Das Haus hat nach seiner Bombardierung im Febr. 1944 einige interessante Einblick in sein Innerstes gestattet, die hier bestätigen, was andere Häuser durch einige Merkmale nur vermuten lassen. In dem so im Schnitt sichtbaren Vorderhaus ist in der Mittelmauer die Entstehung aus 2 Häusern ganz deutlich zu sehen. Hinter den straßenseitig gelegenen Räumen des VH zieht sich eine vertikale Linie, nach der sich die Struktur des Bruchsteinmauerwerks ändert. Hier haben wir offensichtlich den Beginn eines neuen Bauabschnittes vor uns. Die gotischen Spitzbogengewölbe im straßenseitig gelegenen Raum des VH zeigten in den Zwickeln im unsichtbaren Teil Zwischen Gewölbe und Decke verputzte Mauern. Daher war das gotische Gewölbe nicht die ursprüngliche Deckenkonstruktion, sondern vorher bestand eine Flachdecke. Der linke Teil des VH zeigt noch, offenbar aus der Zeit vor dem Zusammenbau, einen kleinen gotischen Hof. Nach dem Zusammenbau der beiden Häuser, der, wie eine Jahreszahl im Giebelfenster meldet, 1525 vor sich ging (Weschta glaubt ihn in Zusammenhang mit dem großen Stadtbrand vom Jahre 1522 bringen zu müssen, was aber sicherlich konstruiert ist, denn der Brand ging ja vom Stadtbad aus und wütete hauptsächlich im oberen Teil der Stadt, Grünmarkt, Pfarrgasse), entstand der geräumige Hof mit den 2 übereinandergestellten, vor verschiedenartig kannelierten Säulen getragenen schönen Laubengängen und der großen Halle mit Netzgewölben im 2. Obergeschoss. Gegenüber dem Hofeingang konstruiert der Laubengang einen balkonartigen Ausbau, von Kragsteinen getragen und dessen Gewände spätgotisch gefeldert sind, einst Träger des Wappens; 1904 bei einer Restaurierung wurden die Wappenschilder aufgedeckt, fielen aber der Unvorsicht der arbeitenden Maurer zum Opfer. An Tür- und Fensterumrahmungen findet sich nicht mehr der Spitzbogen, sondern der Kragsturz, manchmal auch der gerade Sturz oder ein flachgedrückter Segmentbogen, oder ein flachgedrückter Spitzbogen mit überschnittenen Stäben. 23 Das Schild zum goldenen Hirschen ein stil- und phantasieloses Gebilde aus neuerer Zeit findet sich im Museum. 24 Das Haus ist 1727 abgebrannt. 1 Siehe H. 73, Anm. 2. 2 StB 1543, Bl. 8. — Preuenhuber, S. 275, 276: Hieronymus, Sohn des Wolffgang Zuvernumb, 1493 in Melk bezeugt (?), war 1512 Ratsbg. in Steyr, 1521 Stadtrichter, Bgm. 1522/23, 1528, 1531/32. Ein sehr reicher „Venedischer Handelsmann“. 1. HF Barbara Mattspergerin von Salzburg, gest. 1.1.1530, 2. Barbara, Tochter des Niclas Kölnpöck, hat hernach den Jacob Gienger, Vizedom in Öst. o. d. E. geheiratet. Die tiefe Frömmigkeit dieses Mannes zeigt folgende Episode: Als er einstmals nach Venedig reiten wollte und bei den Stadeln in der Schönau sein Ross unversehens einen Fall mit ihm machte, hielt er dies für den Vorboten eines noch größeren Unheils, kehrte deshalb um, ließ ein Kreuz an dieser Stelle aufrichten und setzte erst dann seine vorgehabte Reise fort. Sein Sohn, aus 1. Ehe Wolffgang starb am 5.11.1551 in Krems. Seine Witwe Anna geb. Schmidthuckerin heiratete hernach den Stephan Fennzl. Sein 2. Sohn Hieronymus starb am 9.5.1561 unverheiratet. — Pantz, Grabdenkmale II, S. 15: Grabstein des Jheronimus Zumbherum, gest. 1.5.1547, seiner Frau Barbara und seines Sohnes Wolfgang, der aber in Krems begraben ist. — Test. d. Hieronymus Z. v. 28.3.1547. Vermacht seiner HF Barbara seine große alte Behausung „darinn ich anyezo persenlich siz“ bis zur Vogtbarkelt der Kinder, dann dem älteren Sohn Wolfgang, während der jüngere die „neue Behausung im Grimort“ bekommen soll. Sein Schwager Erasmus Mätschperger führt die Faktorei in Venedig. — Siehe H. 73, Anm. 3. 3 Siehe Test. 4 Fam.-Gesch. siehe H. 138. — StB 1567, Bl. 10. — StB 1597, Bl. 13'. 5 StB 1598, Bl. 15'. 6 StB 1620, S. 26. — Fam.-Gesch. siehe H. 126. 7 StB 1620, S. 27. — RP 1614/108/23.4.: Bgr. gegen 12 RT Bg.-Geld. — Prot. Totenreg.: gest. 15.2.1626 an der Dörr. — Emigr. 1627, Bl. 27'.: Anna Schwindenhamerin. 8 Urbar Stadtpfarrkirche 1648, Nr. 3: „Hannß Egger vor der Spänispergerischen Behausung am Plaz 2 fl.“ 9 StB 1635, S. 20. — Beichtreg. 1652, Nr. 68. — Pantz, Gewerken, S. 34 u. 36: Im Eisenwesen waren 2 Familien Egger tätig: 1. die Egger zu St. Gallen. Hans Egger, Sohn des Hanns, wurde Kastner am Weißenbach und 16411642 Obervorgeher zu Steyr. Sein Sohn Hans war vermählt mit einer Egerer (wie schon sein Großonkel). Er war 1679 Vorgeher in Steyr, sein Bruder Matthias Waldmeister zu St. Gallen. 2. Die Egger von Marbach, denen ohne Zweifel der Besitzer dieses Hauses angehörte: Anthony Egger war um die Wende des 16. Jh. Ratsbg. zu Eisenerz. Seine 3 Söhne Hanns, Ludwig und Georg erhielten 1623 ein Wappen. Hans wanderte nach Steyr aus, wurde Eisenhändler und Ratsbg., 1631 erwarb er in der Gemeinde Reichraming vom ks. Burggrafen von Steyr Johann Maximilian Freiherrn von Lamberg eine „Marbach“ genannte Örtlichkeit , und schuf durch Rodung ein landwirt-
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