53 Zu Ende des 15. und Anfang des 16. Jhdt. erfolgte eine Ablösung dieser älteren führenden Geschlechter durch jüngere Emporkömmlinge, denen eine im Gefolge einer Eisen-„Unwierde“ entstandene Abwanderung Platz gemacht hatte.1 Die Zuwanderung erfolgte aus demDeutschen Reich (Schwaben und Bayern), vereinzelt auch aus den österreichischen Alpenländern wie die Pfefferl aus Stratten bei Imst und die Reischko aus Kärnten.2 Diese neuen Familien nahmen 1506-1512 nach einem kurzen Zunftkampf den Eisenhandel und das Stadtregiment für die nächsten 150 Jahre in die Hände: es ist der Typ des frühkapitalistischen Kaufmannes oder des städtischen Edelbürgers, der seinen Reichtum aus Handel und Gewerbe schöpft, aber in seiner Lebensführung dem Brauch des Landadels folgend Güter erwarb und bewirtschaftete, Heiraten mit Adeligen bevorzugte, den Söhnen die Erziehung der vornehmen Welt angedeihen ließ und ein Familienmitglied womöglich in den Hof- und Staatsdienst zu entsenden suchte.3 Die Namen Prandtstetter, Händl, Gutbrodt mögen genügen.4 Wie reich einzelne von ihnen waren, zeigt ihr riesiger Hausbesitz allein in der Altstadt: Prandtstetter Hanns besaß gleichzeitig 6, Fuchsperger Hanns 4, Händl Wolf 3, Lueger Hanns 4, Mann Thoman 4, Strasser Daniel 3 Häuser. Die mit größter Härte durchgeführte Gegenreformation in Oberösterreich (1626) brachte mit der Auswanderung der führenden Schicht und der Umgestaltung des Eisenwesens neue Familien ans Ruder: unter den Zuwanderern finden wir eine Reihe von Tirolern, die als zuverlässige Katholiken sich besonderer Gunst des Landesfürsten erfreuten und es bald, teils im Eisenhandel, teils als Beamte, zu Reichtum und Ansehen brachten und in die nobilitierten Familien aufstiegen: so die Mittermayr, später Grafen von Waffenberg, die Riß, später Freiherrn von Riesenfels, die Achtmarkt von Achtmarktstein aus Bozen5, die durch ihre Verwandtschaft mit Cosman Mann, den Schröffl von Mannsperg, den Knäbl von Mannheim Handel und Stadtregiment nicht weniger monopolistisch handhabten als die Generationen zuvor. Im 18. Jhdt. sind auch sie schon wieder abgetreten und haben den Wintersperg und Paumgarten Platz gemacht.6 2. Nationale Schichtung Werfen wir einmal einen flüchtigen Blick auf das Personenverzeichnis. Er genügt schon, um uns vom rein deutschen Blut der Steyrer Bewohner zu überzeugen. Und in der Tat, von den 1210 Familiennamen der Hausbesitzer der Altstadt haben nur 36 (d.i. 3 %) einen fremdländischen Klang, was freilich noch nicht heißt, dass die Träger des Namens nicht schon eingedeutscht waren: Relignon (H. 111) ist, wie der Bürgerrechtsbescheid besagt, ganz sicher ein Franzose, von zwei anderen, Benoit (H. 13) und Candon (H. 84, H. 91, H. 159), vermute ich es auch. Der italienischen Nation dürften Guizzi, Scardell, Facenj, Azula und Zamponi angehört haben. (H. 18, H. 159, H. 16, H. 50, H. 66) Der größte Teil der Fremden, die in Steyr ansässig geworden sind (28) waren slavischer Herkunft, wohl die meisten Tschechen. Betrachten wir noch die Verteilung der Fremden nach den Berufen, so finden wir 1/3 im Handel (84, 159, 82, 106, 170, 156, 92, 73, 142, 168-170, 63. d.s. 11), 1/3 (111, 18, 16, 50, 66, 10, 77 und 91, 77 und 103, 77, 169, 5, 4, 156, d.s. 13) im Gewerbe beschäftigt; bei 1/3 (13, 77, 96, 160, 53, 103, 53, 100, 4, 111, 100, 67, d.s.12) ist der Beruf unbekannt und da sie durchwegs dem 19. Jhdt. angehören, auch weniger interessant. 1 Bittner, Eisenwesen, S. 539. 2 Bittner, ebenda. — Pantz, Gewerken. 3 Loehr, Leoben, S. 80. 4 siehe Kapitel Handel und Gewerbe. 5 Pantz, Gewerken. 6 Pantz, Grabdenkmale, S. 4.
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