Werner Konstantin - Kremsmünster in Wort und Bild

66 reichert hat. Drei Landschaften, 197, 199, 201, bilden die passende Um¬ gebung des großen Gemäldes von Rosa da Tivoli. Die vier bewegten Reitergefechte von L. D. Bouchot, welche Kampfszenen aus verschiedenen Seiten und mit allen möglichen Waffen¬ gattungen vorstellen, gehören schon der neueren französischen Historien¬ malerei an. Ebenso stellen die vier gleich großen Querbilder 206, 207, 209, 210. Lagerszenen mit Soldaten und Reitern, Troß und Mar¬ ketenderinnen vor Selten und Hütten dar, ganz im Stile des Philipp Wouwerman, der eine besondere Dorliebe für diese Stoffe hat. Das große Tierstück, 208, mit den Schafen ist von Rosso de Rossi (1496—1541), der im Schlosse zu §ontainebleau als „Maitre Roux“ tätig war. Betrachten wir nun das größte fast 4 m lange Galeriestück „Ita¬ lienischer karneval“, 204, von Frederick van Dalckenborch um 1600, welches von Latinover für sehr wertvoll bezeichnet wurde. Die Darstellung des Riesengemäldes führt uns in zahlreichen Szenen mit Hunderten von §iguren den Glanz und die festliche Dracht, aber auch die tolle Ausgelassenheit, die bis zur Zügellosigkeit geht, des italie¬ nischen Karnevalstreiben, wie es im siebzehnten Jahrhundert üblich war, vor. In der Mitte des großen Platzes, dessen Hintergrund stilvolle Dalazzi mit Loggien und alte Kirchenbauten bilden, findet eine ganze Belagerung statt; aus einem burgartigen Bau brechen die Ungläu¬ bigen, durch Turban und Halbmond gekennzeichnet aus und kämpfen gegen die zahlreichen, gewappneten Ritter und Knappen; vor der Kirche findet ein festliches Turnier und eine Hetzjagd statt; ganz im Dordergrund ziehen die groß ausgeführten Figuren eines stattlichen Maskenzuges vorüber, neben adeligen Herren und feinen, zierlichen Damen, wohlbekannte Volksgestalten, wie der Quacksalber mit seinen Medizinen, der zopfige Gelehrte mit der Perücke, ferner mythologische Gestalten wie der prächtige Perseus mit geflügeltem Rosse, ein stolzer Alexander mit antikem Federbusch und viele andere schnurrige Ge¬ stalten; die zahlreichen, oft recht derben und ausgelassenen Volks¬ belustigungen, wie sie sich teilweise bis heute auf Jahrmärkten er¬ halten haben, wird man sich selbst mit Vergnügen heraussuchen. Der Künstler gehört zu der angesehenen niederländischen Künstler¬ familie der Dalckenborch vom Ende des sechszehnten und Anfang des siebzehnten Jahrhunderts, von denen eine Reihe von herrlichen Monats= und Jahreszeitenbilder in der Wiener Galerie sind. Lucas der älteste Brudker wurde vom Erzherzog Matthias nach Linz berufen und dort viel beschäftigt, von Maerten hängt jetzt noch das schöne Landschaftsbild „Der Oktober“ in der oberösterreichischen Landesgalerie; unser Gemälde wurde von Abt Schrevogl 1685 aus der Graf Kheven¬ hiller'schen Verlassenschaft angekauft. Zu dem Kreise der Rudolfinischen Meister, die der kunstliebende Kaiser um 1600 an seinem Prager Hofe um sich versammelte, gehört

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