Ingeborg Krenn - Häuserchronik der Altstadt Steyr

099 Ölberggasse Nr. 10 Ölberggasse Nr. 10 Fleischbänke 99 vor 1525 1525—1773 1773—1846 ab 1846 1880 Hofgässel Stadt aufm Perg; Hofgässel, Oellberg Stadt ohne Nr., Oellberggässel, ohne CNr., r. d. St., Oelberggässel Oelberggasse Nr. 10 Die Erlaubnis zur Errichtung von Fleischbänken erteilte schon Albrecht I. 1 der Stadt, und zwar mit der Einschränkung; wenn sie den Stadtplatz als Standort dazu erwählten, dürften sie kein Vieh darin schlachten, was offenbar die Wahl des Ölbergs bestimmend beeinflusste. Hier boten vor allem die Gaimetzger2 ihre Waren feil, von den Stadtfleischhackern wegen ihrer häufigen Unterbietung der künstlich hochgehaltenen Preise gehasst, wie aus den häufigen Suppliquen letzterer an den Rat um behördlichen Beistand gegen diese gefährliche Konkurrenz zu ersehen ist. Der Rat scheint aber die Notwendigkeit der Gaimetzger für die Fleischversorgung der Stadt richtig erkannt zu haben, er beschwerte sie deshalb nicht mehr als anging, um sie weiterhin in die Stadt zu ziehen. Woher der Name „Ölberg“ für diesen doch alten Teil der Stadt seinen Ursprung hat, konnte ich nicht ergründen. Jedenfalls ist er schon Preuenhuber geläufig. Die Annahme eines religiös-kultischen Hintergrundes (Kalvarienberg) wird in keiner Weise gestützt, es sei denn, man lässt das sanfte Ansteigen des Weges von der Enge zur Berggasse gelten. Das Cölestinerinnen-Kloster wurde erst zu Ende des 17. Jh. gegründet und Dr. Anomäus errichtete die Kapelle auch erst nach Preuenhubers Abgang von Steyr, nach seiner Rückkehr in den Schoss der katholischen Kirche in seinem Haus (siehe H. 106). Vielleicht wäre eine Vermutung nicht ganz von der Hand zu weisen der zufolge der Name eher mit den Fleischbänken in Zusammenhang zu stehen scheint, heißt es doch im Lagerbuch 1788, Bl. 228: „Fleischbänke oder der sog. Oellberg“ 1727 und 1824 abgebrannt. 1 OÖUB IV/66. 2 Hackel, S. 9. Anm. 3: Ein Gaimetzger ist ein Fleischhauer, der regelmäßig vom Lande in die Stadt kommt, um dort auf dem Markt das Fleisch zu verkaufen. Der Ausdruck „Gai“ (wohl verwandt mit Gau) kommt im Dialekt der oberösterreichischen Fleischhauer noch vor und bedeutet die Gesamtheit jener Bauerhöfe, in welcher ein Fleischhauer regelmäßig Vieh kauft.

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