Werner Konstantin - Kremsmünster in Wort und Bild

94 gebäudes, etwa an der Stelle, wo im Konviktshofe die Türe zur Rüche führt. Damit stimmen auch die noch vorhandenen Abbildungen des Klosters aus dem Ende des 16. Jahrhunderts, welche dort ein ein¬ stöckiges mit Ziegeln gedecktes Gebäude zeigen, das bis 1651 bestand, wo äbt Buechauer den ganzen Wassergrabentrakt, der damals Stal¬ lungen, Brauhaus und Getreidekasten in sich schloß, neu aufführte. In diesem Gebäude befand sich auch die höchste Schule, die Kremsmünster im Laufe der Jahrhunderte besaß, die Ritterschule oder die k. k. adelige Akademie, wie sie damals genannt wurde. Sie war die erste adelige Erziehungsanstalt dieser Art in Österreich, wurde von dem eifrigen Förderer der Studien Abt Alexander III. Fixlmillner begründet, von der Kaiserin Maria Theresia durch ein eigenes Diplom 1744 bestätigt und bestand bis 1789. Der Sweck dieser hohen Schule war, adeligen Jünglingen eine christliche Erziehung zu gewähren und sie zum Staatsdienste vorzubereiten; da¬ rum wurden philosophische, juridische und militärwissenschaftliche Vorlesungen gehalten, besonders aber auch die mathe¬ matischen und naturwissenschaftlichen Fächer mit regem Eifer betrieben. Auf die standesgemäße Schulung und gesell¬ schaftliche Bildung der vornehmen jüng¬ linge wurde besonderes Gewicht gelegt und darum eigene Lehrer für die mo¬ dernen Sprachen sowie für den Fecht¬ und Tanzunterricht angestellt; auch zur Betätigung der Reitkunst und Teilnahme an den Stiftsjagden wurde Gelegenheit geboten. Von den Söglingen, die zu den Abt Alexander III. Fixlmillner berühmtesten Adelsgeschlechtern Öster¬ (1731—59), Erbauer der Sternwarte, reichs gehörten, haben sich noch 240 aus¬ Begründer der Ritterakademie. gezeichnete Dortraits in den Räumen der Sternwarte erhalten. An diesen fein und vornehm sie gekleidet waren, Bildern sehen wir noch, wie mit zierlichen seidenen Westen, reichgestickten Röcken, pelzverbrämten, der Seite. Zur Unterhaltung war ein roten Mänteln und Degen an eigenes Billard= und Kartenzimmer, wie auch ein Ballspielraum vor¬ gesehen, zur Bedienung hatten sie eigene Lakaien, die ihnen sogar die Bücher in die Kollegien nachtragen mußten. Im Winter wurden Schlitten¬ fahrten unternommen, im Sommer Ausflüge auf die Schlösser und benachbarten Pfarreien; im Stiftshofe selbst bisweilen Scheibenschießen und dem Seitgeiste entsprechend Hasen= und Fuchshetzjagden veranstaltet.

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