Ingeborg Krenn - Häuserchronik der Altstadt Steyr

131 Stadtplatz Dominikanerkirche Stadtplatz Dominikanerkirche 131 vor 1525 1525—1773 1773—1846 ab 1846 1880 am Plaz, im Fasselgässel Stadt, u. Z., o. V., am Plaz, im Fasselgässel, im Eisengässel Stadt, am Blaz, im Eisengässel CNr. 45 r. d. St., am Platz, Eisengassen Stadtplatz Nr. 41 Losenstein Wilhelm Georg von Dominikaner 1 Kauf 1472—1559 Gemeine Stadt (Schulkirche) 2 Übernahme 1559—1624 Dominikaner 3 Übernahme 1624—1785 Religionsfonds 4 Einziehung 1785 Die Kirche wurde an Stelle des Losensteiner-Hauses zur Ansiedlung der von Krems stammenden Dominikaner in Steyr wahrscheinlich gleichzeitig mit dem Bau des Klosters im Jahre 1472 im spätgotischen Stil errichtet; ein Rest dieser ersten Dominikanerkirche hat sich noch in der westlichen netzrippengewölbten Hälfte der Kapelle links vom Chor erhalten. Harter glaubt aus dem Wappen des Dominikanerordens am Hauptportal und der Statue des Ordensstifters darauf schließen zu können, dass die Kirche erst von den Dominikanermönchen erbaut wurde, also nicht etwa eine bereits vorhandene Kirche von ihnen okkupiert wurde. Mag auch die Tatsache an sich richtig sein, so darf man doch nicht vergessen, dass die Kirche ihre heutige Gestalt erst in der Gegenreformation erhalten hat, weshalb solche Schlüsse entschieden als gewagt zu bezeichnen sind. 5 1478 gilt als das Vollendungsjahr der Kirche. Nicht lange freuten sich die Mönche ihres Bestehens, denn schon der große Stadtbrand des Jahres 1522 äscherte sie ein, die Mönche erhielten bei dem inzwischen eingetretenen veränderten religiösen Geist der Steyrer Bevölkerung nicht mehr die Mittel zum Wiederaufbau: Nach einigen verzweifelten finanziellen Versuchen, sich durch Verkäufe über die schlechte Zeit hinüberzuretten, wanderten sie , vollkommen verarmt, 1543 aus. Ferdinand I. übergab im Jahre 1559 die Ruinen von Kirche und Kloster der Stadt, die sie neu aufführte und in der „Schulkirche“ (so genannt, weil sie zu der im anschließenden Klostergebäude neu errichteten Lateinschule gehörte) ihren protestantischen Gottesdienst halten ließ. 6 Dieser Verwendung diente sie mit einer Unterbrechung (1599-1608) bis 1624. In diesem Jahre wurde sie auf Befahl des Statthalters Herberstorf wieder den Dominikanern übergeben, der Abt von Göttweig weihte sie neuerdings ein und der Kapuziner P. Alexius hielt die Dankpredigt. 7 Bald schritt man unter Hans Tanners Leitung auch an den Neubau der Kirche, eine der ersten Schöpfungen der nach der endlich gelungenen Gegenreformation in Österreich ersetzenden klösterlichen Bautätigkeit. 8 „Unserer liebe Frau vom Siege“ (der Sieg der Gegenreformation selbst in Steyr, einem so erz-ketzerischen Vorort, an demman zu Beginn der ferdinandeischen Erfolge kaum 16 katholische Ratsmitglieder auftreiben konnte, die würdig waren, den neuen „gereinigten“ Rat zu repräsentieren, war wohl wichtig und erfreulich genug, um ihn durch den Bau einer so großen Kirche aller Welt zu Bewusstsein zu bringen) folgte jener Gestalt des Barocks wie sie in Deutschland heimisch ist: Ein Langhaus mit Stichkappentonne und begleitenden Kapellenmit Emporen darüber, eingezogener Chor, ohne Querschiff, ohne Kuppel, 9 vielleicht nach St. Michael in München als Vorbild. 10 Mit ihrer Westfassade tritt sie aus der Fluchtlinie etwas zurück, so dass ein kleiner Vorplatz entsteht , der seitlich von zwei Kapellen mit bemerkenswerten Passionsgruppen (Christus am Ölberg und Christas am Kreuz , nach Garber aus dem 18. Jh. nach Dehio-Ginhart um 1655, eventuell von Hans Spindler) flankiert ist. Im Jahre 1788 wurde dieser Vorplatz durch eine Mauer mit Portal abgeschlossen und ein gedeckter Zugang zur Kirche hergestellt, jedoch 1851 wieder abgebrochen. 11 Die Fassade der Dominikanerkirche erhebt sich in 2 Stockwerken und ist von einem Giebel und zwei ihm gleich hohen Türmen gekrönt. Das Innere der Kirche bildet einen freien, einheitlichen Raum, dem sich von jeder Langseite drei Kapellen einbauen, welche überwölbt sind und Emporen tragen. Dehio-Ginhart unterscheidet Stuckverzierungen aus verschiedenen Zeiten: Die Wände des Langhauses und der Kapellen (mit Ausnahme der westlichen der N-Seite)

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