Ingeborg Krenn - Häuserchronik der Altstadt Steyr

3 Befreier es samt dem Zettelkatalog vollkommen in Unordnung brachten, Teile davon verbrannten und bis heute (1950) jeder Neuordnung oder wenigstens Bergung des Archives hartnäckig widerstanden. Nicht zuletzt möchte ich den, von allen die mit der Steyrer Stadtgeschichte bis ins 17. Jhdt. zu tun haben, oft zitierten Geschichtsschreiber Preuenhuber nennen, und seine späteren Fortsetzer, Zetl, Schroff und Willner. Ich habe mich bemüht, alle einschlägigen, zugänglichen Quellen in Steyr und im Linzer Landesarchiv zu benützen. Sollte ich eine ergiebige Quelle des Steyrer Stadtarchives zu benützen versäumt haben, so liegt dies nicht an mir, sondern an der geringen Übersichtlichkeit vor allem der Aktenbestände des Archivs. Den terminus ad quem hätte ich gerne mit dem Jahre 1945 festgesetzt, doch da die Zeit schon drängt und da außerdem das neue Grundbuch (ab 1880) so gut und klar geführt ist, dass dieser Teil der Arbeit ohnehin mit dem Zweck einer Dissertation nichts mehr zu tun hätte, konnte ich vorderhand mit gutem Gewissen die Arbeit mit dem Abschlussjahr des älteren Grundbuches (1880), das außerdem, allerdings mit einiger historischer Nachsicht, als das Jahr des 900 jährigen Bestehens der Stadt gilt, beenden. Eine Begrenzung, wie sie Kreczi für seine Linzer Häuserchronik vornahm, hat insofern mehr Berechtigung, als das neu eingeführte Gemeindegesetz vom 17.3.1849 die „restlose Beseitigung jener Grundlagen, aus denen sich unser Städtewesen heraus entwickelt hatte“ 1 bedeutet. Im Hinblick darauf glaubte ich es auch verantworten zu können, wenn ich schon die Zeit zwischen 1850 und 1880 insofern vernachlässigte, als ich lediglich die Angabe des Grundbuches (nicht auch die viel reichhaltigeren der Urkundensammlung) in die Chronik aufnahm. Es ist aber für mich eine Selbstverständlichkeit, dass ich vor der Drucklegung sowohl dies als auch die Ergänzung bis zum Jahre 1945 nachholen werde, um vor allem das Interesse der gegenwärtigen Hausbesitzer- und -bewohner und sonstiger Kenner und Freunde unserer Stadt ganz besonders anzuregen. Kapitel IV: Grundlagen zum Verständnis der Chronik 1. Geographische Grundlagen der Stadt Die Donau war von jeher die Hauptverkehrsader Österreichs im engeren Sinn. Nur Verkehrsartikel, die in den Donauhandel Eingang gefunden hatten, konnten einen regen Absatz erzielen. Die Enns vermittelte die Verbindung Innerbergs mit demselben. Wie man bei der Anlage der Hammerwerke diesem Zuge folgte, so musste auch der Handel diese ihm einzig sich bietende Straße nach Norden beschreiten: Wo der Ennsfluss die Alpen verlässt, ungefähr 25 km vor seiner Mündung in die Donau, entstand eine Stadt, welche ihr Wachstum und ihre Blüte dem Eisenhandel und der Eisenindustrie verdankt: Steyr. Schon in der Römerzeit nahm der Eisenhandel nach Norden diesen Weg. Dies wird bezeugt durch das Bestehen einer Schildfabrik in Enns-Lauriacum und einer Straße, welche längs des Ennsflusses über Hieflau und Altenmarkt nach Norden lief.2 Diese Straße verlor auch später nicht an Bedeutung, ganz im Gegenteil: einerseits „arbeiteten“ die Kaufleute von Steyr und Enns auf dieser Straße entlang der Enns über Altenmarkt, die Buchau, Admont und die Zeiring nach Venedig,3 andererseits erfuhr sie einen noch größeren Aufschwung durch die Anlage des Schiffweges. Nach Norden hatte sie eine wichtige Verlängerung über Linz, den Haselgraben, Leonfelden nach Budweis und Prag.4 Noch wichtiger allerdings war die Straße, die über den Pyhrnpass, Rottenmann, Judenburg, Zeiring, Neumarkt und St. Veit nach Villach und Venedig führte (der das Gebirge passierende Teil dieser Straße hatte übrigens eine römische Unterlage).5 Die fünf oberösterreichischen Städte, Linz, Enns, Wels, Steyr, Freistadt allein besaßen seit dem 14. Jhdt. das Privilegium der Benützung dieser ja viel 1 Hoffmann, oberösterr. Städte, S. 69. 2 Sekker, Entwicklungsgrundlagen, S. 159. 3 Nösslböck, Freistadt, S. 93. 4 Edlbacher, Landeskunde, S. 107. 5 Sekker, Entwicklungsgrundlagen, S. 159.

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