Werner Konstantin - Kremsmünster in Wort und Bild
Stätte von Europa messen kann, in weiteren Kreisen bekanntzumachen und den fremden Besuchern zum Geleite zu dienen. In zweiter Linie soll dieser Führer aber auch ein kleines Heimat¬ buch sein für die Jugend unserer Gegend, sowie ein Gedentbuch für die Söglinge unserer Anstalten, das sie sich zur Erinnerung mit¬ nehmen, wenn sich nach Dollendung ihrer Ausbildung die Pforten der alten Lateinschule hinter ihnen schließen; Wort und Bild dieses Büchleins mögen ihnen dann, wenn sie als reife Männer im Kampfe des harten Lebens stehen, die heiteren und glücklichen Stunden ins Gedächtnis zurückrufen, die sie hier im Frieden der Klostermauern des alten Bene¬ diktinerstiftes unbesorgt verbringen konnten. Von diesem zweifachen Standpunkte aus wurde von einer ein¬ gehenden Behandlung der Hausgeschichte, welche für die breiten Schichten der Bevölkerung weniger Bedeutung hat, abgesehen und auch auf eine wissenschaftliche Kritik in der Behandlung der älteren Derioden und einzelner Sagen nicht eingegangen. Dagegen wurde alles, was für die Kunstgeschichte unseres hauses und für die Heimatforschung von Bedeutung ist, im engen Rahmen möglichst verwertet; in diesem Sinne wurde zur Belehrung unserer Jugend manche, vielleicht über¬ flüssig erscheinende, Erklärung beigefügt, auch Tradition, Sage und volkstümliche Überlieferung wieder mehr verwertet als in vergangenen Seiten einer hyperkritischen, rein rationalistischen Forschung geschehen ist, wo man sich förmlich fürchtete, etwas anderes zu bringen als trockenes, dürres Urkundenmaterial. Aus den herzlichen Worten des Willkommgrußes, den wir an die Spitze unseres Geleites gestellt haben, spricht aber auch der Geist, von dem die Mitglieder des alten hauses, wie die Bewohner des freundlichen Ortes stets erfüllt waren. Christliche Gesittung und edle Menschenliebe, friedliche Kulturarbeit und echte, deutsche Gemütlichkeit, Kunst und Wissenschaft haben hier, wo die hohen, langen Fronten des Münsters mit dem alten Wahrzeichen der Sternwarte sich über dem grünen Kremstale erheben, stets ein gastliches heim gefunden. Haben sich auch durch die unseligen Folgen des Weltkrieges und den Zu¬ sammenbruch unseres alten Daterlandes unter dem Ansturm der Feinde die Verhältnisse gründlich geändert, so setzen doch Abt und Mitglieder des Stiftes nach dem bewährten Benediktiner Wahlspruch: „Ora et labora!“ (Bete und arbeite) ihre friedliche Kulturarbeit unentwegt fort und bemühen sich aus allen Kräften auf dem Gebiete der Seelsorge und der Erziehung, auf dem Felde der Verwaltung und der Wissenschaft zum Wohle des Dolkes und des Staates Ersprießliches zu leisten. Kremsmünster, am 1. Mai 1929. Dr. Konstantin Werner Drofessor am Stiftsgymnasium.
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