Ingeborg Krenn - Häuserchronik der Altstadt Steyr

10 Häuserpartie; würde der Name unter dem Bild fehlen, so käme wahrscheinlich selbst der versierte Lokalhistoriker nicht auf den Gedanken, es mit Steyr in Verbindung zu bringen. Die vor Jahrzehnten ausgesprochene Vermutung Edmund Schmidels,1 es könnte auch eine Abbildung Steyrs jenen Städteansichten beigesellt sein, mit denen im 14. Jhdt. der Säulenhof des Palazzo Vecchio ausgeschmückt wurde, ist bisher anscheinend von keinem der vielen Steyrer, die es nach dem Süden gezogen hat, bestätigt worden. Ich möchte an dieser Stelle nicht versäumen, die nächsten Italienreisenden aus Steyr um diesen kleinen Dienst an der Lokalforschung zu ersuchen. Vor allem wäre es wichtig, falls sich die Vermutung als richtig erweisen sollte, eine photographische Aufnahme davon dem Stadtmuseum zu widmen. Die nächste Ansicht der Stadt ist das „Ware vnd egendligen Contravet der welt pekanten Stat Steir ...“ von Wolfgang Hauser, Goldschmied, und seinem Sohn Joseph,2 (die Datierung 1584 geschah nachträglich, ist aber wahrscheinlich zu früh angesetzt), eine mit sehr viel Liebe, Sorgfalt und Können gearbeitete Darstellung, die, soweit wir das heute beurteilen können, sich ziemlich getreu an die Wirklichkeit gehalten hat, wie man es ja von einem Kind der Stadt durchaus erwarten kann. Besonders die Altstadt ist deutlich erkennbar und ich werde mich im Folgenden öfter darauf berufen. Von demselben Wolfgang Hauser stammt auch die erste bildliche Festhaltung des Burgfrieds in einem Stich, der ihm vom Rate ein hübsches Sümmchen eingetragen hat. Dann folgt Merian mit einer Ansicht Steyrs bei seiner bekannten Topographia Provinciarum Austiacarum, 1649, die den großen Vorteil aufweist, dass alle Sonderbauten näher gekennzeichnet sind, andererseits reicht sie aber lange nicht an die Sorgfalt des Hauserstichs heran (siehe Tafel 2[?]). Von den späteren Ansichten möchte ich nur noch das im Museum befindliche Ölbild aus dem Jahre 1688 nennen: Die Übertragung der Reliquien der hl. Columba in die Stadtpfarrkirche, das die Stadt ausnahmsweise von Westen, von der heutigen Promenade aus gesehen, zeigt. Die 1674 erschienene Topographie Georg Matthäus Vischers hat sich Merian zum Vorbild genommen, ja, Vischer „ist sogar so weit gegangen, Städtebilder Merians getreu nachstechen zu lassen und in seine Topographie aufzunehmen, z.B. Steyr“.3 Ebenfalls im Museum befindet sich ein Aquarell aus dem Jahre 1727 und „Steyr Ostansicht, aufgenommen von Franz Xaver Gürtler, Mahler, öffentlicher Lehrer der Zeichnungskunst in der k.k. Hauptnormalschule in Steyr 1786, gezeichnet von Marianne Katharina Gürtlerin geb. Morzerin“. (Siehe Tafel 3). Die übrigen Bildbeilagen sind durchwegs Photographien von Bildern im Museum, deren Datierung nachträglich versucht wurde. Kapitel III: Baugeschichte 1. Stadtgelände und Stadtgrundriss Kaum eine Stadt in Österreich lässt uns die Verquickung und Wechselwirkung von Gelände und Grundriss so deutlich vor Augen treten, wie eben Steyr. Ein Fachmann wie Moser konnte nicht mehr als diesem Zeugnis gekonnten Städtebaues seine Achtung zollen, jedoch ohne zu entscheiden, was als Ursache, was als Wirkung anzusprechen sei.4 Betrachten wir zuerst einmal den Boden, auf dem sich die Stadt entwickeln sollte: Es ist ein System diluvialer Schotterfluren, die hier am Zusammenfluss von Steyr und Enns besonders charakteristisch entwickelt sind. Auf der ersten Niederterrasse erhebt sich die Altstadt, (und die Neuschönau), auf der zweiten Berggasse und Pfarrplatz. Ihr entspricht der obere Schiffweg, die niedere Ennsleiten (Dukartstraße), in Steyrdorf das Niveau der Michaelerkirche, Wieserfeld, Mittere Gasse, Sierningerstraße, in Ort die Schlüsselhofgasse, und der ganze neue Stadtteil Münichholz. Die 3. Niederterrasse wird von Voglsang, Volksplatz (Industriehalle) und den Steyrer 1 Miscellen I. 2 siehe Beilage 3. 3 Straßmayr, Einleitung zu Vischer, Topographie. 4 Moser, Geographie, S. 340.

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