerne angesehen werden. In verschiedenen Einkehrgasthäusern untergebracht, übersiedelte es 1913 gleich demMuseum in den Innerberger Stadel. Der Nachtwächter, ein gelungenes Schild, dessen Entwurf wir Herrn Dr. Klunzinger zu verdanken haben, weist den Weg zu unserem alten Kripperl. 18 1 RP 1574/371; RP 1575/371-373/28.3.: Der Grund oder Garten hinter dem Pfarrhof „gegen dem Grimorth werts liegend“, der dem Pfarrer oder gegen Garsten gehört, soll mit einer Mauer eingefangen werden. Das „haus nagst darbej“, das von Georg Wiser, Seiler, um 25 fl und 2 fl LK erworben worden war, soll zugerichtet und die Fleischbänke erbaut werden. 2 Ebda. — Bausachen Nr. 4480 C: Kaufbrief über den Grund „von vnd aus vnsers gottshauß (nämlich Garsten) incorporirten pfarrhofs zugehörigen gartten alda zu Steyr negst vnderhalb desselben pfarrhofs gegen dem neuen thor zwischen gemainer stadt stadtmaur vnd dem pfarrgässl ligent“ 10 Klafter breit und 9 Klafter lang“ „zur erbauung von fleischpanckh vnd traidtcassten geben“. — Bausachen Nr. 4480 A: Schreib. des Mag. v. 19.7.1611 an den Landeshauptmann, worin sich die Steyrer über den Abt von Garsten beklagen, der den Bau des „Traidt Cassten vnd der Salz Cammer“ auf oben benanntem Grund zu verhindern sucht. Daraufhin (wahrscheinlich durch Vermittlung des Landeshauptmanns) Vergleich v. 26.7.1611. 3 Bausachen Nr. 4416: Zur Erbauung des „Traidt Castens vnd Salzstadls oben in der Statt nagst des Huefschmidt vnd Weyrischen Behausung“ soll der Stadtkämmerer 1000 fl bereithalten zur Bezahlung der Handwerker (11.6.1611). — Preuenhuber, S. 349: 1611 zu bauen begonnen, nach 3 Jahren vollendet. 4 GB 1833, Bgn. 107; Nr. 5: Kauf-V. v. 8.12.1628. 5 Preuenhuber, S. 349. 6 Siehe Anm. 1. 7 Siehe Anm. 2 u. 3. 8 Bittner, Eisenwesen, S. 499 f; — Kaser, Eisenwesen, S. 151. — RP 1574/404/6.2: Schiffweg „auf Wasser vnd Lanndt“ von Steyr bis „an den Cassten“ wurde gemacht von: „Pranstetter Wegmaister, Leopold vnd Hopffen, auch Jacoben in Tanpach“. Die Aufsicht über die „Vrbarer“ führten einige Verordnete. 9 Bausachen, Nr. 4480 C. — Pribram, Preise und Löhne, S. 783 u. 788. „Inslet“ — Unschlitt war besonders wichtig für die Seifen- u. Kerzenherstellung. Nach einer Satzung aus dem Jahre 1594 konnten aus 1 Centner unausgelassenem Unschlitt samt Zusatz von Salz, Asche und anderem 2 Centner Seife erzeugt werden. 10 Schraml, o.ö. Salzbergbau, S. 229. 11 Buchowiecki, Baukunst in Salzburg u. Oberdonau, S. 115. 12 Reitter, Wirtshausschilder, S. 20. 13 Oberwalder, o.ö. Sgraffitoverzierungen, S. 39. — Die Herstellung der Kratzmalerei geschieht auf folgende Weise: Über demWandverputz wird eine dünne Schicht schwarz, braun oder grau gefärbten Mörtels aufgetragen und über dieser wieder eine nicht sehr starke Lage weißen oder licht und leicht getonten Mörtels gelegt. In diese wird nun die Zeichnung, so lange der Mörtel frisch und weiß ist, mit Spachteln so tief eingekratzt, dass die dunk-

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