Werner Konstantin - Kremsmünster in Wort und Bild

84 durch den baulustigen äbt Erenbert Schrevogl 1675 geschaffen; die Bibliothek zählt jetzt rund 100.000 Bände, 910 Handschriften und 886 Wiegendrucke. Wir betreten die Bibliothek durch das Seitschriften=Simmer, in welchem einige beachtenswerte Bilder hängen. Swischen den Fenstern stellen zwei Bilder von dem Garstner Maler Josef Gottfried Prechler (1722) die Verherrlichung des Benediktiner=Ordens dar; das erste ent¬ hält, ausgehend vom heil. Benedikt, Maurus und Plazidus, den Stamm¬ baum der Mitglieder, das zweite die Ausbreitung und Tätigkeit des Ordens von Monte Cassino aus über alle Teile der Erde. Darunter hängen zwei fein ausgeführte ganz ähnliche Darstellungen, wie ein Mönch (Karl V.) von seiner Selle auf das Treiben der Welt blickt; sie stammen von dem bekannten Wiener Genremaler der Biedermeierzeit Deter Fendi (1796—1842). Sehr fein sind auch einige mythologische Aquarelle, Apollo und die Musen, Neptun mit dem Dreizack von J. Werner (1666) ausgeführt; über der Türe Spital a. Dyhrn im Gebirge, daneben ein barockes Altarbild mit den Heiligen: Georg, Nikolaus, Wolfgang. Unsere Bibliothek besitzt keinen Riesenprunkraum, wie ihn die Kunst der Barockzeit in der Hofburg, in Admont und St. Florian, wie in manch anderem Stifte geschaffen hat, wo sich überall ein mächtiger Hauptraum mit zwei Stockwerken und mit herumlaufender Galerie befindet. hier haben wir eine eingeschossige, nahezu 70 m lange Raumanlage mit vier nur schwach angezeigten Abteilungen, die mit der Aussicht nach Südken über dem neuerbauten Refektorium im Barock¬ stil errichtet wurde. Die reichen, üppigen Stucco=Sierden an der Decke und den Gesimsen stammen von dem Italiener Girolamo Alfieri, die satten Freskobilder von dem Salzburger Hofmaler Christoph Lederwasch, der dafür 200 fl. erhielt und von dem Münchner Mel¬ chior Steidl. Dies ist der einzige Raum des Stiftes, wo die barocken Wandverkleidungen und Deckenfresken etwas drückend wirken, wei sie dem Beschauer zu nahe gerückt sind, sie gehörten in Räume von der Höhe des Kaisersaales. Die geräumigen Bücherkästen aus Nußholz mit eingelegten Dilastern, zierlichen Kapitälen und einer schönen Be¬ krönung aus vergoldetem Schnitzwerk tragen Tafeln mit den Buch¬ staben des lateinischen und hebräischen Alphabetes, während die breiten Tafelkästen in der Mitte und die Regale unter den Fenstern mit griechischen Seichen versehen sind. Die ältesten Einbände der Hand¬ schriften bestehen zumeist aus weißem Schaf= und Schweinsleder, das über einen holzdeckel geschlagen ist; später erscheinen braune Lecker¬ bände mit Einpressungen von zahlreichen Tier= und Pflanzenornamenten, versehen mit Buckeln und Schließen von Metall. Seltener sind rote Schaflederbände, wie z. B. der Codex des alten Urbariums von 1304, welches ein Verzeichnis der Stiftsgüter und Abgaben enthält. Pergament

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