Werner Konstantin - Kremsmünster in Wort und Bild

90 auch die Tage des Jahres, die Mondesphasen, die Bewegung der Sonne im Tierkreis und die Drehung des Fixsternhimmels angibt; außerdem ist sie mit einem genauen Schlagwerk und einem Wecker versehen. Unter den geschmackvollen älteren Einrichtungsstücken verdient Beach¬ tung: ein schwarzer Sierkasten mit Füllung aus Ruinenmarmor, ein Schrank mit dem Wappen des Erbauers des Abteitraktes Alexanders a Lacu aus dem Jahre 1601, sowie einer in feiner Boulearbeit mit Bildern aus der Heiligen Schrift auf Goldgrund; endlich das älteste Möbelstück des Hauses, ein Schrank aus dem Jahre 1591 mit pracht¬ voller Intarsiaarbeit in schönen Renaissanceformen. Der elegante Empfangssalon der Sommerabtei mit pracht¬ voller Aussicht auf das Kremstal mit dem abschließenden Gebirge ist nach dem Geschmacke der damaligen Zeit vom Fußboden bis zur Decke vollständig mit Bildern bedeckt, von denen wohl die meisten Kopien sind, eine Anzahl aber doch bedeutenden Kunstwert haben. Das aus¬ druckvolle Gemälde eines alten Mannes, der sich beim Feuer wärmt, von Joachim Sandrart, „Der Winter“, trägt noch die Spuren der Kunstliebe des französischen Generales Le Courbe an sich, der zu Weihnachten 1800 hier einlogiert war und einige Andenken nach Paris mitnehmen wollte. Bemerkenswert ist noch ein prächtiger Eberkopf von Hamilton, vier Reitergefechte von Rugendas, die Geißelung des Herrn von Lukas Kranach, der heil. Ignaz und Philipp Ner von Tiepolo, Adam und Eva von Solimend, zwei große Stilleben mit Federwild von Adrian van Utrecht (1599—1651), vortreffliche Ropien nach Murillo, Roos, Schalcken, Landschaften und Genre¬ bilder nach Backhuysen, de Delde, Teniers, Douw, Ostade, französische Rokokobilder nach Watteau und Lancret, Blumen¬ stücke nach de heem und Huysum usw. In ähnlicher Weise ist das nächstfolgende Kabinett an allen vier Wänden von oben bis unten mit Kupferstichen ausgekleidet, was für die Betrachtung der feinen Druckwerke wohl nicht praktisch ist, aber durch die feine Tönung der vielen Rahmen in Grün und Gold eine recht freundliche und harmo¬ nische Wirkung hervorbringt. Bedeutend sind die sechs großen Stiche der Alexanderschlachten nach Le Brun von den französischen Meistern Gérard, Audran und Edelink; die Hpostel und Dortraits von Pitteri, die acht holzschnitte aus der großen Passion von Dürer, Arbeiten von Aldegrever, Sadeler und Sandrart, treffliche Federzeichnungen nach Rubens von P.IIdephons Schnepf. Im zweiten Stock des Gasttraktes, der durch ein schönes Gitter des heimischen Kunstschmiedes Melchior Preisinger um 1700 ab¬ geschlossen ist, ließ äbt Alexander Straßer zum Empfang hoher Gäste fürstliche Appartements herrichten, und schmückte das sogenannte Kaiserzimmer mit prachtvollen Gobelins aus, die er 1678 von Alessandro und Marco Foresandi in Wien gekauft hatte. Diese kost¬

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2