Werner Konstantin - Kremsmünster in Wort und Bild

97 den Das Hochaltarbild von Cyprian Wimberger stellt jugendlichen heil. Benedikt vor, der sich der Gottesmutter weiht, die wieder in einem eigenen Bilde mitten im Hauptbilde dargestellt ist, zu den Füßen des Jünglings sehen wir die allegorischen Figuren des Reichtums, der Ehre und der irdischen Liebe, die er heldenmütig von sich weist; die Engelsburg im Hintergrund weist auf Rom hin, wo sich das Benediktiner=Gnadenbild der Muttergottes „in piscinula“ auf der Tiberinsel befindet. In den Nischen der linken Wand sind die Apostel und Propheten, die Kirchenlehrer und andere Heilige auf Kupfer von dem Augsburger Johann Bergmüller, abgebildet mit hübschem Rahmen von dem heimischen Bildhauer Remele. Außen ist die zier¬ liche Kapelle mit einem Türmchen geschmückt, in dem sich anstatt der im Weltkrieg abgelieferten, seit 1924 eine neue 70 kg schwere Glocke befindet, die von den Söglingen gewidmet und von der Glockengießerei in St. Florian geliefert wurche. Bald nach Aufhebung der Ritterakademie wurdhe im Jahre 1804 das konvikt begründet, welches anfangs eine öffentliche Staats¬ anstalt für Stipendisten war und darum die Bezeichnung k. k. Ronvikt führte. Wie in Wien, wollte man auch in den Provinzen öffentliche Erziehungsanstalten errichten und mit Freuden gab äbt Wolfgang Leuthner die Zusage, ein solches Institut zu übernehmen und erklärte sich sogar bereit, den Umbau des Gebäudes und die erste Einrich¬ tung auf Stiftskosten zu tragen. Zur Unterbringung der Konvikts¬ räume wurche der Wassergrabentrakt und der darauf senkrecht stehende Gebäudeflügel bestimmt, die Schulklassen in das Erdgeschoß des Gast¬ traktes verlegt und das geräumige alte Stiftstheater, welches sich in der Ecke des Prälatenhofes befand, abgebrochen. Dieses Stiftstheater war von Abt Plazidus Buechauer im zweiten Stocke neben dem Brückenturm um 1650 errichtet und unter äbt Schrevogl durch Vereinigung mit dem darunter befind¬ lichen Speicher so erweitert worden, daß es zwei Stockwerke umfaßte und eine so tiefe Bühne besaß, daß nicht nur Jahrmärkte und Jagden, sondern sogar ganze Schlachten und Schiffahrten vorgestellt werden konnten; die Bühneneinrichtung war glanzvoll, die Rostüme prächtig, im großen Zuschauerraume waren die Sitze schief ansteigend erhöht und sogar eine Galerie angebracht. Gelegenheit zu Aufführungen boten Stiftsfeste, der Namenstag des Abtes oder die Anwesenheit hoher Gäste. Die Regie und Leitung der dramatischen Vorstellungen lag in der hand des Drofessors der Rhetorik oder eines Geistlichen, der den Titel „Pater comicus“ führte und häufig auch die Stücke selbst verfaßte. In einem Verzeichnisse des Archives finden sich in der Seit von 1650- 1780 beinahe hundert Stücke vor, an denen man den Übergang von den lateinischen Schuldramen bis zu volkstümlichen Aufführungen in der Landessprache deutlich verfolgen kann. Bereits im Jahre 1770 wird

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