Werner Konstantin - Kremsmünster in Wort und Bild

63 drei Szenen: 1. Wettkampf zwischen Apollo mit der Lyra und Mar¬ syas mit der Flöte vor den neun Musen; der ungeschickte Schieds¬ richter König Midas mit den Eselsohren. 2. Hermes tötet den Argos, der die weiße Kuh zu bewachen hatte, in welche Jupiters Geliebte Jo verwändelt worden war. 3. Herkules ringt mit Antäos, dem Sohne der Erde. Rechts: 1. Der Rat der olympischen Götter. 2. Denus mit Mars und Dulkan. 3. Heneas flieht mit Anchises aus dem brennenden Troja. Diese sehr geschmackvollen und harmonisch zu¬ sammenwirkenden Deckengemälde wurden von dem heimischen Maler aus dem Kremstale Christian Cnöris von Neuhofen, der wegen der Ausführung von Wappen, Symbolen und Bildern in unseren alten Kammereirechnungen häufig erwähnt wird, im Jahre 1623 ausgeführt. In dem Schaukasten der Mitte befinden sich die Ehren¬ geschenke, welche dem Stifte zum 1100jährigen Jubiläum im Jahre 1877 überreicht wurden. 1. Die kunstvolle Adresse des ober¬ österreichischen Landtages mit zierlichen Wappen und Siegeln von dem Linzer Künstler 1. Kaiser, in einem gotischen Schweinsleder Einband. 2. Das Album mit Photographien von 800 ehemaliger Zöglinge der Lehranstalt in einer schönen Kassette mit silbernem Renaissancerahmen. 3. Eine Sammlung von meisterhaften Aquarellbildern, welche die Pfar¬ reien und Besitzungen des Stiftes darstellen, ausgeführt von dem Stiftskapitular P. Alan Preinfalk. An der Eingangswand betrachten wir die beiden mächtigen Galeriebilder: 137, Raub der Proserpina (Persephone), der Tochter der Ceres, welche von Pluto, dem Gotte der Unterwelt, auf goldenem Wagen mit schwarzen Dferden entführt wurde, während sie mit ihren Gespielinnen Blumen pflückte. In dem etwas theatralisch gehaltenen Gemälde ist besonders die feine jugendliche Gestalt des Mädchens, voll Bewegung und Unwillen, aber einem solchen Räuber gegenüber ohnmächtig, sehr ansprechend. Bedeutend ruhiger wirkt die Rompo¬ sition des Gegenstückes, wo die schöne helena in Abwesenheit ihres Gatten Menelaus von Paris zum Schiffe entführt wird. Die reich geschmückte, behende Frauengestalt mit dem runden Haupt und dem blauschwarzen haar zeigt ganz den Typus einer hübschen, jungen Toskanerin; oberhalb schwebt Denus mit den Tauben als Beschützerin des Paares. Beide Bilder stammen von dem Neapolitaner Giordano Luca (1632—1705), einem der fruchtbarsten Schnellmaler Italiens, von dem sich auch in Wien eine Anzahl von großen Gemälden mit gro߬ artigen, bewegten Szenen, wie „Der Engelsturz“ und „Der bethlehemi¬ tische Kindermord“ befindet. Er führt den Künstlernamen Fapresto, weil ihm sein Dater bei der Arbeit häufig zurief: „Luca, sa presto!“ („mache schnell!"). Unter der Droserpina hängen vier herzige Bilder, 142—145, welche zur Schule der niederländischen Kleinmalerei im Stile der

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