Ingeborg Krenn - Häuserchronik der Altstadt Steyr

I Vorwort Als Steyrer Kind, zwar keinem alteingesessenem Patriziergeschlecht entstammend, aber doch dadurch, dass ich seit meinem dritten Lebensjahr Steyrer Luft atme, mich als ebenbürtigen Spross dieser Stadt fühlend, habe ich mit großer Freude die Gelegenheit einer heimatgeschichtlichen Dissertation ergriffen, als nach dem Krieg das Archiv der Stadt von den Verlagerungsplätzen wohlbehalten zurückgeholt worden war und wiederum der Benützung offen stand. Meine Wahl fiel hauptsächlich aus zwei Gründen auf ein Archivthema: 1. habe ich mir die Worte Zibermayrs: „Im Zurückdrängen der literarischen Quellen und im Bevorzugen der Inschriften, Urkunden und Akten beruht ein Großteil der Fortschritte der Geschichtswissenschaft“ und „Es ist ein Grundfehler der Geschichtswissenschaft, allzusehr an dem Schrifttum und den dort vorgetragenen Lehren haften zu bleiben und viel zu wenig auf den Quellen selbst aufzubauen“ 1, zu Herzen genommen. 2. Die historische Wissenschaft ist in ein Stadium eingetreten, das sich ziemlich stark vom vorhergehenden abhebt. Zu Beginn der heimatkundlichen Archivforschungen war man von der Fülle der sich darbietenden Schätze überwältigt und begeistert, man wählte nur die kostbarsten Edelsteine aus und fasste sie in das Gold einer gehobenen Sprache und ihr Glanz ließ Sie übrigem Schätze verblassen. Die Zeit ist nun vorüber, wo wir es uns erlauben konnten, die Rosinen aus dem Archivkuchen herauszunaschen, d. h. das Interessanteste vorwegzunehmen und dazu die Lust, zu einer tieferen Bearbeitung eines so halb angeschnittenen Themas zu untergraben. Unserer Generation ist nun die Aufgabe, einer systematischen Durchforschung der Archive zugefallen, eine Aufgabe, die gewiss nicht ganz leicht zu lösen ist, erfordert sie doch ganz besonderen Fleiß und Ausdauer, Tugenden, die in einer Zeit des immer mehr sich steigernden Tempos nicht allzu dicht gesät sind. Dazu eine gesicherte finanzielle Basis und eine vollkommene Hingabe an die Sache, die zwar bei jeder wissenschaftlichen Betätigung notwendig ist, hier aber eben in ganz besonders hohemMasse gefordert wird, da ein greifbarer Erfolg nach vollständiger Heranziehung aller in Frage kommenden Quellen oft erst nach langer (scheinbar unfruchtbarer) Forschungszeit zu verzeichnen ist. An dieser Stelle möchte ich nicht versäumen, allen, die mir mit Rat und Tat an die Hand gegangen sind, zu danken. Ganz besondere fühle ich mich meinem verehrten Lehrer, Herrn Professor Dr. Franz Huter, verpflichtet, der durch sein produktives Seminar über mittelalterliches Städtewesen sein Interesse auf diesem Gebiet zu wecken und dann auf das hier behandelte Thema zu lenken verstanden hat; dann Herrn Amtsrat Koller sowie allen Herrn des Landesarchivs, die mich in entgegenkommendster Weise bei der Erschließung der Archivbestände unterstützten, und nicht zuletzt Herrn Oberbaurat Ing. Friedrich Berndt, dem ich eine Unzahl Anregungen, praktische Hinweise und Überlassung seiner zahlreichen Manuskripte über die verschiedensten Themen der Steyrer Geschichtsforschung zu danken habe. Zum Schluss möchte ich noch eine Entschuldigung wegen der nicht allzu seltenen Nachtragungen in den Hausblättern (namentlich im Gebiet der Enge) aussprechen. Sie rühren daher, dass mir der Zufall zu einer Zeit, als diese Hausblätter schon fertig geschrieben waren, noch die Kenntnis von den Steyrecker Diensten in die Hand gespielt hat und das Landesarchiv Linz das Gschwendtner Urbar von 1662 ebenfalls erst zu einem so späten Zeitpunkt neu erwarb. 1 Noricum, S. VIII.

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