21 Von den vereinzelt stehenden Häusern kennen wir nur ganz wenige; ich habe sie im Anhang unter Grünmarkt zusammengefasst. (Siehe auch H. 9) Die geschlossene Verbauung erfolgte wahrscheinlich noch zu Ende des 15. oder zu Anfang des 16. Jhdts., so dass uns der Grünmarkt, was die Vorderhäuser betrifft, im StB 1543 in der heutigen Gestalt entgegentritt. Diese spätere Verbauung lässt sich deutlich in zwei Zahlen ausdrücken: der durchschnittliche Wert der Häuser am Grünmarkt beträgt 1543 187,2 fl, der durchschnittliche Rektifikationswert in der Mitte des 18. Jhdts. 709,6 fl, also nicht ganz das sechsfache. Auf dem Stadtplatz. ist der Rektifikationswert (1212 fl) nicht ganz doppelt so hoch als 1543 (679,3 fl). Die Zahl für den Stadtplatz ist deshalb nur halb so groß, wie die für den Grünmarkt, weil die Parzellen schon zu Beginn des Abschnittes, der durch die Quellen gleichmäßig beleuchtet wird (1543) zum größten Teil voll ausgebaut waren. Die Erhöhung des Wertes ist nur mehr auf Stockaufbau, Einbau von Hoftrakten zur Verbindung von Vorder- und Hinterhaus und ähnliche „Besserungen“ und auf Teuerung zurückzuführen. Anders am Grünmarkt: Um 1543 waren lediglich die Vorderhäuser bei allen Parzellen ausgebaut, während die Verbauung des übrigen Teiles große Unterschiede aufwies. Wir haben hier eben eine frühere Stufe der Entwicklung vor uns, die der Stadtplatz zur gleichen Zeit schon überschritten hatte. Dem weiteren Ausbau des Grünmarktes waren keine Schranken gesetzt, dass er erfolgte, sehen wir in der oben angeführten Zahl, denn da die Steigerung bei Teuerung auch für den Stadtplatz gilt, bleibt nur das andere Moment übrig. Dass es sich so verhält, soll noch folgende Übersicht beweisen: kleinste Werte 1543 Rektifikationswert Vielfaches größte Werte 1543 Rektifikationswert Vielfaches Grünmarkt 50 420 8 500 1176 2 Stadtplatz 300 556 2 1000 2016 2 Auch der Hauserstich aus dem Ende des 16. Jhdts. zeigt am Grünmarkt wesentlich niederere Häuser als am Stadtplatz. Im Testament der Margreth Kherschpergerin von 1515 ist von einem „Heüsl im Grymort“ die Rede.1 Seinen Namen erhielt dieser Bauabschnitt zuerst vom grünen Anger, dann von dem Nachrichterhaus (H. 9). Die heutige Bezeichnung Grünmarkt hat eigentlich keine Berechtigung, denn der Wochenmarkt dehnt sich nicht bis hierher aus. Der Charakter des Grünmarktes ist durch das Gastgewerbe (5 radizierte) und das Fleischhauergewerbe (nicht radiziert) bestimmt. Durch die Einbeziehung des Grimmortes in den geschlossen verbauten Raum der Altstadt, war die durch die Natur vorgezeichnete südliche Begrenzung der Altstadt erreicht und damit die Erstellung der Ringmauer 1478 voll gerechtfertigt. 4) Berggasse Im Kapitel Vierteleinteilung habe ich die Sonderstellung der Hofgasse gekennzeichnet. Nur bis einschließlich H. 115 hat dieser Name für die Berggasse Geltung, dafür aber, wie die heutige „Berggasse“, bis H. 92. Der übrige, später entstandene Teil hieß einfach nach der Lage „Am Berg“. War die Hofgasse Sitz der Ministerialen der Ottokare und später verschiedener bei der Herrschaft Steyr bediensteter Adeliger (Rentmeister, Kastner etc.), so tendierte der südliche Teil zur Kirche: hier lagen die Benefiziatenhäuser der vielen Stiftungen, die zu Ende des 15. und zu Anfang des 16. Jhdts. der Stadtpfarrkirche zuflossen. Diese rege Stiftungstätigkeit kann nicht nur als Niederschlag religiösen Geistes angesehen werden, sondern verrät „wenigstens bei Familienstiftungen reicher Bürgergeschlechter, das Bestreben, es nicht nur in Altären, Bildern und Glasfenstern, sondern auch mit Messe, eigenem Kaplan und Erbbegräbnis es dem Adel gleichzutun“.2 1 siehe Anlage. 2 Eder, Glaubensspaltung, S, 57.
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