Werner Konstantin - Kremsmünster in Wort und Bild

65 aus den gewaltigen, heroischen Landschaften eines Ruisdall, spricht auch aus unserem Gemälde ein zarter Hauch von Melancholie, da der Gegensatz zwischen der Ohnmacht des Menschen und den zerstörenden Kräften der Natur hervortritt. Beim ersten §enster: 170, 171, Zwei Stilleben. 169, 172, Barock¬ bilder mit Szenen aus der römischen Geschichte: Dirginia wird von ihrem Dater getötet; Curtius stürzt sich gewappnet in den Abgrund. Zwischen zwei kleinen Blumenstücken hängt 173. Mäcchen mit La¬ terne von Gottfried Schalcken (1643—1700), der durch seine Nacht¬ stücke bekannt ist; auch unser vorzüglich erhaltenes Bild zeigt den ausgezeichneten Beleuchtungseffekt, der von der Kerze in der großen runden Laterne ausgeht. Am Fensterpfeiler eine treffliche Kopie nach van Dyck, Grablegung Christi von dem Tiroler Deter Strude (1660—1714), der die Wiener Kunstakademie begründete. Unter den beiden Tierstücken, 179, 180, zwei Gemälde von dem bekannten Augs¬ burger Maler Johann Heinrich Schönfeld (1609—1675), von dem sich in zahlreichen Kirchen und Schlössern in Süddeutschland Werke finden. 178, hebung eines vergrabenen Schatzes. 181, Hirtenszene, beide mit italienischer Landschaft. Die prachtvoll ausgeführte büßende Magdalena 183, deren reiches, welliges Haar über den blendend weißen Oberkörper malerisch herabfließt, hängt etwas ungünstig am Pfeiler zwischen den Fenstern; sie gehört schon der spätitalienischen Deriode an, von Francesco Solimena (1657—1747) aus Neapel, einem Nachfolger des Giordano Luca, der nebst anderen kostbaren Gemälden „Aurora und Rephalos im Goldkabinette des Belvedere ausgeführt hat. 187, Brustbild eines Mannes mit Kerzenleuchter. Die beiden netten Querbilder, 186, 189, welche die Tätigkeit eines Arztes in zwei ganz ähnlich ausgestatteten Räumen darstellen, erinnern an die feine Kabinettkunst des Holländers Gerard Douw, der so treffliche Gestalten des Alltags vom Markte und von Haus und Hof geschaffen hat. Wie bei der bekannten „Wassersüchtigen“ im Louore, betrachtet ein Arzt, 186, nachdenklich die Flüssigkeit, welche eine Frau hereingebracht hat, die mit bekümmerter Wiene auf die wichtige Ent¬ scheidung wartet; das Gegenstück bietet eine Fußoperation, 189, bei welcher derijunge Patient schmerzhaft das Gesicht verzieht; köstlich ausgeführt ist das Interieur des Doktors mit rundem Tisch am Kamin mit Globus, Totenkopf, Büchern, Phiolen, die emsigen Gehilfen, welche Dulver stoßen, Arzneien brauen und Salben schmieren. Die beiden hübschen Hirtenszenen, 185 und 190, rühren von dem durch sein abenteuerliches, romanhaftes Leben bekannten neapolitanischen Maler Salvator Rosa (1615—1673), welcher im Gefolge des großen Ribera und Caravaggio, als der letzte italienische Meister betrachtet wird, der die Kunst noch durch originelle, persönlich empfundene Werke be¬

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