Ingeborg Krenn - Häuserchronik der Altstadt Steyr

139 Stadtplatz Nr. 27 / Ennskai Nr. 29 Stadtplatz Nr. 27 Ennskai Nr. 29 Rathaus 139 vor 1525 1525—1773 1773—1846 ab 1846 1880 am Plaz Stadt, u. Z., o. V., am Plaz Stadt Nr. 38, am Blaz CNr. 37 r. d. St., am Platz Stadtplatz Nr. 27, Enns Quai Nr. 29 Randolff Hainrich 1 (1413)—1422 Gemeine Stadt 2 1422— Die Stadt kauft nach Erlangung des Privilegs durch Hzg. Albrecht V. das Bürgerhaus, das an der breitesten Stelle des Platzes liegt und baute es für ihre Zwecke um. 1538 wurde es erneuert und in andere Form gebracht.3 Bei der Überschwemmung am 8.7.1572 wurde auch der hintere Teil des Rathauses samt den Fleischbänken weggeschwemmt. 4 Nach dem Wiederaufbau blieben die Fleischbänke noch bis 1754 dort, woher der einstige Name „unter den Tischen“ für diesen Teil des Kais seinen Ursprung hatte.5 Die Pläne zum jetzigen Gebäude legte schon am 26.10.1757 der Steyrer Baumeister Johann Gotthard Hayberger dem Rat vor. Der Bau wurde jedoch erst nach seinem Tod (1764) am 26.3.1765 von seinem Nachfolger, dem Sierninger Baumeister Johann Wolfgang Hueber begonnen. 6 Die Bauzeit des Vordertraktes fällt zwischen 1765 und 1771, des Ennstraktes und Archivs zwischen 1771 und 1778.7 Das fünfachsige, viergeschoßige Rathaus ist ein besonders bemerkenswerter Bau des öst. Spätbarock, Innenausbau Rokoko. Die hohe, reich mit Stuckaturen und prächtigen Fensterkörben geschmückte Fassade mit durchgehenden Pilastern ist von einer statuengekrönten Attika abgeschlossen. Die gestellte Aufgabe, inmitten z. T. gleichfalls sehr reich geschmückter Bürgerhäuser einen den Stadtplatz beherrschenden Monumentalbau mit eine Breite von nur 5 Fensterachsen aufzuführen, ist unter Beibehaltung des seit dem Ende des 16. Jh. bei Rathäusern häufigen axialen Fassadentypus durch ungewöhnliche Steigerung der Höhenausdehnung aufs glänzendste gelöst. Diese machte eine Streckung und infolgedessen durchaus einmalige Behandlung der einzelnen Bauglieder erforderlich, in der der Architekt seine Meisterschaft erweisen konnte. Hof mit einfachen Bogengängen, Sitzungssaal mit Stuckdecke. 8 Steinerne Tafel aus dem Jahre 1612, die dem Richter seine Pflicht vor Augen hält: „Richter, schau, dass Du richtest recht, Gott ist Richter und Du sein Knecht, Dann gleich wie Du thust richten mich, Also wird Gott auch richten dich.“9 1 Preuenhuber, S. 84: 1422, Nov. 16., Hzg. Albrecht erlaubt den Burgern in der Stadt Steyr, wo es ihnen fürsorglich dünkt, ein Rathaus aufzurichten, Fleisch- und Brotbänke darauf zu machen, die Nutz und Gült hievon aber zu gem. Stadt Frommen anzulegen. 2 Ebda: „Daher vermute ich, dass damals das Rathaus in der Stadt zum 1. mal sei gebaut … worden.“ 3 Preuenhuber, S. 258 (der hintere Teil des Rathauses ausgenommen). 4 Ebda., S. 286. 5 Pritz, Steyr III, S. 728, Steyr I, S. 38. 6 Berndt, Hayberger. 7 Pritz, Steyr I, S. 38. 8 Dehio-Ginhart, Oberdonau, S. 204. 9 Krackowizer Ferd.: Inschriften und Aufschriften aus dem Lande ob der Enns, Linz 1901, S. 21.

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