Ingeborg Krenn - Häuserchronik der Altstadt Steyr

9 Abschnitt B: Auswertung Kapitel I: Name und Wappen Die Stadt tröstet mit ihrem Namen den Fluss, der in ihr sein Eigenleben aufgibt, um die breitere, tiefere Enns noch zu vergrößern. Der Zusammenfluss der beiden Gebirgskinder ist an manchen Tagen ganz deutlich sichtbar, man könnte fast eine Linie ziehen, wo sich die grüne Steyr, der manchmal von heftigen Regengüssen braunschäumenden Schwester schenkt. Schwarz, der den Namen der Steyr (Styra) auf altslawisch scira (Lauterbach) zurückführt, wird bekämpft von Schiffmann, der sich bei seiner Erklärung auf die Formen sturia, styria stützt und sie aus altslawisch struja (Fluss, Stromschnelle) mit Annahme deutscher Metathesis erklärt. 1 Wappen sind eine ganz sonderbare Art von Quellen, nicht jedem ist ihre Sprache verständlich. Nach Winklers Wappenbuch war das Wappen der Stadt Steyr nach einer Gleinker Urkunde des Herzog Rudolf v. Öst. v. 25.5.1305 folgendermaßen: zwei dreigezinnte silberne Türme im grünen Feld, zwischen ihnen der Schild mit dem steyrischen weißen feuerspeienden Panther in grün und über ihm eine schrägrechte gelehnte Tartsche mit dem österreichischen Bindenschild. In einer Garstner Urkunde, datiert Steyr 13.10.1477 ausgehend von Kaiser Friedrich III., scheint zuerst das Siegel mit dem silbernen Stadttor und rotem Dach in grün, über demselben der Bindenschild und rechts dem Pantherschild als Schildhalter. Das gegenwärtig von der Stadt geführte Wappen erscheint zuerst auf einem Siegeltypar vom Jahr 1732 mit der Legende: „Stadt Steyr Wirtschaft Comissions Insigl“: Der gehörnte feuerspeiende weiße Panther im grünen Feld, über ihm der Bindenschild.2 Der weiße Panther im grünen Feld hat Anlass zu vielerlei Vermutungen gegeben. Siegenfeld findet als Gemeinsamkeit des Wappens von Steyr, Enns und dem der steyrischen Starhemberger den weißen Panther, der an das alte, später ganz außer Gebrauch gekommene Feldzeichen der Traungauer erinnere.3 Lohninger schließt aus dem Wappentier Steyrs, dass die Stadt, genauso wie Enns, ihre Selbstverwaltung schon in den ersten Jahrzehnten des 13. Jhdts. erhalten hat, weshalb sie noch den Steyrischen Panther ins Wappen aufnahm; wäre sie nach 1240 (Einbeziehung in das Verwaltungsgebiet der Babenberger) zur Selbstverwaltung aufgestiegen, so würde man statt dessen das Wappen der Babenberger (seit 1230 der Bindenschild, vorher Adler im goldenen Feld) im Schild sehen, wie es bei Wels und Linz der Fall ist, die zwar schon durch Leopold VI. erworben worden waren, während erst unter Friedrich II. die städtische Entwicklung in dem Maße gediehen war, wie wir sie bei Steyr schon zu Beginn des Jhdts. annehmen müssen.4 Kapitel II: Ansichten und Pläne Es ist kaum zu glauben, dass wir den ersten Plan, den wir von Steyr besitzen, erst der geometrischen Aufnahme der Stadt für die Katastralmappe zu verdanken haben, währen z. B. für Linz bereits ein Plan aus dem Jahr 1710 vorliegt. Dennoch ist mir kein älterer bekannt geworden. Alles, was sich von diesem Zeitpunkt im Museum oder Archiv über Steyr befindet, sind lediglich die Vorläufer der Pläne: Vogelschaubilder, Draufsichten, meist von Osten, von der heutigen Ennsleiten oder wie mir einem Fernrohr vom Damberg aus gesehen. Die älteste dieser Ansichten, ein Holzschnitt aus dem Jahre 1575, erscheint auf dem Titelblatt des „Almanach, durch Bartholomeum Raisacher, der freien Kunst und Ertzneien Doctoren ... gestelt aufs Jahr nach Christi Geburt MDLXXV“ 5 zusammen mit Holzschnitten von Linz, Enns, Wels, Krems usw. (siehe Tafel 1). Die Darstellung beschränkt sich auf die Burg und die darunter liegende 1 Schiffmann, Ortsnamen Lexikon, S. 448. 2 Winkler, S. 144. 3 Landeswappen, S. 195-198, 219-223 4 Lohninger, Werdegang S. 28. 5 Miscellen I.

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