Ingeborg Krenn - Häuserchronik der Altstadt Steyr

178 Steyrtor Steyrtor 178 1525—1773 1773—1846 ab 1846 Stadt, u. Z., u. V. Stadt Nr. 2, zwischen den Brücken ohne CNr. Die Erbauungszeit des Steyrtores ist uns nicht bekannt, doch war es ohne Zweifel eines der ältesten Tore von Steyr, das die Brücke gegen das Steyrdorf (welche ja viel älter ist als jene in das Ennsdorf)1 abschirmte und wir werden nicht fehl gehen, wenn wir seine Errichtung noch mit der „Urstadt“ in Verbindung bringen. Die Stadt als Besitzerin vergab die darin befindlichenWohnräume an den Stadtwachtmeister und den Torwächter an Besoldungsstatt. 2 Es ist anzunehmen, dass es vom Brand des Jahres 1302, der in Ennsdorf ausbrach und das Schloss einäscherte, nicht ganz unberührt blieb. Fest steht, dass es der Brand von 1727 ziemlich verwüstete und erst 1729 seine Wiederherstellung vollendet war. Dieses Ereignis wurde festgehalten in einer auf dem Torbogen angebrachten Inschrift, die uns vom ersten modernen Archivar des damals neu gebauten Archives der Stadt Steyr, Registrator Johann Adam Trauner (seit 1767)3 überliefert ist unter der Überschrift: „Nun vertilgte Aufschrift auf dem Torbogen“ und der Schlussbemerkung: „Verdiente in Bezug auf Geschichte und Dankbarkeit an einem anderen schicklichen Platz hergestellt zu werden.“ Die Inschrift lautete: Vigesima nona Augusti Anno MDCCXXVII Hanc urbem saevissimus ignis devastavit, seD aVgVstIssIMI terrae prInCIpIs LiberalItas restaVraVIt. Die zweite und die dritte Zeile waren durch drei Wappen (und zwar: fünf goldene Lerchen im grünen Feld, d. i. das Wappen von Niederösterreich, Doppeladler und Steyrer Panther) voneinander getrennt. Die Großbuchstaben der dritten Zeile waren rot und ergaben die durch Kaiser Karl VI ermöglichte Wiederherstellung des Tores im Jahre 1729. Wie das Tor nachher ausgesehen hat, zeigt ein noch erhaltener Plan, aus dem Berndt4 Rückschlüsse auf zwei bis drei Bauperioden gezogen hat, was durchaus einleuchtet, wenn man bedenkt, dass in Stein errichtete Gebäude bei Bränden niemals ganz eingeäschert werden, die Restaurierung und Erweiterung also immer eigentlich auf den alten Mauern basiert. Im Jahre 1824 brannte das Tor noch einmal ab, eine Restaurierung lohnte sich nicht mehr, man brach es 1829 wegen Baufälligkeit ab. 5 1 Im ältesten Stadtprivilegium vom Jahre 1287 ist immer nur von einer Brücke die Rede. „… insuper conservationem pontis ...“, „… ad reformationem pontis ...“, „… ad pontem ...“, „… obulum ad pontis aedificationem ...“. Dass mit dieser Brücke nur jene über die Steyr gemeint sein konnte, ist eine historische Selbstverständlichkeit. 2 Lagerbuch 1707, Bl. 2, Nr. 2. — Lagerbuch 1788, Bl. 22, Nr. 2. 3 Huter Franz: Das Archiv der Stadt Steyr. Veröff. des Kulturamtes der Stadt Steyr, Juli 1949, S. 55. 4 Berndt, Wehrbefestigungen. 5 Pritz, Steyr III, 813.

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