Werner Konstantin - Kremsmünster in Wort und Bild

51 Schmucke der alten Altäre des Gotteshauses ausgeführt wurden; zwei von diesen trefflichen alten Werken hängen heute noch über den Seiten¬ altären der Frauenkapelle „Mariae Verkündigung“ und „Geburt Christi“ Recht beachtenswert ist das schöne Bild links in der Mitte, welches auf dem Dostamente der Säule die Signatur I. des Lukas van Leyden (1494—1533) trägt, „Die heil. Familie“ Dor einer hübsch ausgeführten Nischenarchitektur befindet sich die heil. Familie, das Kindlein streckt die Händchen nach einem Korb mit Früchten aus; be¬ onders auffallend die Gestalt des heil. Josef mit großer Kappe und die reichgeschmückte Frau mit blauer Haube, welche den Rücken kehrt. Durch die liebevolle Darstellung vieler Einzelnheiten wird die abge¬ rundete religiöse Komposition fast zum Sittenbilde, Lucas van Leyden war ja ein hervorragender Kupferstecher. Die darunter hängenden ovalen Bildchen 130, 131, „Anbetung der Hirten“ und der „Heil. drei Könige“ sind auf Kupfer gemalt, wie auch manche andere unserer Sammlung. Kupfer als Malgrund wurde in den Niederlanden und in Deutschland zu Anfang des siebzehnten Jahrhunderts besonders für Bilder kleineren Formates häufig verwendet. Recht interessant ist das große Querbild r. von der Türe, 83, „Anbetung der Hirten". Vor einer malerischen Ruine liegt auf einer Truhe, die mit Füllhorn und Amoretten geschmückt ist, das nackte Kindlein; I. die heil. Jungfrau mit Schleiertuch und blauem Kleid mit Goldsaum, r. der heil. Josef, wie ein holländischer Landmann mit grober Filzkappe. Beachtenswert auch die Staffagefiguren der Hirten mit roten, spitzen hüten, sowie der fein ausgeführte bläuliche Hintergrund. Man dachte an die Manier des michael Wolgemut, welcher der Lehrer und des Hans von Kulmbach, welcher der Schüler Dürers war. Mit Rücksicht auf den Hintergrund denkt Latinover!) an den Schüler Patinirs Herri mit de Bleß um 1500, der diesen Zunamen von einem weißen haarbüschel auf dem Scheitel hatte. Auch die vollendete Ausführung der Staffage stimmt zu seiner Manier; er hielt sich lange in Italien auf und wurde dort „Civetta“ (Käuzchen) genannt, auch Wien besitzt von ihm mehrere Bilder. Die übrigen Bilder: 127, „Johannes der Täufer“ von dem Maler Franz Thomas, ebenso ein Bild beim Fenster. 134, Tod des heil. Josef von dem bekannten Barockmaler Michael Rottmayr (1654— 1730). 82, Der heil. Sebastian, eine Ropie des ausgezeichneten Bildes der Lichtensteingalerie in Wien von Giacomo Lavedone (1577—1660). Beim Fenster r.: 135, Frau im Lehnfessel, französisches Genrebild en grisaille (grau in grau), aus dem Beginn des 18. Jahrhunderts. 87, Die heil. Elisabeth teilt Almosen aus. Skizze des Altarblattes der Karls¬ 1) Josef Latinover, ein Kunsthändler aus New=York, der besonders auf dem Gebiete der niederländischen Malerei bewandert ist.

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