Werner Konstantin - Kremsmünster in Wort und Bild

93 häufig auch zur späteren Aufnahme als Ordensmitglieder vorbereitet wurden. Sie wohnten in der sogenannten „Knabenkammer“ unter der Aufsicht eines Magisters, hatten bei Festlichkeiten Pagendienste zu leisten und bekamen ihr Essen in der „Türniz“ am Schuelertisch. Durch Abt Buechauer wurde das Museum erweitert, ja äbt Fixlmillner schuf sogar eine zweite Abteilung desselben in den Räumen unter der Studentenkapelle. Aus Ersparungsrücksichten wurde diese Anstalt später sehr eingeschränkt, wiederholt ganz aufgehoben und die am Chore mitwirkenden Schüler durch Freitische entschädigt, bis sie im Sommer 1906 durch äbt Leander wieder ins Leben gerufen wurde. Neben diesem Museum ist wohl die theologische Lehranstalt, wo nach klösterlicher Sitte der junge Nachwuchs im eigenen Hause erzogen wurde, die älteste Schule gewesen, die allerdings mit größeren Unter¬ brechungen bis zum Jahre 1813 bestand. Aber nicht nur eigentliche Klosterschüler und künftige Ordens¬ mitglieder, auch weltliche Söglinge und adelige Jünglinge drängten sich immer zahlreicher zu den Schulen Kremsmünsters. Neben der Urbar¬ machung des Bodens und Bekehrung der Bevölkerung zur christlichen Kultur wurde ja nach dem alten Prinzip des Ordens Unterricht und Erziehung der Jugend seit den Tagen der Gründung als eine Haupt¬ aufgabe der Mönche betrachtet. Über den Stoff und Umfang des Lehr¬ gutes an den alten Schulen sind wir durch den Inhalt unserer hand¬ schriftlichen Codices, die eine Reihe ganzer Lehrbücher des frühen Mittelalters oder Auszüge daraus enthalten, ziemlich gut unterrichtet. In der „niederen“ oder katchetischen Schule wurde Unterricht im Lesen, Schreiben, Rechnen und in der Religionslehre gegeben. In der „inneren“ oder Konventschule, die auch weltliche Söglinge besuchten, wurden vorzugsweise die „Septem artes“, die sieben freien Künste, deren Kenntnis man für den freien Mann als notwendig erachtete, tradiert. Juerst das Trivium, welches Grammatik (latei¬ nische Sprache), Dialektik (Lehre des richtigen Denkens) und Rhetorik (Redekunst) umfaßte; in den höheren Jahrgängen die Gegenstände des Quadriviums, Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik. Die Lektüre der lateinischen Klassiker wurde von jeher eifrig betrieben; außer den jetzt eingeführten wurden noch verwendet für Sprachlehre Donat und Priscian, für Beredsamkeit Quintilian; neben Cicero und Dirgil, denen die höchste Bedeutung zugemessen wurde, las man besonders eifrig die Romödien des Terenz, die epischen Gedichte des Statius und Lucanus, von denen zahlreiche Ab¬ schriften und Exemplare vorhanden sind, sowie die Distichen des Cato, die Fabeln des desop und Phädrus eine beliebte Lektüre waren. Der Platz dieser alten Schulen war, wie wir aus dem Urbar des Hofrichters Finsterwalder wissen, zwischen dem Brauhaus und den Stallungen am Wassergraben, also in der Mitte des jetzigen Konvikts¬

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