Werner Konstantin - Kremsmünster in Wort und Bild

lung mehrere mit Legionszeichen versehene Ziegeln, Stücke von Ton¬ scherben und roter „Terra sigillata“ aus Gebäuderesten bei Eberstallzell, wo wahrscheinlich, die große Militärstraße vorbeigegangen ist, die von Wels (Ovilava) über Vetoniana (bei Detenbach), Tutatio (bei Klaus) über den Dyhrnpaß führte. Außerdem befindet sich in der Sternwarte der Grabstein eines römischen Reiteroffiziers und in der numismatischen Sammlung werden 12 Münzen aus Gold, 842 aus Silber und 720 aus Bronze aus der Seit der Römerherrschaft aufbewahrt; Münzfunde aus unserer nächsten Umgebung wurden gemacht beim „Wagner in der Luft“ an der Riederstraße, bei Eberstallzell, beim „Wirt im Holz“ (Satt¬ ledt) und bei Mühlgrub. Nach dem Untergang des römischen Weltreiches und den ersten Anfängen des Christentums in den Donauprovinzen, über die in den unruhigen Seiten der Dölkerwanderung noch tiefes Dunkel schwebt, stellt sich die Gründung des Klosters Kremsmünster als eine der ersten Stappen christlich=germanischer Kultur dar in dem Gebiete, das sich später zum Stammland eines der größten Reiche von Europa entwickeln sollte. Nach neuerer Auffassung der Geschichtsforscher war unser Heimat¬ land zu dieser Seit nicht etwa nur ein bayrisches Kolonialland, wie gewöhnlich angenommen wird, sondern es war schon im sechsten und siebten Jahrhundert ein Stück des Herzogtums Bayern selbst, dessen östliche Grenze man in dieser Zeit bis zur Enns verlegen muß. Das kräftige Dolk der Bajuwaren drang unter dem einheimischen Geschlechte der Agilolfinger siegreich gegen die windischen Slawen vor, welche unter dem damaligen Namen Karantanen (Slovenen) den Traungau zum größten Teil besiedelt hatten. Nach einem Siege, den Herzog Tassilo IIl. erfocht, machte er diese Dölkerschaften zinspflichtig und gründete 5 Jahre später, 777, als Hort des Christentums und als Zentrum der germanischen Kultur die klöster¬ liche Niederlassung an der Krems, die er reich mit Gütern und Rechten ausstattete. In der deutschen Abschrift des Stiftbriefes, die uns in einem Kopialbuch von 1475 erhalten ist, heißt es „durich die ewigen Lieb und durich die erschreklichen Doricht (Furcht) des ewigen leyden, auf daß ich vermeyden mög die wonung des teufels und daß ich verdienen mög zu haben ain wonung bey Christo dem Herren, hab ich durch¬ leuchtiger mann Tassilo, hertzog der Bayern, in dem dreysigsten Jahr meynes fürstentumbs erpauet ain kloster bey dem Wasser, das da hayst die krembs, in den eren (Ehren) des Haylants der welt. Auch hab ich dahin gesetzt ainen Abt, der genant ist mit namen Dater mit zuegeainigten Münichen (mit den dazu gehörenden Mönchen). Kremsmünster bekam von seinem Stifter eine so reiche Dotation an Gütern und Besitzungen, ein so weites Feld für seine Missions¬ tätigkeit und Kulturarbeit nicht nur an den Ufern der Krems, des

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