20 Wo dieser eng begrenzte Raum der Urstadt seinen Markt gehalten hat, lässt sich schwer sagen: Ein freier Platz war lediglich in Zwischenbrücken (das damals kein „Zwischenbrücken“ war, da die Ennsbrücke noch nicht bestand, höchstens eine Fähre; doch dürfte sich der Platz ziemlich steil gegen die Enns zu gesenkt haben), dann am Ennskai entlang der Stadtmauer oder im Hof der Burg, was jedoch eine ziemlich ungewöhnliche Lösung gewesen wäre. Dass in der Hauptstraße der Siedlung, in der Enge selbst Markt gehalten worden wäre, kann man sich kaum vorstellen. 2) Stadtplatz Schon Preuenhuber bemüht sich einen kurzen Abriss der Baugeschichte zu geben, der mit den Schlüssen, die man aus dem Grundriss ziehen kann, übereinstimmt. Danach wurden „anfänglich die Häuser vom Schloss um den Berg herum“ gebaut,1 gewiss eine nicht ganz präzise Ortsbezeichnung, die denn auch fälschlich oft als „Häuser auf dem Berg“ (Hofgasse) ausgelegt wurde, obwohl nur die Urstadt damit gemeint sein kann. Dann wurde nach dem gleichen Annalisten die obere Zeile in der Stadt errichtet. Erst in den nächsten 200 Jahren wurden die meisten Häuser an der unteren Zeile in der Stadt neben der Enns („welche mit den Stuben damals nur in der Nieder gebaut und zum Theill mit Stroh gedeckt waren“2). Ob wir dabei wieder gewisse Etappen anzunehmen haben, oder ob der Ausbau Zug um Zug vor sich ging, ist wohl kaum zu entscheiden. Möglich wäre immerhin, dass z.B. das Vorspringen der Häuser ab H. 61 und die Anlage des schmalen Mayrgässchens an dieser Stelle auf einen solchen Bauabschnitt hindeuten, ebenso wie der Parallelfall an der unteren Zeile: das Zurücktreten der Häuser nach dem oberen Kaigässchen. Eine zeitliche Festlegung ist kaum möglich. Fest steht, dass im Jahre 1287 der Stadtplatz bereits umbaut war, wenn wir den Ausdruck „in foro“ auf den heutigen Stadtplatz beziehen und nicht auf den Markt der Urstadt. Dazu berechtigt uns nicht nur eine Reihe romanischer Bauelemente an Häusern des Stadtplatzes, sondern wiederum Preuenhuber, der von einem Aufschwung der Stadt zur Zeit der friedlichen Regierung Leopold VI. in einer billigen Bauzeit berichtet. Einen weiteren Datierungshinweis für die Entstehung des Stadtplatzes gibt uns Brunner, wenn er bei allen Stadtgründungen am Ende des 12. Jhdts. das größte Augenmerk auf einen geräumigen Platz gelegt findet.3 Damit war die geschlossene Bautätigkeit für einige Zeit beendet. Der Charakter des Platzes liegt offen auf der Hand: Haus um Haus treffen wir in der Chronik auf die Namen der berühmtesten im Eisenwesen tätigen Geschlechter. Hier hat sich der Reichtum zusammengeballt, der der „Eisenwurzen“ entströmt. Von den 44 radizierten Gewerben entfallen 22 auf Handel und Verkehr, und 13 auf das Gastgewerbe. Dass diese reichen Geschlechter trotz ihres Machtbewusstseins die Grundlage ihrer Wohlhabenheit, das geordnete städtische Gemeinwesen, anerkannt und gefördert haben, findet seinen sichtbaren Ausdruck in dem alle Bürgerhäuser überragenden Rathaus. Um die Ägidien- und Kolomankirche herum entstand, wie Berndt vermutet, ein gesonderter Kirchenkomplex.4 3) Günmarkt Zur selben Zeit, als die untere Zeile des Stadtplatzes ihren Ausbau erlebte, wurden „auch die Häuser in Grüenerdt, wie mans jetzo nennt, vor Zeiten aber, weilen daselbst ein schöner grüner Anger gewesen, das Grünordt geheissen“ 5 erhoben. Offensichtlich geht daraus eine allmähliche Verbauung hervor, worauf ich schon im Zusammenhang mit H. 130 hingewiesen habe. 1 Preuenhuber, S. 6. 2 Preuenhuber, S. 6. 3 Krems, S.29. 4 Siehe Kapitel Befestigung. 5 Preuenhuber, S. 6.
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